ver.di antwortet

Hallo ver.di PUBLIK,

Ihr schreibt, dass Menschen, die in Behinderten-Werkstätten arbeiten, kaum Chancen haben, in den ersten Arbeitsmarkt zu wechseln, nur 0,8 Prozent schaffen es. Gleichzeitig werden bei den Callcentern der Telekom schwerbehinderte Kollegen von Standortschließungen bedroht. Wie kann das sein? Schließlich ist doch auch der Staat an der Telekom beteiligt? Elisabeth Woehrt, per E-Mail

Liebe Kollegin Woehrt,

leider haben Sie recht. Laut Telekom sollen mehr als zwei Drittel (derzeit 83, künftig 26) aller Callcenter verschwinden. Einige davon wurden erst jüngst mit staatlichen Zuschüssen behindertengerecht umgebaut. 8000 Beschäftigte, darunter 60% Frauen, 30% Teilzeitbeschäftigte und 10% Schwerbehinderte, sollen ihren Arbeitsplatz verlieren und in anderen Callcentern der Telekom "Ersatzarbeitsplätze" erhalten, die mit zusätzlichen Fahrzeiten von vier und mehr Stunden verbunden sind. ver.di nennt solche Scheinangebote "kalte Kündigungen" und hat die Politik aufgefordert, die Telekom von ihrem frauen-, behinderten- und umweltfeindlichen Konzept abzubringen. Doch auch als größter Anteilseigner will der Staat der Telekom laut Finanzminister Steinbrück "nicht ins operative Geschäft reinreden". Ado Wilhelm, Leiter der VER.DI-Fachgruppe MOBILFUNKKOMMUNIKATION

Titel „Carepaket fürs Kapital“, ver.di Publik 10/2008

Der Aufbau Ost hat bis dato 1,6 Billionen Euro gekostet. Die Landwirtschaft im europäischen Raum wird jährlich mit ca. 133 Milliarden Euro subventioniert, und letzten Endes werden die Großbanken in Deutschland mit einem ca. 500 Milliarden-Defizit, das auf Kosten der Steuerzahler beseitigt wird, auch nicht im Stich gelassen von der Großen Koalition. Die Abschaffung von Hartz IV würde der Republik ca. 25 Milliarden Euro wert sein, und sie würde u.a. auf Kinder - und Altersarmut verzichten - um hier nur ein Exempel zu nennen.

Jürgen Goworek, per Email

Inzwischen sollten es auch Sommer, Bsirske und Co.verstanden haben, dass der Kapitalismus nicht reformierbar ist. Daher sollten sie sich von ihrer bisherigen Politik (Stichwort: Verhandeln auf vermeintlich gleicher Augenhöhe) den Kapital-Vertretern gegenüber schnellstmöglich verabschieden.

Oliver Kriebel, Berlin


Titel „Carepaket fürs Kapital“, ver.di Publik 10/2008

Leider sind von der Finanzkrise auch die Guthaben vieler Kleinanleger betroffen. Die über lange Jahre sehr niedrigen Sparzinsen haben die Kleinanleger veranlasst, nach Alternativen zu suchen. Auch die Arbeitsplatzsituation verschlechtert sich bereits spürbar. Aus diesem Grund befürchte ich, dass es Hilfsorganisationen zunehmend schwerer haben werden, Spenden für ihre Aufgaben zu erhalten. Ich möchte bei ver.di zur Diskussion stellen, dass künftig Mittel zur Armutsbekämpfung in Form eines Prozentsatzes von den Börsenumsätzen einbehalten werden. Wer mit Risikokapital handelt, kann einen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten. Die Finanzwelt wird sich massiv wehren. Aber schuldhaft haben diese Personen Milliardensummen vernichtet und die Welt in eine Krise gestürzt. Sie haben kein Recht mehr, irgendwelche Notwendigkeiten zur Gewinnmaximierung vorzugeben.

Barbara Brandstetter, Kraiburg


Kommentar „Wie wärs mit Umverteilung?“, ver.di Publik 10/2008

Die sozialen und finanziellen Ungleichheiten sind systemimmanent. Es geht also nicht allein um das Analysieren und ums Reparieren. Ganz kurz fragt die Autorin sich oder uns: Aber wie soll sich das System ändern? Doch dann lenkt sie wieder davon ab und endet in einem Konjunktiv: Das Wort Umverteilung müsste wieder Schule machen, von oben nach unten, versteht sich. Natürlich ist eine Antwort schwer. Es geht um mehr, um Grundsätzliches. Wir müssten nicht nur beklagen, sondern machen! Dazu müsste man sich erst einmal darüber klar werden, ob man eine Systemänderung will. Und wie ein Konzept für das andere System aussähe. Aber will ver.di eine Systemänderung? Davon habe ich noch nichts gemerkt. Das System hat nicht nur eine große Krise, sondern es ist schlecht. Der Kapitalismus schafft unsere weltweiten Probleme, er kann sie daher nicht lösen. Ulrich Straeter, Essen


Thema „Wer schafft's noch bis zur Rente?“, ver.di Publik 10/2008

Aufmerksam und sehr interessiert lese ich unsere Gewerkschaftszeitung. Sie informiert mich gut und klärt auf in einer Weise, die ich nur begrüßen kann. Gern gebe ich die Informationen weiter. Bei der Entscheidung, irgendwo den Rotstift ansetzen zu müssen, weil die Zwillingstöchter gerade 25 wurden und noch ein Jahr studieren werden – aber bekanntermaßen das Kindergeld wegfällt - kam ein Gewerkschaftsaustritt für mich nicht in Frage. Dieses Engagement ist kein Luxus, sondern notwendiger denn je. Anderes kam auf den Prüfstein. Zum Beitrag "Wer schafft's noch bis zur Rente?": Die Fakten sprechen natürlich für sich und grundsätzlich stimme ich den Aussagen zu, aber dennoch "ergebe" ich mich diesen Tatsachen nicht, zumal es meiner Berufsgruppe vergleichsweise gut geht. Ich bin 54 Jahre alt, Verwaltungsangestellte und möchte bis zum Eintritt ins Rentenalter berufstätig sein. In erster Linie empfinde ich Eigenverantwortung für meinen Gesundheitszustand und weiß zu schätzen, dass ich Einfluss nehmen kann, um die typischen Belastungen zu mindern (was in anderen Berufsgruppen nicht immer möglich ist). Und das tue ich natürlich auch, indem ich Sport treibe und Bewegung statt Bequemlichkeit suche, mich über Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutz informiere, eine gute Arbeitsorganisation anstrebe. Gerade die Muskel-/Skelett- sowie Herz-/Kreislauferkrankungen kann ich doch durch gesunde und bewusste Lebensweise vermeiden oder mindern. Dieses Bewusstsein ist in meinem Kollegium vorhanden und sogar gewachsen. Das finde ich großartig. Mehr Energie und Freude an den schönen Dingen des Lebens sind das Ergebnis.

Jutta Bonkowski, per E-Mail


Zum Leserbrief von Friedrich Meier zu „Land im freien Fall“, ver.di Publik 10/2008

Staatsschulden sind nicht nur eine Belastung zukünftiger Generationen. Sie sind schon heute eine Umverteilung von unten nach oben! Die Zinsen zahlen alle, aber es verdienen an den Zinsen die Reichen, die es sich leisten können, dem Staat Geld zu leihen. Aber die "Reformen" der Regierungen - auch und gerade die der von dir in Schutz genommenen rot-grünen Koalition - haben das Problem geschaffen, sie sind es nicht angegangen, wie du behauptest. Das Aussetzen der Vermögenssteuer, Senkung des Spitzensteuersatzes, Ende der Staffel schon bei 52152 Euro, Senkung der Unternehmenssteuer schafft die klammen öffentlichen Kassen, die dann das Scheinargument für immer neue Leistungskürzungen sind. Und es verhindert die Rückzahlung der unsozialen (s.o.) Staatschulden. Ich erwarte von ver.di, dass sie diese neoliberale Politik kritisiert, egal welche Partei solch unsoziale Politik macht und welchen Namen die Parteien sich selber geben.

MARKUS SELVE, PER E-MAIL


Thema „Hausaufgaben für die Politik“, ver.di Publik 10/2008

Zwischen den Bildungszielen und der realen Wirklichkeit,wie sie sich Eltern, Schülern und Betroffenen darstellt,besteht ein krasser Gegensatz. Haben die Regierenden überhaupt noch eine Vorstellung davon, was Bildung und Erziehung einer Familie mit zwei, drei Kindern abverlangt,wo sich zunehmend Privatschulen ausbreiten und mitunter kaum eine andere Wahl lassen? Das bezweifle ich sehr! Wenn der Kanzlerkandidat der SPD bei Wahlsieg kostenlose Bildung von der Kita bis zur Hochschule anbietet, dann scheinen die ersten Wahllügen schon wieder fertig zu sein. Roland Winkler, PER E-MAIL

Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Leider können wir nicht alle Briefe, die uns erreichen, veröffentlichen.

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Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.

ver.di PUBLIK Leserbriefe, 10112 berlin, Fax 030/6956-3012, E-Mail: Leserbriefe@verdi.de

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