Ausgabe 10/2009
Eine Kunst für sich
LEIPZIG | Zu Beginn der neuen Spielzeit im Theater Plauen-Zwickau bleiben von 60 Kolleg/innen des letzten Ensembles nur sechs am Haus - drei Sänger und drei Schauspieler. Der neue Intendant Roland May sprach allen anderen die Nichtverlängerung ihres Vertrages aus. So heißt die Kündigung beim künstlerischen Personal. Beim Wechsel des Intendanten können Künstler ausgetauscht werden. Das ist rechtens.
Konkurrenz im Haus
Bei der Berufung eines neuen Intendanten steht meist die Frage im Mittelpunkt, welche Einsparvorschläge er hat. Hinzu kommen eigene künstlerische Vorstellungen. Er will sich die Sänger/innen und Schauspieler/innen aussuchen, mit denen er Theater machen möchte. So ist ein ständiges Kommen und Gehen Alltag. Die Solisten stehen am Ende der Kette, sie sehen ihre Lage jedoch unterschiedlich: Viele Bühnen, viele Handschriften wünschen die einen, andere suchen eine stete Beschäftigung.
Die Theaterkultur hat sich in den letzten Jahren verändert, die Zahl der Ensembles hat abgenommen. Zu den wenigen fest angestellten Solist/innen kommen bei jeder Inszenierung Gastschauspieler und -sänger - und dann gehen sie wieder. Für die Solisten gibt es eine Mindestgage von 1 600 Euro brutto pro Monat. Wie hoch die Gage wirklich ist, handeln sie meist in Einzelverträgen aus. Und schweigen darüber. Ein Intendant hat ein festes Budget und legt Wert auf Spielräume. So will er die Kosten am Haus gering halten, damit er so viel Geld wie nötig für die Gastspiele gefragter Künstler/innen hat.
Welche Rechte haben da Beschäftigte am Theater? Die arbeitsrechtlichen und tariflichen Regelungen sind komplex. Je mehr Sparten ein Theater hat, umso mehr Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften sind präsent. Auch die Betriebs- und Personalräte, die für alle Beschäftigten Interessenvertretung sind, spüren die Unterschiede.
Orchester und Chöre sind gut organisiert in jeweils eigenen Gewerkschaften. Beim technischen Personal ist ver.di gut vertreten, steht aber auch hier in Konkurrenz zur Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GdBA). Tarifverhandlungen gestalten sich immer schwierig, viele Interessen müssen unter einen Hut gebracht werden. ver.di hat beispielsweise zurzeit keinen Einfluss auf die Tarifbereiche der Orchester und darstellenden Künstler/innen. Der Tarifvertrag für Letztere, von der GdBA ausgehandelt, zählt zu den schlechtesten in der Arbeitswelt.
Konsens beim Abschluss
In den letzten Jahren hat ver.di an vielen Theatern im Landesbezirk Sachsen/ Sachsen-Anhalt/Thüringen Haustarifverträge ausgehandelt, im Konsens mit den anderen Gewerkschaften. Meist geht es um Beschäftigungssicherung und Einkommensverzicht. ver.di fordert, Kultur auch als Pflichtaufgabe der Kommunen festzulegen und ihnen dies finanziell zu ermöglichen.