Ausgabe 08/2008-09
Leserbriefe
ver.di antwortet
Immer auf die Kleinen?
Hallo ver.di PUBLIK,
warum bestreikt ver.di immer wieder ausgerechnet Busse und Bahnen, auf die doch so viele Menschen dringend angewiesen sind? Warum legt ver.di sogar Strecken still, die für Schulkinder unverzichtbar sind? Marianne Hilger, per E-Mail
Liebe Kollegin Hilger, bei Arbeitskämpfen im Öffentlichen Dienst und auch in anderen Bereichen ist es fast immer so, dass es negative Effekte zu Lasten unbeteiligter Dritter gibt. Das sind bei einem Streik der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst nicht nur Kinder, die auf Schulbusse angewiesen sind, sondern auch einkommensschwache Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs, die beispielsweise nicht zum Arzt kommen, weil sie sich kein Taxi leisten können. Familien, die sich auf eine Fernreise freuten, mussten den ver.di-Streik bei der Lufthansa aushalten. Wir nutzen diese Situation jedoch nicht schamlos aus, sondern versuchen, mit Informationen diese Beeinträchtigungen für unbeteiligte Dritte möglichst klein zu halten, ohne dabei unsere Ziele einer angemessenen Entlohnung für gute Arbeit aus dem Auge zu verlieren. Das Recht auf Streiks ist gesetzlich abgesichert, genauso wie die Rahmenbedingungen dafür. Es ist für uns das letzte Mittel, wenn wir auf dem Verhandlungswege nicht weiterkommen.
Birgit Ladwig, Büroleiterin beim ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske
Thema Frank Bsirske
Während unsere Mitglieder auf deutschen Flughäfen für bessere Arbeitsbedingungen und vernünftige Löhne streiken, sitzt der Chef in einem Flugzeug der Lufthansa und fliegt gratis als Mitglied des Aufsichtsrates eben dieser Fluggesellschaft in die Südsee. Um den vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern Mut und Anerkennung zu geben, sollte Frank Bsirske umgehend den Aufsichtsrat bei der Lufthansa durch ein anderes Vorstandsmitglied umbesetzen lassen.Wilfried Dreier, Pattensen
Soviel Unsensibilität bei einem Gewerkschaftsvorstand macht fast sprachlos! Herr Bsirske, jetzt ist es Zeit, Verantwortung für Ihr Handeln zu übernehmen. Fehler zuzugeben und gleichzeitig auf andere zu zeigen, schadet nur. Heike Rottmann, per E-Mail
Die Erwartung, die von den Gewerkschaften entsandten Aufsichtsräte würden sich durch ihr Verhalten demonstrativ von den Gepflogenheiten des Managements absetzen, hat sich nicht erfüllt. Klaus Weigle, Quickborn
Von welcher Seite wird denn da geschossen? Von FDP-Vize Brüderle und CSU-Generalin Hadertauer, also von Neo-Feudalisten, denen die Gewerkschaft schon immer ein Dorn im Auge und die Löhne nie tief genug waren. Nein, das Problem ist, dass ein Arbeitnehmervertreter, mag er Frank Bsirske oder sonst wie heißen, sowohl in der ersten Klasse als auch im Aufsichtsrat sitzt. Für diese Herrschaften gehören wir allenfalls in den Frachtraum.Peter Himstedt, per E-mail
Ein Arbeitnehmervertreter gehört in gar keinen Aufsichtsrat! Mein Rentnergeld braucht die Gewerkschaft jedenfalls nicht mehr. Ich bitte um Bestätigung meiner Kündigung.
Ursula Francke, Augsburg
Thema "EuGH-Schnitt ins eigene Fleisch", ver.di PUBLIK 6/7_2008
Das Thema Grund/Menschenrechte wird von ver.di-und DGB-Verantwortlichen selbst vernachlässigt. Es ist zu hoffen, dass Ihr Artikel nun bei den Verantwortlichen ein Umdenken bewirkt. Ansonsten könnten die Arbeitnehmer wegen Untätigkeit ihrer eigenen Organisationen vor dem EuGH weiter ins Hintertreffen geraten.
TORSTEN Kelpin, Tuttlingen
Der EuGH setzt juristisch nur das um, was politisch vorgegeben wurde. Das zeigt eben das nun schon vierte Urteil zur Dienstleistungsfreiheit. Und wenn Herr Bsirske das beklagt und noch Mitglied der Grünen ist, stehen ihm alle Wege offen, politisch z.B. gegen den Vertrag von Lissabon vorzugehen, der das alles noch viel weiter festzurrt. In Deutschland fordert aber nur die Linke eine Sozial- und Menschenrechtscharta und lehnt diesen Vertrag ab. Und was die Rente mit 67 angeht, meines Wissens sind fast alle Gewerkschaftsvorsitzenden SPD-Mitglieder, also Mitglieder einer Partei, die federführend und Initiator des größten Sozialraubs der Nachkriegszeit war. Ich nenne nur mal Teilzeit und Befristungsgesetz, Gesundheitsreform, Aufbau Niedriglohnsektor, Hartz IV, Rente 67, Mehrwertsteuererhöhung, Privatisierung von Post, Telekom, Bahn, etc. Also, alles Krokodilstränen.
Frank Heinze, ver.di Vertrauensmann
ver.di lohnt sich "Höhere Besoldung für Bundesbeamte", ver.di PUBLIK 6/7_2008
Es wäre schön gewesen,wenn Ihr Beispiele gebracht hättet,wie sich die Erhöhung bei den Versorgungsempfängern in Euro auswirkt. Dies hätte geholfen, den Ruheständlern etwas mehr Sicherheit im Umgang mit Ihrer Pensionsregelungsbehörde (was für ein Wort) zu geben.
Eberhard Busch, PER EMAIL
Thema "Datenschutz", ver.di PUBLIK 6/7_2008
Vielen Dank für die mehrfache und breit gefächerte Information über Datenschutzversäumnisse im Arbeits-, Demokratie-, Telefonnutzer- und richtigen Leben - sogar inklusive Papan-Karikatur und ver.di-Knigge! Wachsamkeit und Sensibilisierung zu erhöhen, ist nun wirklich angebracht. Und motiviert vielleicht auch zur Demo-Teilnahme am 11. 10. 2008 in Berlin.
Werner Lohl, Oppenheim
Reportage "In schlechter Gesellschaft", ver.di PUBLIK 6/7_2008
Zur Problematik der Tarifunterwanderung mittels Zeitarbeits-Servicegesellschaften müssen wir uns als Gewerkschaft auch an die eigene Nase fassen. Erst unser Abschluss der Tarifverträge mit BZA oder iGZ hat diese Praktiken hoffähig gemacht. Wenn den betroffenen Betriebsräten nun empfohlen wird, Einstellungen in der Servicegesellschaft ihre Zustimmung zu verweigern, wird die Aktion spätestens beim Arbeitsgericht im Wege der Zustimmungsersetzung scheitern. Es gibt nämlich schlicht keine rechtlichen Gründe zur Ablehnung, da (leider) tariflich legitimierte Arbeitsverhältnisse angeboten werden. Mein Lösungsvorschlag: Lasst uns dafür kämpfen, dass wieder eine Höchstdauer der Verleihung ins Arbeitnehmerüberlassungsgesetz eingepflegt wird!
Kai Holm, Betriebsratsvorsitzender Elbe Klinikum Stade, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Elbe Kliniken Stade-Buxtehude
Thema "Managers Gier, Volkes Zorn", ver.di PUBLIK 6/7_008
Herr Minder möchte also nichts anderes, als dass die "Aktionäre bestimmen sollen, wie die Manager (...) entlohnt und vergütet werden". Im Prinzip so wie heute, aber per "direkter Demokratie" und nicht über den Umweg über (in Deutschland übrigens mitbestimmte!) Aufsichtsräte und andere Gremien. Interessant wäre seine Antwort auf die Frage, wer denn die Gehälter der "einfachen Angestellten" festlegen sollte. Sicher wünscht er auch hier die "direkte Demokratie" von Aktionären, bzw. in seinem Fall der Familie, ohne Umwege über Gewerkschaften, Streiks, Tarifkommissionen und andere, die Gier der Mitarbeiter/innen befördernde Instrumente. Schade, dass sich der Artikel über diesen Aspekt von Herrn Minders Mission ausschweigt.
Ludger Baack, Duisburg
Thema "So sehen Siegerinnen aus", ver.di PUBLIK 6/7_2008
Gratuliere zum Sieg der beiden Kolleginnen über Kik! Jedesmal ärgere ich mich schwarz, wenn ich die Jungs vom VfL Bochum mit diesen geschmacklosen Scheiß-T-Shirts der Billigheimer- und Ausbeuterkette auf den Platz wackeln sehe. Ein textiles Eigentor!
Klaus Berger, Soest
Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Leider können wir nicht alle Briefe, die uns erreichen, veröffentlichen.
Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.
ver.di PUBLIK Leserbriefe, 10112 berlin, Fax 030/6956-3012, E-Mail: Leserbriefe@verdi.de