Ausgabe 10/2007
Ein Blick zurück - ein Blick nach vorn
Vieles wurde erreicht: Im Herbst finden in Hessen wieder Jubilarehrungen statt
"...vielleicht erinnern Sie sich noch an den September 1967", heißt es in einem Brief an Marita Eilrich. Sicherlich erinnert sie sich, genau wie viele, die einen solchen Brief von ver.di bekommen. Sie werden als Jubilare angeschrieben, denn sie sind vor vielen Jahren in die Gewerkschaft eingetreten. Genau 40 Jahre sind es bei Marita Eilrich her, die heute beim DGB-Landesbezirk zuständig ist für Frauenpolitik und Öffentlichkeitsarbeit. Ein wenig wundert sie sich, dass sie nicht mit dem kollegialen "Du" angesprochen wird. "Aber so ist das eben bei Serienbriefen", seufzt sie. Am Jahresende startet aber eine Ehrung - und ein gemeinsamer Gedankenaustausch in Frankfurt.
Neben anderen Gaben wurde Marita die Gewerkschaft in die Wiege gelegt. Ihr Vater arbeitete als Betriebsrat bei Honywell. An seiner Hand noch ging sie zu den Veranstaltungen am 1. Mai, die für die Fünfjährige einen machtvollen Eindruck hinterließen. Als sie ihre Ausbildung zur Verwaltungsangestellten beim Landratsamt in Hanau begann, war es für sie und auch für die dortige ÖTV selbstverständlich, dass sie in die Gewerkschaft eintrat. Dabei ist es geblieben. Das Zwischenspiel bei einem Bauunternehmen war kurz. Fast täglich tönte es in der Mittagspause durch den Lautsprecher: "Frau Eilrich, bitte ins Chefbüro." Jeder wusste, das verhieß nichts Freundliches, weil sie sich für einen Tarifvertrag einsetzte. Nach drei Monaten flog sie raus. Ihren Kolleg/-innen blieb, dass der Tarifvertrag eingeklagt war.
Weitere Stationen; Geschäftsführerin der SPD-Kreistagsfraktion in Marburg-Biedenkopf, Journalistin bei der "Wetzlarer Neuen Zeitung" - und Mitglied der IG Druck und Papier. Ab 1979 beschäftigt beim DGB-Landesbezirk, wo sie mit einem Antrag zur Gleichstellung ausländischer Arbeitnehmer/innen der Beschlusslage etwas zu weit vorauseilte - und prompt Ärger bekam. Es folgten einige Jahre beim DGB-Bezirk Frankfurt, dann bis heute wieder die Arbeit im Landesbezirk.
Die Frauen richten sie auf
"Ich denke zum Beispiel gern an das monatliche ,Blättchen' der IG Druck für den Bezirk Frankfurt. Wer könnte so etwas heute noch finanzieren?" Unvergessen die großen Streiks der Drucker - 1984 ganze zwölf Wochen lang für die 35-Stunden-Woche. Da konnte es passieren, dass sich Vater und Tochter morgens um fünf begegneten: er in einer Metaller-Delegation und sie vor einer bestreikten Druckerei. "Und wohin marschieren wir heute in der Arbeitszeit?"
Die Frauen, so sagt sie, richten sie immer wieder auf. In der Frauenpolitik liegt seit Jahren der Schwerpunkt von Marita Eilrich. Sie blickt zurück mit Stolz - nicht nur auf die eigene Arbeit. In Hessen gab es von Beginn an Frauensekretärinnen. Der DGB Hessen entwickelte den ersten Frauenförderplan. Vieles wurde erreicht. Vieles steht aber erst auf dem Papier. Und die Realisierung ist beschwerlich. Zu wenig hauptamtliche Kraft wird in diese Arbeit gesteckt. Hier hält sie ein Umdenken für erforderlich. Aber wenn sie den zupackenden Elan der Kolleginnen erlebt, wird ihr nicht bange.REB