Saubere Lösungen

Die 4. Revolution – Energy Autonomy | Diese Doku steht in der Tradition moderner Aufklärungsfilme wie We feed the world oder Let's make money. In letzterem analysiert neben anderen der Politiker Hermann Scheer die Mechanismen, die zur Finanzkrise geführt haben. Auch in Die 4. Revolution ist Scheer zu sehen, als einer von vielen Protagonisten im Kampf für eine sehr wohl machbare Energiewende. Die Umsetzung der Vision von einer Weltgemeinschaft, deren Energiegewinnung sich komplett aus erneuerbaren Quellen speist, ist das Kernanliegen des weltweit agierenden Umweltaktivisten. Konzept und Botschaft dieses Films sind klar wie eine Solarzelle: Visionäre Menschen auf der Welt, Erfinder, Umweltaktivisten, Unternehmer, Banker und Politiker, zeigen, dass die Energiewende in den nächsten 30 Jahren zu schaffen ist. Zu ihnen ist das Filmteam gereist und hat sich schlau gemacht. Über autonome Energie-Systeme in Afrika. Über die emissions-und kostensenkende Freude an einem Passivhaus in Baden-Württemberg, die Visionen eines US-Erfinders, der bereits realisierbare Ideen zum Elektroflugzeug in der Schublade hat. Oder der Jungunternehmer Willenbach, der mit einem eigenen Windrad anfing und in Leipzig die größte Fotovoltaik-Anlage der Welt gebaut hat. Regisseur Carl-A. Fechner lässt sich diese Projekte vor Ort demonstrieren und kommt zu dem Ergebnis: die Energierevolution muss in der Fläche passieren, mit einer dezentralen Energiegewinnung. Und damit sie wirklich passiert, die Revolution, darf man nicht auf die Vertreter fossiler Energiegewinnung hören. Zum Beispiel auf Fatih Birol. Er hält, natürlich nicht freiwillig, die Rolle des reaktionären Hanswursts der Gegenseite. Der Direktor der Internationalen Energieagentur hat sein Handwerk bei der OPEC gelernt. Ihm fließt reines Öl in den Adern, also betet er fast pawlowsch die stereotypen Argumente der Mineralölwirtschaft herunter, die in der Vergangenheit erfolgreich das Weiterdenken verhindern konnte. Bloß nichts drum geben, so das Fazit des Films, sondern sich informieren und individuell handeln. Jenny ManschDOKU, R: CARL-A. FECHNER, MIT: H. SCHEER, B. JAGGER, M. YUNUS, AB 18.3.10


Waffenstillstand | Irak, 2004. Ein grandioser Matthias Habich verkörpert einen Arzt, der seine Illusionen im Krieg verloren hat. Dennoch zögert er nicht, während einer 24-stündigen Feuerpause in einem ungepanzerten Jeep in ein Krisengebiet zu fahren, um Verwundete medizinisch zu versorgen. Entnervt soll er einen Journalisten mitnehmen, der meint, mit seiner Arbeit die Welt verändern zu können, und einen Kameramann, der nur auf dramatische Bilder spekuliert. Von Nasos Film zeigt in seiner Komplexität all die Gewissensentscheidungen, Komplikationen und Risiken eines solchen Unternehmens. Mit eindringlichen Bildern wirft er einen mitten hinein in den Krieg im Irak und bleibt dabei doch so universell, dass seine Aussage auch auf andere Krisenregionen übertragbar ist. Während Nachrichten meist nur Tote zeigen, fokussiert dieses bewegende Drama auf die Menschen, die übrig bleiben. kl D/CH 2009. R: LANCELEOT VON NASO. D: MATTHIAS HABICH, THEKLA REUTEN, HANNES JAENICKE, MAX VON PUFENDORF, U.A. , 95 MIN., KINOSTART: 18.3.10


Lourdes | Eine Gelähmte erhebt sich aus eigener Kraft und kann wieder gehen. Ein Wunder? Keine Angst, hier wird weder katholisch missioniert noch zu einer Pilgerreise überredet. Lourdes wirft vielmehr einen ironischen Blick auf einen kommerzialisierten Wallfahrtsbetrieb, in dem Filme Krankenheilungen suggerieren, aber noch nicht einmal die Priester selbst ernsthaft daran glauben. Noch dazu müssen sich die Frommen neiderfüllt damit abfinden, dass ausgerechnet die Frau, der die Gnade widerfährt, aus ihrem Rollstuhl aufstehen zu können, gar nicht so gläubig ist. Was bringt es also, das stundenlange Anstehen vor der Grotte, das Betasten der Heiligtümer, das heilige Wasser, wozu all die Madonnenkulte, Messen und Rituale? Der Film mokiert sich nicht über die Heerscharen, die Hoffnung suchen, wo Ärzte ihnen keine mehr geben können. Aber statt Trost gibt er viele Fragen mit auf den Weg. klD, A, F 2009. R: JESSICA HAUSNER. D: SYLVIE TESTUD, ELINA LÖWENSOHN, LÉA SAYDOUX, 99 MIN., KINOSTART: 1.4.10