Es ist mir unbegreiflich, aus welcher Not heraus der Kongress, noch meiner Gewerkschaft, unbedingt eine Positionierung für Bundeswehreinsätze abgeben musste. Wenn eine ver.di-Fachgruppe Bundeswehr darauf verweist, schließlich auch Mitglieder in unserer Gewerkschaft zu haben, so ergibt sich doch daraus nicht zwingend ein solches militärisches Bekenntnis. Was ist das für eine Argumentation und Logik? Könnte es dann bald sein, dass auch ein Gottesbekenntnis folgt, weil auch kirchliche Beschäftigte Mitglieder unserer Gewerkschaft sind? Wenn der neu gewählte Vorsitzende dann auch noch auf die besondere Verantwortung aus unserer Geschichte verweist, die darin bestehe, Völkermord zu verhindern, dann verschlägt es mir fast die Sprache. Welche Diktatoren dieser Welt sind vergleichbar mit dem Hitlerfaschismus und haben die erklärte Absicht, die Welt zu erobern? Es ist beileibe kein Geheimnis, dass mit den Militäreinsätzen von NATO und Verbündeten die Verhinderung von Völkermord vorgegeben wird und seit vielen Jahren selbst Völkermord betrieben wird.

Eine Gewerkschaft, die mir eine derart militante Logik aufzwingen will, die brauche ich wirklich nicht. Das Gesülze von humanitären Einsätzen und nur Blauhelmen; erinnern wir uns: Anfang der 90er hat es genau so begonnen, und was haben wir heute? Man muss kein Pazifist sein, aber es liegt einmal mehr auf der Hand, wie Kapitalismus, Krieg und Krise enge Brüder sind, was Gewerkschaften als Interessenvertreter arbeitender Menschen schon einmal besser wussten. Wer zahlt schon heute wieder für Krise und Krieg? Nein, solchen Bekenntnissen des Kongresses kann und will ich mich nicht beugen. Dabei wären ganz andere Fragen viel wichtiger gewesen. Mit welchen Mitteln soll abgewendet werden, dass die werktätigen Menschen auch in Deutschland die Zeche für die Profiteure zu zahlen haben? Griechenland ist auch unsere Perspektive, da sollte es keine Illusion geben. Wie und womit sollen die Machenschaften des Finanzkapitals gestoppt werden, das drauf und dran ist, die Völker in den Crash, in Chaos, Not, Elend und Massenarmut zu führen? In dieser Situation gibt meine Gewerkschaft ein Kriegsbekenntnis ab.

Roland Winkler, per E-Mail


Thema "Ohne sie geht nichts", ver.di PUBLIK 8/9_2011

Mir kommt es so vor, dass, wenn man in Deutschland Gewerbesteuer zahlt, mit den Arbeitnehmern tun und lassen kann was man will. Für Wertschätzung gibt es in der Buchhaltung keinen Wert, ergo kann ein Manager ihn auch nicht ermitteln. Wertschätzung kommt nicht von Arbeitsaufträgen, sondern vom Charakter der Führungspersonen.

Dirk Jaczek, per E-Mail


Thema verpasst?

Da wurde aufgerufen "Gemeinsam zur Euro-Demonstration des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB)" am 17.09.11 in Wroclaw. Diesem Aufruf hat sich auch der DGB angeschlossen. Nachdem ich Publik 08-09_2011 in den Händen hielt, kam ich zu dem Eindruck, dass ver.di offenbar diesen Aufruf nicht unterstützt, denn ich konnte keinen Hinweis darauf finden.

Wie sollen denn die Kollegen mobilisiert werden, wenn selbst in ihrer Zeitschrift nichts dazu steht?

Ich bin einigermaßen sprachlos. Wenn schon auf der ver.di-Internetseite ein Hinweis auf diese Demo existiert mit dem Link zur DGB-Seite, warum dann nicht bei Publik?

Frithjof Newiak, per E-Mail


Thema "Burnout und ver.di"

Die Gewerkschaften haben sich zum Glück in die aktuelle Burn-out-Diskussion eingemischt und diese Krankheit bezeichnet als "das Ende einer Spirale aus ständiger Überlastung, aus immer neuen Arbeitsanforderungen und permanentem Zeitdruck". Dazu haben Gewerkschaften wie ver.di aber unabsichtlich einen Beitrag geleistet, z.B. mit Leistungsprämien im öffentlichen Dienst. Derartige Anreize, die nicht erst seit der Bankenkrise skeptisch gesehen werden können, fördern nicht nur die Personalbürokratie, sondern ganz besonders die Selbstausbeutung der Arbeitnehmer, um "oben" zu gefallen und damit ein paar Euro mehr zu bekommen. Ich rege an, dazu etwas in ver.di publik zu bringen.

Klaus Landahl, per E-Mail


Titel "Wir brauchen Zukunft", ver.di PUBLIK 8/9_2011

Man kann nicht immer für alles die Politik verantwortlich machen! Es müssen Auflagen für die Unternehmen her, die diese zwingen und verpflichten, erstens ihre Azubis zu übernehmen und zweitens Geld in die fortlaufende Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu investieren. Die Unternehmen haben diesbezüglich viel zu viel freie Hand. Auch könnte man mal sagen, dass dieser "jede/r Fünfte" in Deutschland, der sich zu einem Niedriglohn verdingt und die Tausenden, die trotz Vollzeitarbeit staatliche Hilfe beantragen müssen, auch zum Teil selbst schuld daran sind, dass ihre Situation so ist. Denn sie müssten einfach aufstehen und sagen: "Nein, für diesen Lohn arbeite ich nicht." Dass die Unternehmen die Menschen durch nieder bezahlte Löhne ausbeuten können, liegt daran, dass die Arbeitnehmer das überhaupt mitmachen. Das Blatt müsste sich wenden, so dass die Arbeitnehmer den Ton angeben, für welches Geld sie arbeiten und für welches nicht. Dann würden sich die Arbeitgeber ein Verhalten, wie sie es derzeit an den Tag legen, nicht erlauben können.

Das "Kollektiv" muss aufstehen und sagen: "So nicht."

Andrea Hettiger, Filderstadt


Thema "Kuba steht kopf", ver.di PUBLIK 6/7_2011 und Leserbrief von P. Knappe, ver.di PUBLIK 8/9_2011

Ausdrücklich möchte ich mich für die Aussagen im Leserbrief des Kollegen Knappe bedanken. Wenn ihr solche Artikel schreibt, fragt doch mal die Kolleg/innen, die aus diesen Ländern stammen. Ich bin seit 16 Jahren mit einem Kubaner verheiratet. Mein Mann ist Künstler und wir wissen alle, dass es sehr schwierig ist, sich als Künstler in Deutschland über Wasser zu halten, im Gegensatz zu Kuba. Mein Mann, auch ver.di-Mitglied, hat also neben seiner küstlerischen Tätigkeit auch immer in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis gestanden. Er kann euch sehr gute Beispiele nennen, wo der Unterschied zwischen Rationalisierung in Kuba und Deutschland liegt, wo die Unterschiede in den Arbeitsbedingungen (Kultur im Betrieb), wie es mit den Menschenrechten am Arbeitsplatz aussieht (ich nenne hier ausdrücklich das Wort Menschenrechte, da wir in Deutschland in vielen Betrieben Situationen haben, die einer modernen Sklaverei gleichzusetzen sind) usw.. Also, schaut euch bei solchen Artikeln mal in unserer Mitgliedschaft um, neben der normalen Recherche, die ihr betreibt.

Sabine Neyra-Ampudia, Kie


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