Zusammen mit anderen Neuland betreten ...

Noch jung in der Leitung des Landesverbandes: Agnes Schreieder

Agnes Schreieder

Ganz angekommen ist sie noch nicht. Wie das so ist, wenn frau nach einer Wohnung sucht, das Büro noch nicht ganz eingerichtet ist, aber schon jede Menge Arbeit wartet.

Hamburg kennt Agnes Schreieder eigentlich ganz gut: Die Stadt war Zwischenstation auf dem Weg von Niederbayern nach Schweden, ihrem Lieblingsland, wohin es Agnes immer wieder zog. In Hamburg fand sie auch tatkräftige Unterstützung beim Thema Organizing. Öfter besuchte sie die Kolleg/innen, die hier an dem Projekt und in der Lidl-Kamapgne mitwirkten, für die Agnes Gesamtverantwortung bei ver.di trug.

In Hamburg hat Agnes die Arbeitsbereiche von Dina Bösch "geerbt": den Mitgliederservice und den Rechtsschutz, die Bildungsarbeit und die Arbeit mit den Vertrauensleuten, den Frauen und den Bereich Gleichstellung, die Betreuung der Senior/innen, die Arbeit mit der Jugend, den Meistern und Technikern und Ingenieuren, die Betreuung der Gruppe der Lesben und Schwulen. In diesen Bereichen will sie Bewährtes beibehalten, neue Ideen einbringen und alles zusammen weiter in ver.di vernetzen.

Agnes hat eine klare Vorstellung, was Gewerkschaft ausmacht: Im Kern sind es die Menschen, die sich zur Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen gemeinsam im Betrieb und darüber hinaus engagieren. Gewerkschaften sind dann erfolgreich, wenn sie aktive Menschen finden, vorhandenes Engagement aufgreifen, Räume für Erfahrungsaustausch und Strategiediskussion bereit stellen und Netzwerke zwischen den Betroffenen aufbauen. Jetzt gilt es, viele Menschen für die notwendigen Veränderungsprozesse zu begeistern und geeignete Organisationsstrukturen für die Durchsetzung der gemeinsamen Ziele zu entwickeln.

Möglichkeiten gibt es viele

Agnes Schreieder fordert mehr Offenheit für neue Ideen und Ansätze, da viele der alten Instrumente nicht mehr (richtig) greifen. Ein Beispiel: Beim Streik im Einzelhandel hätten die Arbeitgeber durch den breiten Einsatz von Leiharbeitnehmern den Arbeitskampf unterlaufen. Da gelte es, intelligente und kreative Lösungen zu finden, etwa die Solidarität zwischen Akteuren unterschiedlicher Bereiche zu fördern. Möglichkeiten gibt es viele: Kita trifft Einzelhandel, Müllwerker unterstützen Beschäftigte in Theatern, Kunden mobilisieren, die Verbrauchermacht der eigenen Mitgliedschaft einsetzen oder andere gesellschaftliche Akteure einbinden und Bündnisse auf Zeit bilden. "Diese Dinge müssen nicht immer neu erfunden werden. Wir können vorhandene Potenziale und Schnittstellen nutzen und auf frühere Erfahrungen zurückgreifen."

Dabei ist Agnes Schreieder klar, dass es oft nur in kleinen Schritten vorangeht. Es brauche Beharrlichkeit und die Fähigkeit, sich auch an kleinen Erfolgen aufzurichten. Dieses Beharrungsvermögen bringe sie mit, daneben eine große Portion Offenheit und Neugier: für andere Menschen, neue Ideen, kreative Ansätze in der gemeinsamen Arbeit. "Die gewerkschaftliche Basis stärken und zusammen mit anderen Neuland betreten und Neues entwickeln, das ist meine Triebfeder."

j.-d. bischke-pergande