Liebe Leserin, lieber Leser,

jetzt also auch Silvana Koch-Mehrin, einstige Hoffnungsträgerin der FDP - und davon hat die ja bekanntlich nicht so viele. Auch Koch-Mehrin soll ihre Doktorarbeit über weite Strecken anderen Werken entnommen, also schnöde abgeschrieben haben. Und das ist heutzutage ja kein Einzelfall mehr, jedenfalls unter den Bessergestellten. Da scheint der Glaube weit verbreitet, man könne sich irgendwie schon alles erlauben - und trotzdem noch groß rauskommen. Wie jener Ex-Doktor und Ex-Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, der die Chuzpe hatte, auch dann noch von lässlichen, weil ja nur versehentlichen Fehlern zu sprechen, als längst offen zutage lag, dass er seitenweise abgeschrieben hatte. Inzwischen hat ihm die Universität nicht nur den Doktortitel aberkannt, sondern auch offiziell bescheinigt, dass er, der Freiherr zu Guttenberg, mit Vorsatz gehandelt, also abgeschrieben hat. Lug und Betrug - man muss sich halt alles nur leisten können. Und das können eben nur die Wenigen unter den Vielen.

Was wäre, wenn die Kollegin an der Kasse versehentlich falsch abgerechnet hätte? Schon das könnte ihr das Aus, also die außerordentliche Kündigung bescheren. An betrügerische Absicht gar nicht erst zu denken, die Frau wäre für ihr Leben gestraft, weil vermutlich arbeitslos. Und standen nicht kürzlich erst Kolleginnen und Kollegen wegen arglosen Mundraubs am Arbeitsplatz vor Gericht? Die einen hatten Brötchenbelag gekostet, eine andere hatte Maultaschen vor dem Abfalleimer bewahrt. Soweit zur Lage.

Das dritte Zeitungsbuch, also die letzten acht Seiten dieser Ausgabe der ver.di PUBLIK, haben wir dem Thema Migration gewidmet. Darin geht es auch, aber längst nicht nur um die weitere Öffnung des Arbeitsmarktes für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus den EU-Beitrittsländern.

Die nächste ver.di PUBLIK erscheint Ende Juni. Bis dahin Ihnen und Euch eine gute Zeit

Maria Kniesburges, CHEFREDAKTEURIN DER VER.DI PUBLIK