Ausgabe 05/2010
Hasen und Igel
Ich arbeite in einem Sprachheilkindergarten. Um viertel nach sieben Uhr geht es los. Dann sind die Kinder noch nicht da, und wir nutzen die Zeit für Besprechungen im Team: Sprachtherapeuten, eine Psychologin, Erzieher, eine Motopädin und wir Heilerziehungspfleger. Wir sprechen über einzelne Kinder und ihre Förderziele. Bei jeder zweiten Besprechung sind die Eltern dabei. Die Kinder sind zwischen vier und sechs Jahre alt und haben Sprachprobleme. Der Sprachheilkindergarten ist für sie eine Übergangsstation. Sie besuchen danach einen Regelkindergarten oder werden eingeschult. Die Aufgaben von Heilerziehungspfleger/innen sind vielfältig, in der dreijährigen Ausbildung werden auch Elemente aus therapeutischen Berufen vermittelt. Wir unterstützen die Therapeut/innen und helfen den Menschen, die wir betreuen, bei der Bewältigung des Alltags. Heilerziehungspfleger arbeiten in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, aber auch in der Rehabilitation oder in Fördereinrichtungen wie unserem Sprachheilkindergarten.
Großes Frühstück
Der Sprachheilkindergarten ist in einem Gebäude mit dem Integrativen Gemeindekindergarten untergebracht. Die Kinder kommen um 8 Uhr 15. Die Kooperation mit dem Kindergarten der Gemeinde ermöglicht es den Kindern, nach ihren Wünschen zu entscheiden, ob sie die Turnhalle, den Spielplatz oder ein Angebot in der Gruppe nutzen möchten. Als Heilerziehungspfleger beobachte ich die Kinder und begleite sie in ihrer Entwicklung. Von halb zehn bis zehn frühstücken wir gemeinsam. Jeden zweiten Donnerstag bereiten wir mit den Kindern ein selbstgemachtes Frühstück vor, das dann etwas umfangreicher ausfällt. Um elf gibt es einen Sing- und Stuhlkreis, wir singen und spielen zusammen. Um halb eins essen wir zu Mittag, danach lesen wir vor oder gehen bei schönem Wetter mit den Kindern raus. An mehreren Tagen in der Woche bekommen die Kinder motopädische und sprachtherapeutische Förderung. Die kann für jedes Kind einzeln stattfinden, ist aber auch fester Bestandteil im Gruppenalltag. Wir spielen zum Beispiel Spiele, die die Mundmotorik der Kinder fördern. Die Arbeit macht mir viel Spaß. Zurzeit haben wir eine Projektwoche zum Thema "Lebensretter", mit verschiedenen Aktionen. Wir besuchen die Feuerwehr, machen ein Lagerfeuer und basteln mit den Kindern Feuerwehrautos aus Kartons. Um halb drei Uhr werden die Kinder abgeholt. Wir haben zwei Gruppen, die Hasen und die Igel. Ich arbeite in beiden Gruppen, drei Tage bei den Igeln, einen Tag bei den Hasen. Am Freitag arbeite ich im Betriebsrat. Seit zehn Jahren bin ich Heilerziehungspfleger, im Sprachheilkindergarten arbeite ich seit August 2009.
PROTOKOLL: Silke Leuckfeld, FOTO: privat