Ausgabe 10/2008
Leserbriefe
ver.di antwortet
Für was steht ver.di?
Hallo ver.di PUBLIK,
auf Seite 17 steht ein Bericht über die Arbeitsverhältnisse auf Kreuzfahrtschiffen. Zu Recht werden da die Arbeitsbedingungen und die geringe Entlohnung kritisiert. Vier Seiten weiter finde ich eine halbseitige Anzeige für ein Kreuzfahrterlebnis. Wie passt das zusammen? Wo bleibt da die Moral? Für was steht ver.di jetzt?Peter Schunter, München
Lieber Kollege Schunter, die Redaktion steht zu dem Beitrag, in dem die Arbeitsbedingungen und die schäbige Entlohnung der Service-Kräfte auf den so genannten Traumschiffen beschrieben werden. Und gerade weil er darüber schonungslos informiert, können wir auch die von Dir beanstandete Werbung ertragen. Schließlich können sich die Leser/innen nun selbst ihr Bild machen. Aber das Problem ist ein grundsätzliches: ver.di PUBLIK wird aus Mitgliedsbeiträgen finanziert. Die aber möchten wir schonen, da sie dringend etwa für den Rechtsschutz der Mitglieder oder Arbeitskämpfe gebraucht werden. Daher versuchen wir, Anzeigenkunden zu gewinnen. Das ist nicht einfach, eben weil ver.di PUBLIK ausführlich über schlechte Arbeitsbedingungen berichtet. Mehrfach auch mussten wir Anzeigen ablehnen, weil sie mit unseren Grundsätzen nicht vereinbar waren. Und dabei bleiben wir, obwohl die Einnahmeverluste schmerzen. MARIA KNIESBURGES, CHEFREDAKTEURIN VER.DI PUBLIK
Thema Überwachung durch die Telekom
Diese Überwachungsmaßnahmen wurden dadurch möglich, dass man bei der Telekom und anderen Providern an der Quelle sitzt. Deshalb muss man auch immer auf die Gefahren hinweisen, die durch die Vorratsdatenspeicherung aller Telefon- und Internetverbindungen bei den Providern entstehen. Diese Datensammlungen verführen zum Datenmissbrauch, beim Staat und auch bei den Unternehmern. Ein großes Lob an ver.di für die im Juni beim BGH eingereichte Klage gegen das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung. In dieser Klageschrift wird vor allem ein Eingriff in die Grundrechte der Tarifhoheit, Tarifautonomie und Koalitionsfreiheit bemängelt. Genau diesen Grundrechtsbruch haben die Telekom, wie auch die Discounter, bei ihren Überwachungsmaßnahmen gegen Arbeitnehmervertreter begangen. Ich wünsche mir, dass ver.di für den europaweiten Aktionstag am 11. 10. 08 in Berlin aufruft. (siehe Ausgabe 8/9_2008. Die Red.) Rainer Hammerschmidt, Berlin
Thema "Was 31 Jahre wert sind", ver.di PUBLIK 8/9_2008
Da ich kein Internet habe, solidarisiere ich mich brieflich mit Emmely. Dass die Kündigung auf Verdacht überhaupt möglich ist, finde ich einen Skandal. Vielleicht gibt es ja bald Verurteilung auf Verdacht, womöglich auch Todesstrafe auf Verdacht - wer weiß, der humanitäre Fortschritt ist ja nicht aufzuhalten.
Hubert Flesch, Bad Sobernheim
Mich wundert nur, dass ver.di sich das so einfach gefallen lässt. In dem Artikel heißt es, dass der Richter "aufgebracht" gewesen sei, weil sich Gewerkschafter eingeschaltet hatten. Damit ist der Richter wegen Befangenheit abzulehnen. Wenn er dennoch zu einem Urteil kommt, dann betrachte ich dies als Rechtsbeugung.
WALTER MÜLLER, FELLBACH
Titel "Land im freien Fall" ver.di PUBLIK 8/9_2008
Meine Familie ist seit mehr als hundert Jahren, inzwischen in vierter Generation, gewerkschaftlich-sozialdemokratisch engagiert. Was wir seit längerem von Seiten unserer ver.di erleben, verbittert uns. Eurer ständigen Polemik gegen die Politik der rot-grünen Regierung fehlt jede Einsicht in die Notwendigkeit, Lösungen für die großen Probleme unseres Landes zu finden. Ohne die Einleitung von Haushaltsreformen wäre unser Schuldenstaat in die Pleite abgeglitten. Fragt bitte einmal unsere jüngeren Mitglieder, was sie über die Aufhäufung von Staatsschulden denken, die sie und ihre Kinder noch Jahrzehnte belasten. Und wie sie über ihre Steuer- und Beitragslast zur Finanzierung von Renten und Gesundheit denken.
FRIEDRICH MEIER, GEHRDEN
Hier wird die Politik der großen Koalition beklagt hinsichtlich der Arbeitsmarktpolitik. Wer soll das denn ändern? Bei der nächsten Wahl müsste schon ein Wunder geschehen, da beide Parteien, SPD wie CDU, kein Interesse haben, hier etwas zu ändern, selbst wenn die FDP mit der CDU oder SPD und Grüne regieren würden, würde sich nichts tun. Die Linke könnte das verhindern, wenn sie genug Stimmen bekäme. Sie wird aber stark runtergezogen. Dabei spricht sie an, was ungerecht in Deutschland läuft. Natürlich kann auch sie nicht zaubern, aber bei entsprechender Prozentzahl verhindern, dass es so weitergeht.
Klaus Schulz, per E-Mail
Dokumentation "Berliner Manifest", ver.di PUBLIK 8/9_2008
Die Lektüre hat mir geholfen, einige Wissenslücken zu schließen. Vielen Dank für den Abdruck. Auf welchem Weg besteht die Möglichkeit, dieses wichtige Manifest zu unterschreiben?
Antje Kohlrausch, Hannover
(Auf www.governet.de! Die Red.)
Thema "Vom Traumschiff in die Traufe", ver.di PUBLIK 8/9_2008
In dem Artikel wird der Eindruck erweckt,die Arbeitsverträge für das nautisch-technische Fachpersonal von Kreuzfahrtschiffen wären zumindest für diese Berufsgruppe angemessen. Tatsache ist, dass auch mit dem nautisch-technischen Fachpersonal nur noch in Einzelfällen tariflich geregelte Arbeitsverträge direkt mit der Reederei abgeschlossen werden. Auch für diese Berufsgruppe sind die Recruiting-Büros zuständig. So manch ein "Traumschiffer" sah schon seinen vermeintlich guten Verdienst von Jahren dahinschmelzen durch eine Einkommensteuer-Nachzahlungsaufforderung des Finanzamtes! Die fehlenden Sozialversicherungsbeiträge aus Jahren waren nicht unbedingt ein Trost. So findet sich auch das nautisch-technische Fachpersonal bei Recruiting-Büros in prekären Arbeitsverhältnissen wieder!
Bundesfachgruppenvorstand Schifffahrt/Seebetriebsrat der Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten GmbH
Portrait "Ein glänzender Grantler", ver.di PUBLIK 8/9_2008
Ich habe aus Prinzip keinen Fernseher, aber die Sendung Neues aus der Anstalt muss ich immer sehen. Da gehe ich zu Freunden und Nachbarn betteln. Als "gelernter Ossi" denke ich manchmal ,Oh Gott, gleich wird er abgeholt'. Es ist eine Pracht, wie er die neoliberale Politik der Bundesrepublik geißelt. Das baut mich auf.
DR. STEFAN KURELLA, ORANIENBURG
Für ver.di PUBLIK
Die Marktwirtschaft, die einst sozial, die nennt sich heut' nur noch global, Das Wort sozial - es musste sterben, es passte nicht mehr zu den Erben. Heut' werden Kleine von den Großen brutal vom Tellerrand gestoßen, bei ihrem Kampf ums täglich Brot, droht ihnen Arbeitslosigkeit und Not. Die Spekulanten und Hasardeure, gewissenlos und ohne Ehre, sind gierig nur davon beseelt: Dem Kampf ums Geld, das andern fehlt. Und während Reichtum sich vermehrt, lässt man Gewinne unversehrt, Managergehälter explodieren, die Wirtschaft brummt beim Exportieren, doch hat für den, der Werte schafft, die Sicherheit man abgeschafft. Die Produktion wird ausgelagert, die Arbeitsplätze abgemagert, wer im Betrieb sich abgeschunden, der wird mit Peanuts abgefunden. Mit allen Tricks drückt man den Lohn und es erscheint wie blanker Hohn, dass heute schon so mancher Mann von Arbeit nicht mehr leben kann. Vielleicht hätt man ja gern den Sklaven? Den frommen und genügsam Braven? Auch etwas dämlich dürft er sein, dass er nicht aufmuckt obendrein, blieb er auch der Gewerkschaft fern, das sähe man nur allzu gern.
Johannes Walser, Emmendingen
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