Ausgabe 11/2009
Leserbriefe
Thema "Deutschland, deine Flaschen", ver.di PUBLIK 10_2009
Hoffentlich hat Herr Stumberger beim Abfassen dieses Beitrags seinen gehörigen Spaß gehabt. Dabei hätte es aber dann auch bleiben müssen. So einen polemischen Mist abzudrucken, ist ja wohl unter aller Kanone!Peter Dünnwald, per E-Mail
Machen sich diese Menschen gar keine Gedanken darüber, wie es zu dieser perfiden Situation kommen konnte, dass Menschen am Existenzminimum leben müssen, weil sie keinen Arbeitsplatz haben?! Wie kann es sein, dass es in diesem Land Menschen gibt, die bei einer 40-Stunden-Woche immer noch Kunde einer ARGE oder eines Jobcenters sein müssen, da ihnen das Einkommen einer Vollzeitstelle nicht das Auskommen sichern kann. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Menschen es in diesem Land gibt, die sich selbst in dieser Situation befinden, sich aber nicht trauen, als "Bittsteller" aufzutreten und lieber am Rande der Gesellschaft leben.André Hermann, 24, per E-Mail
Die Zusammenstellung ist großartig. Da fehlt nur noch, was Karl Marx zum "Lumpenproletariat" gesagt hat.Erich Wiesner, per E-Mail "Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft, wird durch eine proletarische Revolution stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen."(aus: Das Kommunistische Manifest, Anm. d. Red.)
Auch hier wird sofort die Nazikeule geschwungen, statt zu argumentieren. Es ist ja so einfach und seit Jahren bewährt: Wer am Mainstream der Political Correctness auch nur ein wenig kratzt, wird fertig gemacht und aus der Öffentlichkeit entfernt: Das passiert dann, wenn Kritik an "Minderheiten" geübt wird. Gehört man zu einer von der deutschen Öffentlichkeit (unisono Politik, Presse, Wissenschaft) als Minderheit definierten Gruppe, ist man heilig gesprochen. Man kann das auch "positiven Rassismus" nennen.ugi4you@web.de
Thilo Sarrazin sagt die Wahrheit - nicht immer, aber immer öfter! Weil Wahrheit und Political Correctness nicht das gleiche sind, wird Sarrazin nun medial hingerichtet. Man wird ihn auch, falls nötig, finanziell ruinieren. Diese Art der modernen Hexenverfolgung gibt und gäbe es in keinem anderen Land Europas. Wir Deutsche haben uns - seit Winston Churchill - nicht verändert: "Man hat die Deutschen entweder zu seinen Füßen oder an seiner Gurgel". Normalität schaffen wir nicht.Rudolf Prill, Freising
Ein durchaus ernstes Thema, das aber vom Autor durch einseitig wiedergegebene Zitate in eine Form gebracht wird, die an Polemik nicht mehr zu überbieten ist. Sogar als Satire taugen seine Ratschläge und Erkenntnisse nicht. Muss ich mir als Mitglied, das ver.di über 54 Jahre angehört, diese Lektüre antun? Zumindest erwarte ich, von Beiträgen dieser Art künftig verschont zu werden.Jürgen Mielecke, per E-Mail
Die Verweise in ver.di PUBLIK darauf, dass die Positionen von Sarrazin (und stern-Journalist Wüllenweber u.a.) ihre historischen Vorläufer im Faschismus haben (bspw. im Erlass "Schutzhaft gegen Arbeitsscheue", 1938), sind mehr als berechtigt. Des Politprofis Sarrazins Aussagen, die nach Spiegel-Informationen von der Bundesbank-Kommunikationsabteilung ausdrücklich befürwortet worden waren und auch dem Bundesbank-Chef Axel Weber vorab bekannt waren, sind keine "spontanen Ausrutscher". Hier kommen vielmehr Denken und Sprache des "deutschen Herrenmenschen" als gezielte Provokation daher. Alle großen Medien greifen diese auf, parlieren in Sondersendungen und Talk-Runden, kommentieren, sezieren, wägen ab, und schon wird die Hetze, teils in Watte gepackt, Bestandteil des Mainstreams. So werden massenkompatible "Argumente" für den bevorstehenden verschärften Sozialraub produziert (insofern ist er als Banker gut besetzt) und zugleich den Stiefel-Nazis der geistige Boden bereitet. Dieser gefährlich rechtsextreme Vorstoß kommt, und dies ist das Neue, direkt aus einer ökonomischen Machtzentrale des Landes. Und dass die ehemals sozialdemokratische, also antifaschistisch ausgerichtete SPD ihr prominentes Parteimitglied nicht in Schimpf und Schande davonjagt, zeigt deren aktuellen jämmerlichen Zustand.Heinz W. Hammer, Essen
Ich kann und will nicht glauben, dass derart ungehöriger Sprechdurchfall von Menschen verbrochen wird, die auch noch kraft Amtes und auf durchaus hohem Niveau staatlich alimentiert werden. Deshalb meine Frage: Hat wirklich keiner der im Artikel zitierten Herren schärfstens widersprochen, auf Unterlassung oder Widerspruch geklagt oder wenigstens darauf hinzuweisen versucht, dass die Zitate sinnentstellend aus dem Zusammenhang gerissen worden seien? Ich wäre für jede Ausrede - und sei sie noch so unglaublich - fast schon dankbar.Hubert Seiter, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg, per E-Mail (Nein, niemand hat widersprochen. Die Red.)
Wer Augen hat zu sehen und den Verstand, das Gesehene auch zu begreifen, muss zugeben, dass Herr Sarrazin nicht aus Überheblichkeit heraus dümmliche Parolen von sich gegeben hat, sondern aus Erfahrungen spricht, die der Autor wohl nicht hat oder nicht wahrnehmen will. Dafür ist es allerdings auch notwendig, das vollständige Gespräch zu lesen und nicht nur herauszupicken, was andere vereinfachende Quellen zitiert haben. Wenn der Autor dann noch glaubt, die Dinge dadurch zu lösen, dass er sie ins Lächerliche zieht, ist er nur zu bedauern, denn das hilft keiner Seite.Gerhard Bomba, Kirchlinteln
Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht! (Herbert Grönemeyer): Unter diesem Motto steht der Beitrag "Deutschland, deine Flaschen". Auch ich habe laut gelacht, obwohl die Sprüche von Sarrazin & Co. eigentlich zum Heulen sind. Herr Stumberger hat mit einer gehörigen Portion Humor und historischen Vergleichen böse und zynisch zurückgepöbelt. Wie ein Hofnarr hat er dem König den Spiegel vorgehalten. Das Pöbeln gegen Migranten und Hartz- IV-Empfänger/innen ist gesellschaftsfähig geworden und ein Großteil der deutschen Bevölkerung gibt den Geist-Vergiftern auch noch Recht.Pearl, per E-Mail
Da ich mich der Bilderzeugung gewidmet habe, gefällt mir Sarrazin auf dem Sims und darum schlage ich den Gestalter im Flaschenzauber der Seite 17 als Held der Arbeit vor.Eva-Maria Gütz, per E-Mail
Thema "Die Unbestechlichen", ver.di PUBLIK 10_2009
in Ihrer Oktoberausgabe veröffentlichen Sie auf der Seite 9 einen wirklich lesenswerten Artikel über Ärzte, die sich lobenswerter Weise nicht durch Geschenke der Pharmaindustrie zum Kauf bestimmter Produkte verleiten lassen. In der gleichen Ausgabe ist auf einem Bild zum Artikel "Bazillenschleudern im Büro" (S. 18) deutlich ein Pharmaprodukt gegen Halsschmerzen mit Namen und Produktlogo zu erkennen. Das empfinde ich als höchst widersprüchlich und absolut unpassend!Sabine Hartmann, Lage
Titel "Ein echt starkes Stück", ver.di PUBLIK 10_2009
Schlagen Sie Alarm, bitte! Einsparungen im Personal bedeuten für die Patienten Fixierung ans Bett. Das heißt Festschnallen an Händen und Füßen und einen breiten Gurt um den Bauch, für Stunden. Es bedeutet eine Ruhigstellung durch Medikamente. Patienten in der Psychiatrie können sich nicht wehren. Näheres erfahren Sie über den Verein der Psychiatrie-Erfahrenen. Gehen Sie behutsam mit dem Verein um, es sind alles Betroffene. Sie sind meist arbeitslos am untersten Ende der Gesellschaft und auch nicht fähig, Mitglied bei ver.di zu sein. Jetzt nach der Wahlniederlage müssen wir in die Hände spucken und handeln. Ich bin leider nur Schreibtischtäter und alt.Gisela Bauer, Hannover
Thema Stuttgarter Zeitung in ver.di PUBLIK
Ich würde gern auch mal etwas über die derzeitigen Verhältnisse im Hause der Stuttgarter Zeitung lesen. Sie hat ja vor Jahresfrist in hab- und raffgieriger Weise den Süddeutschen Verlag und damit die Süddeutsche Zeitung in München für 700 Millionen Euro übernommen. Der neue Geschäftsführer Dr. Richard Rebmann soll einen harten Sparkurs fahren. Den natürlich auf Kosten der Belegschaft. Die soll für alles mal wieder den Kopf hinhalten und noch mehr leisten. Das Neueste: Die Redaktion von Sonntag Aktuell wird zum Jahresende aufgelöst. 18 Mitarbeiter/innen verlieren damit den Arbeitsplatz. Ansonsten das Übliche: Geht ein Mitarbeiter, wird seine Stelle nicht wieder besetzt. Die Verbliebenen müssen die Mehrarbeit übernehmen.Willi Kronmüller, Murrhardt (siehe Meldung auf der Seite 4 in dieser PUBLIK. Die Red.)
Gedicht "Wir haben die Kraft", ver.di PUBLIK 10_2009
Der 18-jährige hat m. E. treffend gereimt - gratuliere zu Scharfsinn und Mut! Dazu passt gut der erste Satz aus dem Leserbrief von Marc Schmid: Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber! Ich wollte kein "dummes Kalb" sein, werde aber vielleicht doch dem Metzger ausgeliefert?!Erhard Morgenstern, per E-Mail
Thema "Unsere Positivliste", ver.di PUBLIK 10_2009
Danke für die Positivliste aller unserer Mitglieder, die ihre Bezüge entsprechend den gültigen Regelungen abgeführt haben. Dies ist aber eigentlich selbstverständlich. Interessanter wäre die Negativliste.Alois Mittermüller, per E-Mail
Thema "Ende einer Dienstgemeinschaft", ver.di PUBLIK 10_2009
Darin wird auch vom geringeren Verdienst in West und Ost gesprochen. Warum setzt ver.di sich nicht mal für ein einheitliches Lohnsystem in Ost und West ein? Es kann doch nicht sein, dass nach 20 Jahren Einheit die gleichen Berufe immer noch unterschiedlich bezahlt werden. Das beste Beispiel ist doch der öffentliche Dienst. Doch eines sollte dann auch geschehen. Die Angleichung der Preise. Denn wenn wir als ehemalige Ossis uns in den neuen Bundesländern aufhalten, können wir viel günstiger einkaufen und auch die Dienstleistungen sind viel günstiger. Wenn sich dies nicht bald ändert, bleibt noch ein weiter Weg bis zur endgültigen, nämlich auch menschlichen Einheit. Manchmal hat man das Gefühl, der Staat will gar nicht, dass sich Ost und West näher kommen. Sondern treibt mit diesen Unterschieden noch einen Keil dazwischen.Marlis Bagutzki, Kreuztal
Thema Mindestlohn
Die Wahl ist um, und trotzdem geht es keinem von uns bis jetzt auch nur ein Stückchen besser. Die Gewerkschaften fordern den Mindestlohn von 7,50 Euro. Also weg von der Ausbeutung, Stundenlöhne um die vier Euro, hin zum Hungerlohn, denn 7,50 Euro liegt, gemessen an den Ausgaben, die jeder einzelne von uns hat, schon lange nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die Forderung müsste stattdessen lauten: mindestens zwölf Euro die Stunde! Das wären gesehen bei acht Stunden Arbeitszeit täglich 96 Euro und bei 22 Arbeitstagen gerade mal 2112 Euro im Monat. Netto entspräche dies einem Lohn von zirca 1500 Euro. Das ist in der heutigen Zeit das Lebensminimum für Menschen, die jeden Tag ihrer Arbeit nachgehen.Oliver Avemarie, Reinheim
ver.dis Bildungseminare, ver.di PUBLIK 10_2009
Ein großer Dank an ver.di für das eindrucksvolle Seminar "Buchenwald - wider das Vergessen", das seit 15 Jahren im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar stattfindet. Die Thematik wurde in diesen sieben Tagen von den Teamern und Pädagogen der Gedenkstätte anschaulich gemacht und durch einen Zeitzeugen mit Leben gefüllt. Mit Erschrecken musste ich nun feststellen, dass gesellschaftspolitische Seminare in ver.di im letzten Jahr rigoros zusammengestrichen wurden. Nun ist auch das Buchenwald-Seminar in akuter Gefahr! Eine Gewerkschaft hat die gesellschaftspolitische Verpflichtung, der aktuellen Entwicklung der rechten Szene entgegenzuwirken. Soll hier an der falschen Stelle gespart werden? Es handelt sich um unsere Zukunft und die unserer Kinder! Ich und alle Teilnehmer dieses Seminars rufen Sie auf, dieses und weitere Seminare zu diesem Thema weiterhin stattfinden zu lassen!Andreas Kupka, Köln Mitgliederpflege bei ver.di Dass alle, auch ver.di, sparen müssen, sehe ich ein. Aber dass die Gewerkschaft nicht einmal soviel Geld hat, ein Gewerkschaftsmitglied nach 50 Jahren eine Glückwunschkarte zu senden, finde ich traurig. 1984, bei meinem 25-jährigem Jubiläum, wurden alle Mitglieder mit 25, 40, 50 Jahren Mitgliedschaft eingeladen. Es gab ein geselliges Beisammensein mit Essen. Das war bei der DPG. Heute ist nicht einmal für eine Karte Geld vorhanden!!! Ich finde das sehr traurig. Oder legt ver.di keinen Wert auf alte Mitglieder? Ich würde mich freuen wenn Sie diesen Brief veröffentlichen würden.Günter Wandrei, per E-Mail
Preisrätsel ver.di PUBLIK 10_2009
Ich habe beim vorletzten Preisausschreiben das Buch von David Foster Wallace gewonnen. Dafür möchte ich mich bei Ihnen und Ihrem Team sehr herzlich bedanken!Roza Frydrych, per E-Mail
Gesundheitsspezial, ver.di PUBLIK 5_2009
Die Artikel "Wenn die Wirbel knarren" über Rolfing und "Auferstanden aus Ruinen" über Osteopathie fand ich spannend. Hoffentlich wird das eine Serie!Herta Ritsche , Bielefeld
Wahldesaster
Wenn man so orientierungslos von links zur Mitte strebt, die alten Freunde stehen lässt und sich mit Schwarz verwebt, für Unterschichten plötzlich blind vergisst, wo seine Wurzeln sind, die Reichen in den Himmel hebt, dem Rest das Maul mit Harz verklebt, bloß pseudosolidarisch ist, selbst aber heimlich Austern frisst, verkennt man manchmal desaströs: Der kleine Mann wird auch mal bös; entreißt man ihm zu oft sein Brot, wählt keiner so ein blasses Rot. S. Römmer, per E-Mail