Ausgabe 06/2011
Leserbriefe
Dank für die Seite! Solch ein Beitrag ist längst nicht in allen Gewerksschaftspublikationen zu finden. Wie groß war die Hoffnung nach Gorbatschows Ankündigung eines atomwaffenfreien Jahres 2000 einst in den 1980ern. Wo werden Obamas Worte sich heute in Taten umsetzen? Wenn es nach den Rüstungskonzernen geht, nie! Atomwaffen abschaffen - Atomkraft abschalten! Ein Ruf, der zur Zeit millionenfach erschallt. Es wird nicht zuletzt auch von der internationalen Gewerkschaftsbewegung abhängen, ob diese nicht beherrschbaren Geister endgültig ausgemustert werden.
Willi Hoffmeister, Bonn
Titel "Das Haben bestimmt das Sein", ver.di PUBLIK 5_2011
Ich bin überzeugt von der Gewerkschaftsbewegung. Aber diese Headline haut dem Fass der Blödheit wirklich den Boden raus! Geht es noch kulturloser, bornierter, hirnhälftiger? Leute, Leute, so machen wir in Betrieben, mit Mitarbeitern, die definitiv über Bildleser-Niveau sind, keinen Stich. Das ist kontraproduktiv und mir ist das peinlich! Ich bin sowas wie das Aushängeschild in unserem Betrieb mit gerade mal 2,5 Prozent Organisationsgrad und so bewegen wir uns eher auf die zwei Prozent zu.
Klaus Mader-Amort, Betriebsrat, Stuttgart
Brennpunkt "Teurer Wohnen", ver.di PUBLIK 5_2011
Den dargestellten Problemen und den Schlussfolgerungen kann ich nur zustimmen. Trotzdem hat die Sache für mich einen bitteren Beigeschmack, wenn ich daran denke, unter welchen Umständen die Wohnungsbestände der BauBeCon im November 2005 an den "Höllenhund" verkauft wurden.
Es war erstaunlich, wie der Verkaufsprozess seinerzeit gegenüber den Mitarbeitern und Mietern transparent gemacht wurde. Erst nach massivem Protest durch die Betriebsräte konnten einige Arbeitnehmerrechte beim Verkauf berücksichtigt werden. Bis zum Abschluss der Verkaufsverhandlungen gab es immer wieder Probleme bei der Wahrung des Mitbestimmungsrechtes, und es kostete letzlich auch Arbeitsplätze. Seitens der Gewerkschaft war die Unterstützung der Betriebsräte damals insgesamt sehr dürftig. Der Spagat der Gewerkschaft, sowohl als Unternehmer als auch als Interessenvertreter der Arbeitnehmer zu agieren, war damals nicht gelungen, obwohl er machbar gewesen wäre. Daher klingen dann Ratschläge und Forderungen an andere, wie so etwas fair und sozialverträglich durchzuführen ist, nicht besonders glaubwürdig. Zum gleichen Thema wurde ja auch schon im Mai 2006, also kurz nach dem Verkauf der BauBeCon-Wohnungen, unter anderem über die Verkäufe in Dresden in eurer Zeitung berichtet und geurteilt. Vielleicht wäre es besser gewesen, den aktuellen Beitrag wenigstens etwas kleiner aufzumachen. Ich vertraue aber weiter auf euer journalistisches Geschick, das ich eigentlich ansonsten sehr schätze.
Horst Schröder, per E-Mail
Kommentar "Als hätten sie es drauf angelegt", ver.di PUBLIK 5_2011
Ich möchte mich ganz ausdrücklich für Ihren Artikel bedanken. Ich habe schon so lange das Gefühl, mit meinen Gedanken ganz allein zu sein. Die Überschrift trifft genau ins Schwarze, denn natürlich hat man es darauf angelegt, dass sich Menschen mit Hartz IV nicht wohl fühlen. Sie haben den Ausdruck Angst verwendet. Ich bin 50 Jahre alt und nicht mehr das, was auf dem Arbeitsmarkt gefragt ist. Ich habe keinen der stark nachgefragten IT-Berufe, bin nicht Arzt oder Anwalt geworden. Ich habe nur eine kaufmännische Ausbildung, ein paar Semester Studium der Anglistik und Erfahrungen zu bieten. Seit einem Jahr bin ich wieder ohne Job, da mich mein letzter Arbeitgeber, eine Leiharbeitsfirma, nach über vier Jahren entlassen hat. Ich habe zwar anerkannt gute Arbeit geleistet, doch hat der Kunde besagter Firma den Auftrag entzogen. Somit war ich draußen. Eine Übernahme der Leiharbeiter war nie geplant, da der Kunde mit uns nur die Kosten senken wollte. Eigenes Stammpersonal gab es bereits, jedoch mit erheblich höheren Lohnkosten.
Nur wir Leiharbeiter waren bereit, für 7,38 Euro pro Stunde zu arbeiten. Warum, wenn nicht Angst der Grund ist? Angst ist das hervorstechendste Lebensgefühl, das ich in den letzten Jahren hatte. Ich lebe mein Leben, ohne wirklich Einfluss auf den Verlauf nehmen zu können. Ich traue mich kaum vor die Tür oder den Briefkasten zu öffnen, da ich Angst vor den Briefen der Arge habe. Sie sind unfreundlich verfasst und die rechtlichen Belehrungen beinhalten nur Drohungen. Ich weiß nicht, wie lange ich diese Angst ertragen kann. Ich habe nie wieder eine der beteiligten Parteien gewählt, obwohl ich Stammwähler war. Ich werde auch nicht mehr wählen, solange ich atme. Ich danke Ihnen nochmals für Ihren Artikel.
Stephan Reimers, Rendsburg
Interview und Kommentar "Zensus 2011", ver.di PUBLIK 5_2011
Mit den Artikeln zum Zensus 2011 fallen Sie den Erhebungsbeauftragten in den Rücken und machen ihnen die Arbeit nicht gerade leichter. Nicht nur, dass in dem Interview ausführlich ein Datenschutzbeauftragter zu Wort kommen und sich gegen die persönliche Befragung aussprechen darf - nein, die Autorin lässt im Begleitartikel noch nicht mal die andere Seite, also die Erhebungsstellen und die Erhebungsbeauftragten zu Wort kommen und aus der Praxis berichten, was ein vollständiges Bild ergeben hätte. Zudem informiert sie falsch, denn es wird zwar nach der Zugehörigkeit zu öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaften gefragt, die Frage nach der Weltanschauung muss aber nicht beantwortet werden. Und was ist so schlimm daran, nach dem Migrationshintergrund zu fragen? Im Spezial "Migration" in derselben Ausgabe heißt es, man wisse gar nicht, wie viele Migranten im öffentlichen Dienst arbeiten - ja, vielleicht weiß man es dann endlich nach dem Zensus ...
Eine Frechheit ist jedoch der Kommentar zum Zensus, in dem eine offensichtlich der Recherche abgeneigte Redakteurin behauptet, es seien 50 Fragen, obwohl es maximal 46 sind!
Nach dem Innen- oder Außenklo wird schon mal gar nicht gefragt, was soll der Blödsinn? Aber die Höhe ist doch, dass sie den Erhebungsbeauftragten unterstellt, im "Zweitauftrag" für die NPD unterwegs zu sein, dabei mussten sich alle Erhebungsbeauftragten verpflichten, keine Daten der Befragten weiterzugeben.
Petra Kursawe, Uhldingen-Mühlhofen
Thema "Mein Lohn reicht nicht zum Leben", ver.di PUBLIK 5_2011
Solches zu ändern liegt an uns und unseren Gewerkschaften. Für mich heißt das zu fordern:
Zurück zur Zeit der mit Augenmaß regulierten Märkte. Dabei darf weder Mindestlohn, Bankenkontrolle noch Einfuhrbeschränkung (siehe EG-Regeln zu japanischen Autos in den 70ern) ein Tabu sein. Ende der staatlich gestützten Hungerlöhne, die den Arbeitgebern Milliarden in die Kassen spülen. Eine maßvolle, bezahlbare, praktische und mit geringen finanziellen Mitteln umsetzbare Energiepolitik, die kleinräumiges Wirtschaften mit vor Ort vorhandenen Produktionsmöglichkeiten und die Sparmöglichkeiten fördert. Schluss mit Steuergeschenken für Großverdiener durch beispielsweise Kfz-Steuerersparnis auf neue Fahrzeuge mit toller Technik, dafür aber mehr Verbrauch pro Betriebsstunde. Subventionsabbau für milliardenschwere Konzerne. Schluss mit der Erpressung durch Abbau von Arbeitsplätzen. Ein tragfähiger, der jeweiligen Teuerung angepasster Mindestlohn für alle. Beteiligung aller an der finanziellen Absicherung bei Krankheit, im Alter und bei Arbeitslosigkeit. Damit sind auch die Arbeitgeber und der Staat als Arbeitgeber gemeint (siehe Schweizer Modell).
Jürgen Schmid, Ulm
Thema "Kostenfrei und effektiv", ver.di PUBLIK 5_2011
Leider hat sich in den Artikel auf Seite 10 ein ärgerlicher Fehler eingeschlichen. Im letzten Absatz werden zum Thema bundeseinheitliche Finanzierung diverse Bundesländer aufgezählt, die angeblich kein Schulgeld verlangen. Unter anderem Schleswig-Holstein. Dies ist eine falsche Aussage. Schleswig-Holstein verlangt auch Schulgeld für Selbstzahler in Höhe von 290 Euro. Ich selbst habe an meiner Schule 14 Selbstzahler, die zwischen landesgeförderten Mitschülern, die über eine Quote finanziert werden, sitzen. Einige empörte Schüler waren deshalb schon bei mir.
Karin Watzal, Schulleiterin Fachschule für Altenpflege, Itzehoe
Dieses Mal gefällt mir publik, ich weiß nicht warum.
Ich lese Seite für Seite - im Gegensatz zu sonst. Ist so viel Interessantes passiert oder hat die Redaktion gewechselt? Gerade ging mir die Geschichte von Dieu Merci Lekeni zu Herzen.
Bei uns ist ein Flüchtlingslager. SPD und Grüne wollten es auflösen - ohne eine Bleibe für die Menschen darin. Die Behördenfrau, eine Beamtin des Bezirksamtes, wollte mir verbieten, von Lager zu sprechen, das Lager "Lager" zu nennen. Ich begegnete dort einem Ehepaar mit zwei erwachsenen Söhnen, die alle nicht arbeiten dürfen, seit neun Jahren mit Kettenduldung hier vegetieren in zwei Zimmern mit insgesamt 15,06 qm. Sprechen Sie Dieu Mut zu, die bösen Menschen in seiner Nähe zu ertragen. Hoffentlich gelingt es ihm immer.
Willi Mittelstädt, Hamburg-Billstedt
Thema "Ausbildung bei Netto", ver.di PUBLIK 4_2011
Meine Tochter und ihr Lehrkollege waren Auszubildende bei Netto. Zwei Monate vor ihrer Prüfung wurden sie von drei Netto-Mitarbeitern unter Druck gesetzt und sollten ihre Kündigung unterschreiben. Nachdem sie zweieinhalb Stunden bearbeitet wurden, natürlich einzeln, hat man sie dazu gebracht, einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. Gleichzeitig hat Netto für diese Filiale eine 400 Eurokraft und eine 30 Stunden-Hilfe eingestellt. Die Sache ist jetzt vor Gericht. Soviel zur Ausbildung bei Netto.
Uwe Freytag, per E-Mail
Thema ver.di PUBLIK allgemein
Als Gewerkschaftsmitglied muss ich mal Kritik an Publik üben. Die mitunter reißerische Art der Berichterstattung führt bei mir dazu, sie immer häufiger links liegen zu lassen. Die Artikelüberschriften sind so manche Male leider beinahe Bildzeitungsniveau, die Sachlichkeit bleibt zu häufig zu wünschen übrig, zuviel Basta, zuviel So nicht! Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie Ihr Konzept der Informationsvermittlung überdenken. Die überladenen Webseiten gehen mir auch zu sehr an der eigentlichen Information vorbei. Ärgerlich, wenn sich wichtige und konkrete Infos schlecht oder gar nicht finden!
C. Schwerin. Per E-Mail
Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Leider können wir nicht alle Briefe, die uns erreichen, veröffentlichen. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. ver.di publik Leserbriefe, 10112 Berlin, Fax 030 / 6956-3012, E-Mail: leserbriefe@verdi.de