„Mischt's ihr euch ein?!”

ver.di lud zu Diskussionen, Musik und mehr in der Fußgängerzone ein VON Claudia Weber Manchmal kam es eher als Frage daher, nicht selten als Aufforderung – und ab und an auch recht empört über so eine Frechheit, das „Mischt's ihr euch ein?” Für manche Passanten doch eher ungewohnt: Eine ganze Septemberwoche lang hat sich ver.di München mit vielfältigen Themen sichtbar eingemischt, in den Bundestagswahlkampf, ins öffentliche Leben im Stadtzentrum.

Fünf lange Tage, jeder Tag unter einem besonderen Motto und mit besonderen Aktionsformen, war ver.di zentral in Münchens Fußgängerzone am Richard-Strauss-Brunnen nicht zu übersehen. Es wurden Infobroschüren und Flugblätter verteilt, es wurde diskutiert und manchmal auch gestritten. Es gab Musik und Gesang, Sketche und Filme wurden vorgeführt. Auch Podiumsdiskussionen fanden statt – und überhaupt wurde viel geredet. Alles unter dem Motto: „Entweder du bestimmst die Politik oder die Politik bestimmt über dich.”

Da trommelten Sambamusiker am Montag, dem Tag des Mindestlohns, für Lebensnotwendiges, Hartz-IV-Betroffene schilderten Tags darauf ihre Situation der Öffentlichkeit, Altersarmut und Rente mit 67 waren die Themen am Mittwoch, dazu eine Podiumsdiskussion mit dem bekannten Pflegenotstandskritiker Claus Fussek. Wer nicht aufpasste, der lief am Donnerstag, an dem Tag, der dem Frieden und der Demokratie gewidmet war, Gefahr, vom Krokodil gebissen zu werden. Das lauerte in der Fußgängerzone, entwickelte bankenmäßigen Appetit, und zeigte seine Zähne auch als Symbol für die Gefahren, die mit der Aushöhlung der Bürgerrechte, zunehmender Bespitzelung und Überwachung und Bundeswehreinsätzen im Innern verbunden sind.

Am Freitag informierte nicht Josef Ackermann über die Finanzkrise, wohl aber direkt davon betroffene Beschäftigte und Betriebs- und Personalräte. Und ver.di brachte Vorschläge ein, wie die Wirtschafts- und Finanzkrise bekämpft werden kann, für den Mindestlohn und gegen die Rente mit 67, gegen Hartz-IV und, und, und...

„wehr.di“ mit Engagement und Fantasie. Impressionen von der Aktionswoche in der Münchner Fußgängerzone

„Wir sind zuversichtlich, dass wir Denkanstöße für Wahlentscheidungen geben konnten”, hieß es nach der Aktionswoche bei den Organisatorinnen und Organisatoren. Fünf Tage Aktion und vorher einige Wochen der Vorbereitung: Anstrengend war das zweifellos, aber eine tolle Leistung, vor allem dank der zahlreichen ehrenamtlichen Beteiligten. Wenn wir dazu beitragen konnten, die Wahlbeteiligung zu erhöhen, und dazu angeregt haben, sich weiterhin – auch nach der Wahl – politisch einzumischen, dann haben sich die Anstrengungen mehr als gelohnt.