Gisbert zu Knyphausen: Hurra! Hurra! So nicht | Um das Wort kommen wir diesmal nicht rum: Liedermacher. Denn genau das ist Gisbert zu Knyphausen: Einer, der Lieder macht. Und zwar so schöne, feingliedrige, schlaue Lieder wie momentan kaum jemand sonst. Weswegen man jetzt nicht an die poetische Weinerlichkeit eines Reinhard Mey denken sollte, auch nicht an den forschen Agitprop von Hannes Wader. Nein, Hurra! Hurra! So nicht ist genau dazwischen, glänzt mit exakten Alltagsbeobachtungen und distanzierten Selbstbespiegelungen, mit dezenten Absurditäten und einer einfachen effektiven Sprache. Die Musik dazu ist liebevoll verschraubt. Zu Knyphausen lässt sich nur von wenigen Instrumenten begleiten, dafür aber mit viel Sinn für Wärme. All das ermöglicht es ihm, mal belanglose Zeilen, mal Tiefsinniges mit einer Selbstverständlichkeit zu singen, die die oftmals verächtlich gebrauchte Bezeichnung Liedermacher endlich wieder zum Adelstitel befördert. toCD, PIAS / ROUGH TRADE


Hadouk Trio: Air Hadouk | Natürlich ist Air Hadouk keine real existierende Fluggesellschaft, aber ihre Reiseziele sind die exotischsten und nur mit ihr zu erreichen. Bevor sich Didier Malherbe, Loy Ehrlich und Steve Shehan zusammenfanden, hatte jeder schon einen Großteil der Welt bereist, unter anderem mit Wyatt, Youssou N’Dour oder Paul Simon. Aber erst mit dem Trio gelingt den Franzosen die musikalische Vielfalt, für die der Bandname von Festival zu Festival wie ein Zauberwort weitergereicht wird. Dabei besteht Hadouks Magie nicht in der authentischen Wiedergabe weltmusikalischer Traditonen, sondern in deren selbstbewussten Verbindungen mit anderen Stilistiken. Mit Mitteln der Jazzimprovisation und ethnischen Instrumenten wie der westafrikanischen Harfe Kora oder der armenischen Aprikosenholz-Oboe Duduk entsteht Hadouks imaginäre Folklore. Ein Sound, der der Essenz ethnischer Musiktraditionen Rechnung trägt, dabei jedoch gleichzeitig offen ist für höchst ungewöhnliche musikalische Mischehen. rixCD, NAÏVE / VERTRIEB: INDIGO


Superpunk: Die Seele des Menschen unter Superpunk | Wir behaupten das jetzt einfach mal: Superpunk ist die beste Band dieses Landes. Und auch dieses sechste Album der Hamburger ist immer noch großartig. Niemand sonst adaptiert so souverän den in die Beine gehenden Northern Soul und verbindet ihn so selbstverständlich mit so einfachen wie wahrhaftigen Texten. Als Zugabe können sie zudem fingerschnippenden Sixties Pop und, der Name verpflichtet, ein bisschen Punk. Dazu singt Carsten Friedrichs nonchalant vom Alltag, von Bibliotheken und immer wieder davon, was es kostet, dieses Leben zu leben und dabei seine Würde zu bewahren. Weil die weisen Worte des aufrechten Proletariers Friedrichs längst nicht so verschwurbelt daher kommen wie die von sagen wir mal Tocotronic, erfüllt diese Musik vor allem einen Zweck: als Gute-Laune-Medikament gegen die Mühsal, die der Kapitalismus bereitet. Die Revolution wird deswegen zwar nicht gleich ausbrechen, aber solange kann man zu Superpunk prima alle Probleme kleintanzen. toCD, TAPETE / INDIGO