Protokoll: Silke Leuckfeld; Foto: Maichel Dutta

Morgens komme ich zwischen 9 Uhr 30 und 9 Uhr 45 zur Arbeit. In einer kurzen Gesprächsrunde mit den Kollegen und dem Chef wird bei einer Tasse Kaffee besprochen, welche Arbeiten an diesem Tag erledigt werden müssen. Um 10 Uhr wird der Laden aufgeschlossen. Im ersten Stock ist die Küchenabteilung, die ich leite. Der Wedding ist ein Arbeiterbezirk, hier werden viele Küchen nicht bar bezahlt, sondern auf Raten finanziert. Kunden, die eine Küche kaufen wollen, unterschätzen meist die Zeit, die für das Beratungsgespräch benötigt wird. Zwei bis drei Stunden kann das schon dauern. Dabei muss vieles berücksichtigt werden: Haben sie ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung oder sind sie Mieter? Welche Front wird gewünscht, was soll die Küche enthalten? Dann fahre ich zum Kunden, messe vor Ort alles aus. Wenn nötig, erstelle ich Installationspläne für Steckdosen, Wasser- und Gasanschlüsse. Die Küche plane ich am Computer dreidimensional. Wenn alles fertig ist, informiere ich die Hersteller. Wird die Küche geliefert und irgendetwas klappt nicht, fahre ich sofort wieder zum Kunden. Früher habe ich selbst Küchen montiert, so habe ich mal bei Quelle angefangen. Damals hatte ich mich über eine schlecht geplante Küche beschwert, und der Verkäufer hat dann gesagt: "Mach es doch selbst." Kurze Zeit später klingelte mein Telefon, und ich hatte ein Vorstellungsgespräch in der Küchenplanung. Die Küchenabteilung bei uns habe ich selbst geplant, die Küchen ausgesucht, die Handwerker organisiert. Hier hängt Herzblut dran. Seit 1989 bin ich bei Quelle beschäftigt, seit 1995 bei Quelle im Wedding. Gelernt habe ich Schreiner. Zunächst war ich im Möbelkundendienst, dann in der Küchenmontage, von dort wechselte ich in die Küchenplanung und wurde schließlich Teamleiter der Küchenabteilung. Seit 16 Jahren bin ich auch Betriebsrat, seit zwölf Jahren im Gesamtbetriebsrat. Wie es weitergeht, weiß ich noch nicht. Quelle ist insolvent, ich habe meine Kündigung zum 31.Dezember bekommen.