FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND 31. JANUAR 2008

Zitat des Tages

Ich habe nicht vor, während der Tarifrunde in Kur zu gehen.

Frank Bsirkse, Chef der Gewerkschaft Verdi, in Anspielung auf Manfred Schell, den Vorsitzenden der Lokführergewerkschaft GDL. Schell war während des Tarifstreits der Bahn in Kur gegangen.


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG 14. FEBRUAR 2008

Lohn der Tüchtigen

Ganz zu Unrecht beklagt Verdi-Chef Frank Bsirske nicht, dass sich die Staatsdiener ihre Gehaltserhöhungen nach dem Willen der Arbeitgeber weitgehend selbst finanzieren sollen. Dennoch darf er sich angesichts der weiterhin hohen Verschuldung der Kommunen und der sonst drohenden Auslagerung weiterer Aufgaben einer schrittweisen Einführung der 40-Stunden-Woche sowie der besseren Dotierung des Topfs für die Leistungsprämien nicht verschließen. Beides macht nämlich den Lohnkuchen größer - und belohnt die Tüchtigen.


DIE TAGESZEITUNG 15. FEBRUAR 2008

Nicht hinten anstehen

Die Zahl der Streiktage hat in Deutschland in den vergangenen Jahren wieder zugenommen. Die Arbeitskämpfe stehen in Konkurrenz untereinander um mediale Aufmerksamkeit. So wie die Gewerkschaften selbst. Wenn die Lokführer mit ihrem Berufsverband GdL erkleckliche Gehaltssteigerungen durchsetzen können, darf Ver.di im Tarifstreit erst recht nicht hinten anstehen. Für die Gewerkschaften ist dabei nicht so wichtig, dass die Menschen tatsächlich unter dem Arbeitskampf leiden, sondern dass die Medien groß darüber berichten und so öffentlicher Druck entsteht.


SÜDDEUTSCHE ZEITUNG 18. FEBRUAR 2008

Nichts außer Gebühren

Wenn Verdi den Bogen überspannt, was der Organisation ja nicht fremd ist, haben alle den Schaden. Die Kommunen, weil viele einen überhöhten Tarifabschluss kaum tragen können. Die Mitarbeiter, weil noch mehr Verwaltungen prüfen werden, ob man städtische Aufgaben nicht besser an Private auslagert. Und die Bürger, weil sie von all dem nichts hätten außer höhere Gebühren.


NEUES DEUTSCHLAND 18. FEBRUAR 2008

Schwarze Steuern

Schwarze Schafe gibt es überall. Das gilt für Priester, Gewerkschafter und Manager.

Dieter Hundt, Arbeitgeberpräsident über die Steueraffäre, in die auch der bisherige Postchef Klaus Zumwinkel verwickelt ist.


BERLINER ZEITUNG 5. MÄRZ 2008

Der Wert der Arbeit

Die lange vergessene Selbst- verständlichkeit, dass man von anständiger Arbeit auch anständig leben können muss, hat Verdi mit dem Dreisatz "Gute Leute, Gute Arbeit, Gutes Geld" auf die Streikplakate gedruckt. Sie kann auch bei Nichtmitgliedern auf Zustimmung rechnen. Das umso mehr, als einige Unternehmen und Politiker die neue, alte Wertschätzung der Arbeit und der Arbeitenden noch nicht mitbekommen haben.


HANDELSBLATT 6. MÄRZ 2008

Streik der Politik

Was Verdi & Co. mit ihrem Arbeitskampf im öffentlichen Dienst den Bürgern derzeit zumuten, ist ein milder Vorgeschmack. Und zwar nicht nur auf das, was dem Land durch einen "Totalstreik" der Lokführer blühen kann, einen Streik, der über den Güterverkehr das logistische Rückgrat der Wirtschaft empfindlich trifft. Es ist auch der Vorgeschmack auf eine Zukunft, in der Lohnpolitik zum unkalkulierbaren Verteilungskampf wird.


DIE WELT 7. MÄRZ 2008

Ver.di sei Dank

Dank sei in diesen Tagen an die Gewerkschaft Ver.di gerichtet. Ihr Streik ermöglicht es dem deutschen Stadtbewohner, etwas Seltenes und Kostbares zu erleben: das Gefühl der Bürgersolidarität. Morgens klingelt die Nachbarin an der Tür. Sie bringt ihre Tochter mit dem Auto zur Schule und kann mich an der S-Bahn absetzen. Meine U-Bahn streikt. Unterwegs schimpft sie, die Linke, auf die Gewerkschaft. Schön.


SÜDDEUTSCHE ZEITUNG 8. MÄRZ 2008

Verdi will den Streik

Die Sturheit, mit der Bsirske den Konflikt mit den Arbeitgebern vorantreibt, verheißt nichts Gutes für die nächste Zeit. So hatte die Gewerkschaft schon seit Monaten damit gedroht, Flughäfen und Nahverkehr, Müllabfuhr sowie Kindertagesstätten an den Oster-Feiertagen lahm zu legen. Das ist insofern bemerkenswert, weil zwischen den Warnstreiks und richtigen Streiks eine Schlichtung kommt. [...] Doch darum schert sich Verdi schon nicht mehr, bevor die zwei Schlichter ihre Arbeit überhaupt aufgenommen haben. Das ist dreist.


BILD AM SONNTAG 9. MÄRZ 2008

Berechtigte Forderung

Das Motiv von Busfahrern, Kindergärtnerinnen und Müllmännern, die Arbeit zu verweigern, ist verständlich, ihre Forderung nach mehr Geld berechtigt. Seit drei Jahren müssen sie Einkommensverluste von vier Prozent hinnehmen. Jetzt wollen sie wie Stahl- und Chemiearbeiter, die 5,2 beziehungsweise 7 Prozent mehr ausgehandelt haben, auch am Aufschwung teilhaben. Wenn am Ende nicht ein Plus von 8, wie von der Gewerkschaft Verdi gefordert, sondern etwa 6 herauskommt, kostet das zwar Geld. Aber uns Steuerzahlern sollte ein funktionierender öffentlicher Dienst was wert sein.


WELT AM SONNTAG 9. MÄRZ 2008

Ja zu höheren Löhnen

Es ist nicht nur ein vages Gefühl: An vielen Arbeitnehmern ist der Aufschwung spurlos vorübergezogen.[... ] Insofern ist es verständlich und richtig, wenn Gewerkschaften Nachschläge fordern. Das gilt gerade für die Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst, dessen Beschäftigte besonders knapp gehalten worden sind. Die Finanzminister und Kämmerer bieten bisher kaum mehr als einen Ausgleich für die Inflation. Das ist zu wenig. Wenn nicht jetzt deutliche Lohnerhöhungen, wann dann?