FOCUS 39/2007

Riese in der Krise

Der Berliner Gewerkschaftsforscher Hans-Peter Müller macht bei Bsirske zunehmende Isolation aus: "Sommer hat kapiert, dass die Linkspartei die Gewerkschaften zur Ersatzpartei machen will, bei Ver.di braucht man wohl noch länger. Bsirske und Kollegen sehen das offensichtlich noch anders." Und das dürften Lafontaine & Co. nutzen.


HANDELSBLATT 28. SEPTEMBER 2007

Nüchterne Realität

In den Gründungsjahren galt das Verdi zugrunde liegende Konzept der "Multibranchengewerkschaft" Vielen [...] als Zukunftsmodell, weil es besonders gut auf eine ohnehin immer stärker fragmentiertere Unternehmens- und Arbeitswelt zugeschnitten schien: Anders als eine Kleingewerkschaft mit begrenzten Ressourcen würde eine solche Organisation je nach Bedarf auch in kleinen Teilbereichen die Macht einer Großgewerkschaft für die Interessenvertretung in die Waagschale werfen können, so die Idee. Dass die Realität vielfach ernüchternder ausfiel, hat freilich nicht allein mit Organisationsmängeln und widerspenstigen Berufsverbänden zu tun. Während die IG Metall derzeit in einer boomenden Industrie aus den Vol- len schöpfen kann, hat es Verdi tarifpolitisch überwiegend mit Problemfeldern zu tun: Die zwei größten Tarifbereiche sind der öffentliche Dienst und der Einzelhandel - beide winken trotz Aufschwung nicht gerade mit großen Spielräumen für die Lohnpolitik.


WIRTSCHAFTSWOCHE ONLINE 2. OKTOBER 2007

Sozialromantiker

In Leipzig wurde überdeutlich, dass die vom öffentlichen Dienst dominierte Gewerkschaft in der globalisierten Welt nicht angekommen ist und sich in eine wohlige Sozialromantik flüchtet, die das eigene Gewissen beruhigt, aber den Mitgliederschwund kaum stoppt. Mit dieser Strategie schafft es Verdi bestenfalls, die Alt-Mitglieder zu binden. Doch Verdis Problem ist eben auch, dass die Gewerkschaft mit ihrer Politik keine neue Mitgliederklientel erschließen kann.


DIE TAGESZEITUNG 6./7. Oktober 2007

Umarmungstalent

Der neue alte Ver.di-Boss ist der große Integrator, und die Ver.dianer stehen geschlossen wie selten hinter ihm - das hat nicht zuletzt die Wiederbestätigung im Amt mit dem fulminanten Ergebnis 94,8 Prozent gezeigt. Auf dem Bundeskongress ließ sich Bsirskes Umarmungstalent immer wieder beobachten: Er herzt Kolleginnen, die Geburtstag haben. Er federt mit großen Schritten vom Podium, um schnell im Plenum eine Hand zu schütteln. Er gibt jedem das Gefühl, ihm wirklich zuzuhören. Dafür lieben sie ihren Frank.