Ausgabe 05/2010
Editorial
der Chef der Drogeriekette Schlecker ist leider nur einer von vielen Unternehmern in unserem angeblich so zivilisierten Land, deren Geschäftsidee vor allem in der Lohndrückerei besteht (Seite 1). Und dazu scheint kein Mittel zu schäbig zu sein. Längst lassen Unternehmen ihre leitenden Angestellten in eigens dafür ausgeklügelten Seminaren schulen, wie sie Beschäftigte kostengünstig im Wege gezielten Mobbings aus dem Betrieb ekeln können. Mobbing, dieses knubbelige Wort aus der Abteilung Neusprech, setzt sich zusammen aus Intrige, Verleumdung, Falschanschuldigung, Missachtung - und was es da noch alles gibt. Hauptsache, es führt zum Ziel. Einzig dem Zwecke der Lohnsenkung dienen auch die zahlreichen Betriebsausgründungen, Neugründungen oder auch Umgründungen, die meist die Lebensplanung ganzer Belegschaften zerschlagen, weil hinterher der Lohn hinten und vorne nicht mehr reicht oder der Arbeitsplatz gleich ganz weg ist.
In diesem Tal der rohen Sitten braucht es starke Interessenvertretungen. Noch bis zum 31. Mai wählen viele Millionen Beschäftigte in den Betrieben aller Branchen ihre Betriebsräte. Nach Sichtung der ersten Ergebnisse zeichnet sich eine passable Wahlbeteiligung von mindestens 65 Prozent ab, nicht auszuschließen, dass es schließlich mehr als 70 Prozent werden. Für die neu- und wiedergewählten Kolleginnen und Kollegen hat ver.di ein besonderes Schulungsangebot vorbereitet. Denn die Arbeit der Betriebsräte ist in Zeiten von Mobbing, Lohndrückerei und anderen Geschäftsmodellen wahrhaftig eine Herausforderung (Interview Seite 15). Aus den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen sind dagegen die Nichtwähler mit über 40 Prozent als stärkste Fraktion hervorgegangen. Und das ist wohl auch ein Signal (Kommentar Seite 15). – Die nächste ver.di publik erscheint Mitte Juli, bis dahin Ihnen und Euch eine gute Zeit
Maria Kniesburges, Chefredakteurin der ver.di PUBLIK