Neues Deutschland, 11. Dezember 2008

Schicht im Schacht

Die LINKE wird nur von Dauer sein, wenn sie Vielfalt zulässt, unterschiedliche Meinungen erträgt und Widersprüche aushält. [Lucy] Redler möchte am linken Rand stehen, [Klaus] Ernst in der Mitte der Gesellschaft mitmischen. Einzeln sind sie belanglos - gemeinsam könnten sie stark sein. Wenn linksradikale ver.di-Gewerkschafter nach dem Generalstreik rufen, antwortet ver.di-Chef Frank Bsirske: "Dann fangt doch in eurem Betrieb damit an!" Meistens ist dann Ruhe im Schacht.


Süddeutsche Zeitung, 09. Dezember 2008

Entfremdete Verwandte

Das Wahljahr 2009 steht an, und damit auch wieder die Frage, wie es die Gewerkschaften mit den Parteien halten werden, vor allem mit der SPD. Das Magazin Spiegel berichtete, die SPD habe einen "Pakt mit den Gewerkschaften" abgeschlossen. Es hörte sich an wie eine Nachricht aus der Kategorie "Alles wieder gut", als ob nach den Jahren des Streits und der Entfremdung nun die alte Kampfgemeinschaft wiederhergestellt werde - mit der SPD als parlamentarischem Arm der Gewerkschaften und diesen als Mehrheitsbeschaffer für die Partei. Der DGB-Chef hatte kein Bedürfnis, diesen Eindruck zu stützen [...] Also sagte er: "Diesen Pakt gibt es nicht." Wahr daran ist: Der DGB und seine acht Gewerkschaften wollen zu den früheren Zuständen keinesfalls zurück. In der Auseinandersetzung um die Agenda 2010 sowie die Rente mit 67 haben sie lernen müssen, dass die SPD ihre Argumente zwar weiterhin anhört, anschließend aber ignoriert.


Frankfurter Rundschau, 04. Dezember 2008

Der Ausputzer

Das ist das Ende eines Superstars. Thomas Middelhoff hat als Arcandor-Chef versagt. Er hat es nicht geschafft, den Tourismus- und Handelskonzern in ein profitables Unternehmen umzubauen. [...] Middelhoff hat in dreieinhalb Jahren an der Spitze des Konzerns zum falschen Zeitpunkt das Falsche gemacht. [...] Jetzt läuft der angeschlagene Konzern in eine Phase mit rapide sinkender Kauflust. Und jetzt kommt Karl-Gerhard Eick. Der ist zwar auch kein Einzelhandelsexperte, dafür kann er virtuos mit Zahlen umgehen. Und die werden ihm sagen, dass nur noch radikale Schritte helfen. Das kann bis zur Zerschlagung des Konzerns gehen. Eick macht, was er bei der Telekom schon gemacht hat: Er gibt den Ausputzer. Für die Leute von der Gewerkschaft Verdi heißt das: Ruf doch mal an bei den Kollegen, die's mit Eick bei der Telekom zu tun hatten. Dort werden sie hören: "Zieht euch warm an", denn es wird harte Verhandlungen über Stellenabbau und Sozialpläne geben.