Ausgabe 10/2010
Die Mafia, der Müll und die Särge
In Neapel brennt es wieder an allen Ecken und Enden. Die einen wollen keine weitere Mülldeponie bei sich in der Nachbarschaft, die anderen holen den Müll einfach nicht mehr ab. Also, die Müllmänner streiken, und keiner weiß so recht warum. Deshalb verbrennt der Müll jetzt auf den Straßen, wenn er sich dort nicht türmt, und Müllwagen werden demoliert, wenn sie nicht von der Polizei eskortiert werden. Wer immer dort ein Zündlein an den Müll oder einen Wagen hält, niemand weiß es. Genauso wenig, wer die Grabplünderer sind, die seit dem Frühsommer Särge ausbuddeln und damit die Öfen der Pizzabäcker befeuern. Angeblich verdient die Camorra, wie die Mafia hier genannt wird, mehr Geld mit Müll als mit Drogen, aber niemand will in Neapel ja irgendwas gewesen sein. Die Müllmänner beteuern im Fernsehen: „Wir waren es nicht!“ Die übrigen Neapolitaner/innen sagen dasselbe. Eigentlich ein klarer Fall: Eine Stadt entsorgt sich selbst. pewe