Ausgabe 08/2009-09
Leserbriefe
Titel „Für wie blöd halten die uns?“ ver.di PUBLIK 6/7_2009
Es gibt viele Kolleg/innen, die noch unterschätzen, was in Folge der Finanz-und Wirtschaftskrise auf uns zu kommt. Gerade werden bei uns Mitarbeiter darauf eingeschworen, alles zu tun, dass sich unsere Einrichtung am "Sozialmarkt" behauptet. Es ist sehr wichtig, dass sich die Belegschaften nicht spalten lassen, sondern gemeinsam gegen zu erwartende "Sparprogramme" vorgehen. Auch ist es wichtig, den gewerkschaftlichen Organisationsgrad weiter zu erhöhen. Bernhard Schmitt, Albstadt, aktives ver.di-Mitglied, Fachbereich 3 Antwort: Für grenzenlos blöd. Und mit Recht! Das zeigt besonders das Wahlergebnis der diesjährigen Europawahl. Die Parteien und die Politik, welche uns diese Krise beschert haben (allen voran die FDP) können sich über beste Wahlergebnisse freuen. Und so geht es auch in Deutschland so weiter wie bisher. Denn die wenigsten Leute wollen wahrhaben, dass sie selbst diejenigen sind, die für die Folgen dieser Krise bezahlen werden. Die rosarote Brille und die Vergötterung des freien Marktes sind hier Staatsraison. Ich gehe jede Wette ein, dass unser Land ab September von Schwarz-Gelb regiert wird. Dann werden sich alle, die nicht mit Reichtümern und Privilegien gesegnet sind, ganz warm anziehen müssen, dann kann man wirklich sagen "Gute Nacht, Deutschland". Aber eigentlich haben wir es dann auch nicht anders verdient.
MARC SCHMIDT, PER E-MAIL
Sie schreiben einen so herrlichen Artikel, dass ich mich frage, warum bringen wir Blöden nicht mit ver.di die Bundesrepublik mal für vier Wochen zum Stehen? Es kann doch nicht sein, dass ich immer nur intelligente Artikel lese und ändern tut sich gar nichts. Und natürlich wird es nach der Bundestagswahl eine Steuererhöhung geben.
MICHAEL SCHMITT, PER E-MAIL
Ihr veranstaltet große Demos in Berlin und anderswo mit vollmundigen Versprechungen, dass diese Demos "erst der Anfang" seien! Wo geht es denn weiter? So lange da nichts weiter kommt, werden unsere Politiker weitermachen, als wäre nichts gewesen. Warum ruft ihr nicht endlich zum Generalstreik oder politischen Kampf auf? Kommt mir aber bitte nicht wieder mit dem Argument, das sei "in Deutschland verboten"! Unsere Gewerkschaften haben mehr als 10 Millionen Mitglieder organisiert! Das sind mehr als alle großen Parteien gemeinsam je aufbringen konnten oder können! Mit dieser Macht können wir sehr viel in unserem Land bewegen. Wir müssen verdammt noch mal am Ball bleiben!
HOLGER KULEMANN, PER E-MAIL
Thema „Geringes Risiko, großer Erfolg“ ver.di PUBLIK 6/7_2009
Es ist völlig falsch zu sagen, das Konzept der Mikrokredite komme aus Bangladesch. Mit der Gründung von Oikocredit bereits vor 30 Jahren hat der Ökumenische Rat der Kirchen ein starkes Votum für eine gerechtere Geldwirtschaft abgegeben - zu einem Zeitpunkt, an dem das öffentliche Bewusstsein viel mehr auf "Wirtschaftswunder" als auf eine globale Finanzkrise ausgerichtet war. Nach Angaben der Beratungsgruppe zur Unterstützung der Ärmsten (CGAP) der Weltbank ist Oikocredit der weltweit größte mit Privatkapital arbeitende Finanzier in der Mikrofinanz, mit der Finanzierung von etwa 500 Mikrofinanzinstitutionen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Mir geht es mit diesen Informationen nicht um Rechthaberei, und ich habe kein Interesse daran, etwa für eine Überlegenheit von Oikocredit zu agitieren, wo ich seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert bin. Wichtig ist mir, dass Mikrokredite seit langem eine weit verbreitete und anerkannte Größe im Kreditwesen sind, die gerade auch in der derzeitigen Finanzkrise ihre besonderen Vorzüge beweist. In diesem Sinne ist der Artikel sehr zu begrüßen. Links: www.oikocredit.org de.wikipedia.org/wiki/Oikocredit
MARTIN RAMBOW, WEIMAR
Thema „Arbeitszeitpolitik“ ver.di PUBLIK 6/7_2009
Natürlich wirft die Krise zwangsläufig den Arbeitszeitgedanken auf. Das heißt keineswegs, dass die Krise auch nur einen Deut an dem Drang nach Verlängerung des Arbeitstages ändern könnte. Mit den vielfältigen Tariföffnungen zu flexiblen Arbeitszeiten haben wir ohnehin schon viel aus der Hand gegeben. Es wird auf jeden Fall größter und massiver gemeinsamer Anstrengungen bedürfen, das Heft in Fragen Arbeitszeit wieder in die Hand zu bekommen. Das Thema aufzuwerfen ist ein hoffnungsvoller Anfang. Ich bin dabei!
ROLAND WINKLER, PER E-MAIL
Kommentar „Pokern, bis der Arzt kommt“ ver.di PUBLIK 6/7_2009
Als Wirtschaftssachverständiger der Betriebsräte kenne ich die Kostensenkungsprogramme und ihre Entstehung sehr genau. Die von den Banken den Belegschaften über die Drohung mit Liquiditätsentzug, d.h. Insolvenz, aufgezwungene Logik wird noch absurder, wenn man sich die mittelfristigen Folgen für die Unternehmen, die Branchen und die Volkswirtschaft vor Augen hält. Was Schlott und Arcandor Recht ist, wird Prinovis und Metro im herrschenden Verdrängungswettbewerb billig sein: Kostensenkungen weit über den unvermeidlichen Abbau zuvor (gegen unseren Rat und Widerstand) aufgebauter Überkapazitäten hinaus zur Wiederherstellung zweistelliger Renditen in der Krise. Die unvermeidliche Folge: steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Einkommen, sinkende Nachfrage. Damit aber auch: Die ohnehin schon verringerten Umsatzerwartungen werden erneut verfehlt, was (in ihrer Logik) erneute Kosten-"Anpassungen" erforderlich macht. Den Branchen und der gesamten Volkswirtschaft droht eine deflatorische Spirale, ausgelöst durch genau die Verhaltensweisen, die die Krise erst (mit)verursacht haben. Unbeeindruckt von all dem: die Banken, von denen einige bereits wieder gewaltige Renditen erzielen. Und die ihr natürlich steigendes Kreditausfallrisiko auf den soeben geschröpften Arbeitnehmer, diesmal in der Rolle als Steuerzahler, abwälzen. Was ist dagegen ein Banküberfall?
THOMAS MEYER-FRIES, MÜNCHEN
Kommentar „Gnadenlos unverfroren“ ver.di PUBLIK 6/7_2009
Wir, die Leibeigenen der Politik und Wirtschaft, werden gerne dem Aufruf des FDP-lers Henner Schmidt zum Rattenfangen folgen. Welche Rattengattung sollte denn zuerst erlegt werden? Die in der Politik?
REGINA MARQUARDT, PER E-MAIL
Thema Umwelt in ver.di PUBLIK
In der letzten Ausgabe finde ich keinen Artikel, der sich mit den weltweiten dramatischen Klima-und Umweltzerstörungen beschäftigt. Das erstaunt mich sehr. Muss denn nicht alles getan werden, die CO2-Emissionen in den nächsten zehn bis 15 Jahren um 80 Prozent zu reduzieren? Um wenigstens die schlimmsten Folgen der Klimazerstörung noch zu verhindern. Und wer, wenn nicht eine Gewerkschaft wie ver.di, muss ihre Mitglieder informieren und sich mit aller Kraft für die Durchsetzung von Sofortmaßnahmen zum Klima- und Umweltschutz einsetzen.
HANS-DIETER STIMPFIG, PER E-MAIL
Kulturbeutel „Das ABC der Revolution“ ver.di PUBLIK 6/7_2009
Ernesto Guevara ist keine Pop-Ikone mit glorifiziertem Blick gen Himmel, wie er oft auf Plakaten und in der Werbung dargestellt wird. Sein Leben in Gänze gibt weder Anlass zur Faszination noch zu einem gemütlichen Kinoabend mit Popcorn und Eiskonfekt.
BERNHARD LORENZ, VORSITZENDER CDU-RATHAUSFAKTION WIESBADEN
Thema „Von Algenblüte und Schnappschildkröte“ ver.di PUBLIK 6/7_2009
Ich frage mich, wer setzt die Schnappschildkröte und andere Tiere aus? Es ist doch letztlich der Mensch. Im Gegenzug ist die Europäische Sumpfschildkröte nahezu ausgerottet. Der Mensch braucht seine Erholung in der Natur und auch am Wasser, aber die Tiere und Wasservögel brauchen auch ihre Bereiche, bzw. Naturschutzgebiete, die diesen Namen auch verdienen.
MICHAEL ROZANSKI, LINGENFELD
Nachgehakt „Die ersten Hürden sind genommen“ ver.di PUBLIK 6/7_2009
In diesem Gerangel um Karstadt und Quelle hab ich irgendeine Bereitschaft der Anteilseignerin Madeleine Schickedanz vermisst. In den vielen guten Jahren hat diese Dame stets abkassiert, was ich ihr keinesfalls neide. Aber jetzt in der schlechten Zeit soll der Staat – also der Steuerzahler – einspringen. Mein solidarisches Verständnis macht dabei nicht mehr mit, weil für mich das größte Übel ist: Gewinne privatisieren, aber Verluste solidarisieren.
BJÖRN UHLHORN, LAATZEN
Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Leider können wir nicht alle Briefe, die uns erreichen, veröffentlichen.
Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.
ver.di PUBLIK Leserbriefe, 10112 Berlin, Fax 030/6956-3012, E-Mail: Leserbriefe@verdi.de