Was lange währt...

SPIEGEL ONLINE, 13. APRIL 2011 SPIEGEL online: Tatsächlich ist jede zweite Neueinstellung heute befristet, inzwischen gibt es fast eine Million Leiharbeiter und rund fünf Millionen Minijobber. Ist der Trend noch zu stoppen?

Frank Bsirske: Das ist eine politische Entscheidung. Die jetzige Regierung tut sich offenbar unglaublich schwer damit, diesen Trend zu stoppen. Die schwarz-gelbe Koalition nimmt hin, dass sich in Deutschland ein Parallelarbeitsmarkt der Unsicherheit entwickelt. Gerade für jüngere Menschen ist das fatal. Das sollte aber nicht nur die Politik, sondern die gesamte Gesellschaft auf den Plan rufen.

SPIEGEL online: Einen gesetzlichen Mindestlohn konnten Sie bis heute nicht durchsetzen.

Bsirske: Aber er wird kommen.

SPIEGEL online: Das behaupten Sie seit vielen Jahren.

Bsirske: Die Chancen waren aber nie so gut wie heute. Inzwischen treten mit der SPD, den Grünen und den Linken gleich drei Parteien für einen Mindestlohn ein. Das Gleiche gilt für einen Großteil der Bevölkerung.


10 Jahre ver.di

NEUE RHEINISCHE ZEITUNG ONLINE, 13. APRIL 2011Zukunftsfähig werden die Gewerkschaften nur, wenn sich ihre Strukturen und ihre Leistungen ändern. Weniger Vorschriften und Satzungsbestimmungen, dafür mehr Offenheit und Gestaltungsmöglichkeiten für Mitglieder und solche, die es werden sollen. Die Gewerkschaftsorganisation darf lediglich Mittel zum Zweck sein. Eine Gewerkschaft, die sich überwiegend mit sich selbst beschäftigt, hat keine Überlebenschance. Vor allem die Beschäftigten in den Gewerkschaften müssen lernen, die wachsenden und veränderten Herausforderungen als Chancen zu begreifen und neue Aufgaben und Anforderungen aus eigener Kraft und gegen ihre eigenen Gewohnheiten und Routinen zu bewältigen. Wenn Mitglieder ihre Gewerkschaft mehr als Behörde und nicht als soziale Bewegung erfahren, die unkompliziert Rat, Hilfe und Unterstützung organisieren kann, werden weitere Mitgliederverluste nicht aufzuhalten sein.

Franz Kersjes ist Herausgeber der "Welt der Arbeit" im Internet und war von 1980 bis 2001 Landesvorsitzender der IG Druck und Papier und der IG Medien in NRW


Mit gutem Beispiel

BADISCHE ZEITUNG, 13. APRIL 2011Die Idee einer Frauenquote mag ob ihrer Einfachheit bestechend sein, hat aber bei näherer Betrachtung einige Haken. Zunächst geht es ja um die Vorstandsetage und die Aufsichtsräte großer DAX-Unternehmen. Ich glaube kaum, dass sich eine hochqualifizierte Frau, die ja bereits jetzt in der Führungsreserve dieser Unternehmen arbeiten müsste, gerne als "Quotenfrau" bezeichnen lassen möchte. Nein, es geht um ein ganzheitliches Konzept und um eine (nicht zu verordnende, aber erlebbar zu machende) Veränderung der Unternehmenswerte. Sollen qualifizierte Frauen für die Top-Ebene zur Verfügung stehen, müssen Frauen vor allem zunächst auf den unteren und mittleren Führungsetagen die gleichen Chancen wie Männer haben. Um Frauenförderung wirklich zu betreiben, bedarf es auch flexiblerer Arbeitszeitmodelle und Betreuungsangebote, um dem Kinderwunsch von weiblichen Führungskräften gerecht zu werden. Übrigens: Die Gewerkschaften können bei der Besetzung ihrer Aufsichtsratsposten ja mit gutem Beispiel vorausgehen. Meldung Seite 10