Ausgabe 03/2009
ver.di antwortet
Metaller kein Ansporn?
Hallo ver.di PUBLIK ,
niemand scheint dem Altersteilzeittarifvertrag, der Ende des Jahres ausläuft, eine Träne hinterher zu weinen. Wurde überhaupt ernsthaft versucht, einen neuen auszuhandeln? Was den Metallern gelungen ist, sollte ver.di ein Ansporn sein. Eine Altersteilzeit nur nach jetziger Gesetzeslage kann sich kein normal Sterblicher mehr leisten.
ANETTE WINTERHOLLER, MANNHEIM
Liebe Kollegin Winterholler,
wir sind dabei, Alternativmöglichkeiten zur Altersteilzeit zu entwickeln. Der Tarifabschluss bei der IG Metall hat nämlich deutlich gemacht, dass die Arbeitgeber nur bereit sind, die Altersteilzeitregelung zu verlängern, wenn die Gewerkschaften bereit sind, dies durch einen Lohnabzug in der Entgeltrunde zu bezahlen. Gleichzeitig wollen sie den Zugang zur Altersteilzeit stark reglementieren, zum Beispiel über enge Quoten oder nur für Beschäftigte, die besonders belastende Tätigkeiten ausüben. Wir wollen einen flexiblen Übergang ohne Rentenabschläge auf der Basis von Zeitwertkonten entwickeln, der möglichst vielen Beschäftigten einen sozial verträglichen Übergang in die Rente ermöglicht, und zwar nicht nur in Blockzeit, sondern auch in Form echter Altersteilzeit. Entsprechende Konzepte präsentieren wir im März.
JÖRG WIEDEMUTH, LEITER TARIFPOLITISCHE GRUNDSATZABTEILUNG BEI VER.DI
Titel "Bis die Straße kocht", ver.di PUBLIK 01/02_2009
Ich bin Ihrer Meinung: Geld oder Bürgschaften gibt es für Banken genug. Auch derjenige, der sich ein anderes Auto leisten kann, der kriegt noch was obendrauf. Die sozial Schwachen, die von Hartz IV leben müssen und auf Unterstützung angewiesen sind, gehen leer aus. Ihr Protest geht in die richtige Richtung. Aber ich glaube nicht, dass damit eine Änderung erreicht wird. Man wird sie zur Kenntnis nehmen; mehr nicht. Warum mobilisieren Sie nicht die Menge und verursachen Massen-E-Mails oder Briefaktionen an unsere Entscheidungsträger?
PETER MAIERHÖFER, BAMBERG
Mit revolutionären Dampfplaudereien lässt sich die Krise nicht bekämpfen. Auch wenn sie ärgerlich ist, hat die Bundesregierung doch geeignete Maßnahmen ergriffen. So hilft die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes den Betroffenen mehr als irgendwelche dramatischen Erklärungen.
Martin-Rudolf ROSKI, PER E-MAIL
Willkommen auf BLÖD-Zeitungs-Niveau: geht's eigentlich noch ansprechender? Wir wollen mit sachlichen und guten Argumenten unsere Kolleg/innen in den Betrieben und Dienststellen überzeugen. Die Argumente im Artikel selbst sind gut - aber in derartiger Aufmachung... "Bis die Straße kocht...." und dann: "Blut muss fließen" oder so? Habe mehrere Kolleg/innen gefragt, ob nur ich das so empfinde - aber die Reaktionen waren nahezu einhellig: von "primitiv" über "unterste Schublade" und "abstoßend" bis "Bild-Zeitung". Nur ein Kollege fand das richtig, weil er meint, das lockt zum Weiterlesen.
MANFRED ENDEBROCK, VER.DI-BEZirksVORSitzender MITTELFRANKEN
Es ist nicht nachvollziehbar, ja unerträglich, mit welcher Lethargie und Ignoranz, mit welchem Desinteresse große Teile der Bevölkerung die Entwicklung in der Arbeits- und Sozialwelt nicht nur hinnehmen, sondern oft auch noch moralisch abnicken oder sogar gutheißen. Hören wir auf mit den Redensarten "man könnte, man müsste, man sollte". Hören wir auf, die Obrigkeit weiter mit Samthandschuhen anzufassen. Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Da drastische Situationen drastische Maßnahmen erfordern, verlange und erwarte ich als ersten mutigen und wirksamen Schritt für mehr Gerechtigkeit den Ausruf eines einwöchigen Generalstreiks, am besten zum 1.Mai 2009.
MARC SCHMIDT, MARKTHEIDENFELD
Artikel "Lockvögel für Kunden", ver.di PUBLIK 01/02_2009
Eine Winzigkeit in diesem Artikel lässt mich in die Tasten greifen. Ich hoffe, dass die schwangere Mitarbeiterin der Bauhaus-Kette in Stuttgart nicht wirklich gekündigt wurde. Die Entscheidung, ob Schwangere gekündigt werden dürfen, fällt laut Mutterschutzgesetz die zuständige Behörde. Zumindest für die Berliner Behörde (das LAGetSi) kann ich mir nie und nimmer vorstellen, dass einer solchen Kündigung zugestimmt werden würde.
CARLO SAUERBREI, BERLIN
Artikel "Der Staat hilft", ver.di PUBLIK 01/02_2009
In der ver.di PUBLIK werden wir Mitglieder informiert, es geht nicht nur um 400 Millionen Bonusgelder für die Pleite-Banker, es geht um hunderte von Milliarden Euro. Erneut muss man wieder feststellen, wie unser Staat mit unseren Steuergeldern umgeht. Da werden noch kurz vor der Pleite Bonuszahlungen vereinbart, die die Pleite-Banker sich selbstverständlich vertraglich zusichern ließen. Da muss schon die Frage erlaubt sein, welche Aufgaben hat der für die Commerzbank zuständige Aufsichtsrat? Sitzungsgelder kassieren und gut bewirten lassen? So ein Aufsichtsrat ist flüssiger als flüssig! Er ist überflüssig. Da jetzt 25 Prozent dem Staat gehören, und wir, die Steuerzahler mit 18,2 Milliarden bürgen, ist es doch ein leichtes, den Aufsichtsrat und die Verursacher, die Pleite-Banker, in die Wüste zu schicken, ohne Bezüge.
ALFRED ALISAT, NIEDERERBACH
Artikel "Bad Bank kommt von Bad Banking", ver.di PUBLIK 01/02_2009
Warum bei einem großen Schock wie durch Zauberei alle verlieren, wird leider nicht erklärt. Wenn es denn Kasino war, gibt es auch Gewinner und nicht nur Verlierer. Was für ein Schock eigentlich? Recht haben die Autoren sicher mit ihrer Forderung, Banken stärker zu kontrollieren. Und eine Enteignung von Banken kann ja wohl nur eine entschädigungslose sein, denn den Schaden haben wir ohnehin. Mit entschädigungslosen Enteignungen haben wir im übrigen Erfahrung, die Treuhand hat eine ganze Volkswirtschaft entschädigungslos enteignet. Anschließend wollte sie diese privatisieren. Mit dem bekannten Ergebnis, bis heute auf einem Schuldenberg zu sitzen.
REINHARD GRANITZKI, WUPPERTAL
Kommentar "Von Ratten und Respekt", ver.di PUBLIK 01/02_2009
Ihr Artikel "Von Ratten und Respekt" ist eine kurze und treffende Zusammenfassung der Lebensumstände der überwiegenden Mehrheit der Menschen in diesem Lande und zeigt deutlich die Zusammenhänge zwischen Armut und Reichtum auf. Ich freue mich, wieder einmal einen so guten Artikel lesen zu dürfen, den ich schon an Freunde und Bekannte weitergereicht habe.WOLFGANG STRÜKEN, PER E-MAIL
Leserbrief "Gut oder böse", ver.di PUBLIK 01/02_2009
Ich bin entsetzt über die energiepolitischen Positionen des ver.di-Funktionärs und EnBW-Aufsichtsratsmitglieds Werner Vorderwülbecke. Denn in der Tat sind es die "bösen und mächtigen Energieriesen", die eine Gefahr für die deutsche Volkswirtschaft darstellen. Eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, die im Auftrag der GRÜNEN erstellt und im Dezember 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, weist nach, dass sich die Gewinne von Eon, RWE, EnBW und Vattenfall seit 2002 verdreifacht und den Energiekonzernen einen Gesamtgewinn von knapp 100 Mrd. Euro beschert haben. Bezahlt hätten das vor allem die privaten Haushalte. Mit diesen Monopolgewinnen gehen die Großen in den europäischen Nachbarstaaten auf Einkaufstour. Eine Zerschlagung dieser höchst bedenklichen Machtkonzentration durch deutsche oder europäische Kartellbehörden wäre volkswirtschaftlich angebracht. Bis es soweit ist, kann sich jedes Gewerkschaftsmitglied seinen Energieversorger selbst ansehen und entscheiden, ob dieser Teil der Lösung oder Teil des Problems ist, und - als Kunde - die entsprechenden Konsequenzen ziehen.RAINER HILL, RADOLFZELL
Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Leider können wir nicht alle Briefe, die uns erreichen, veröffentlichen.
Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.
ver.di publik leserbriefe, 10112 berlin, fax 030/6956-3012, e-mail: LESERBRIEFE@verdi.de