Ausgabe 03/2012
Musik
Von Jack White: Blunderbluss |Jack White: Blunderbluss | Wäre Jack White ein Fußballer, dann wäre Blunderbluss das Ende einer Formkrise. Jack White ist allerdings ein blassgesichtiger, ungemein erfolgreicher, aber extrem unsportlicher Musiker. Deshalb ist das erste Solo-Album des Kopfes der White Stripes vor allem: die Rückkehr zu den Wurzeln. White gelingt es wieder, Hard Rock, Vaudeville und natürlich den von ihm heiß geliebten Blues noch einmal so zu spielen, als hätten diese eigentlich schon zu Grabe getragenen Genres noch eine aktuelle Relevanz. Dabei überschreitet der Traditionsbewahrer White zwar bisweilen die Grenze zur Karikatur: Vor allem Take Me With You When You Go mit seinem sich überschlagenden Falsett und den hektisch kreischenden Gitarren-Riffs wirkt wie eine Parodie auf den Heavy Metal. So gelingt es White allerdings, einen gewissen Sicherheitsabstand einzubauen zu den Klischees, die er mit großer Lust und Liebe zum Detailreichtum dann eben doch noch einmal rekapituliert. Wäre White ein Fußballer, würde man sagen: Geschickt ausgekontert. Thomas Winkler
CD, XL/ BEGGARS/ INDIGO
The Chieftains: Voice of Ages | Ein halbes Jahrhundert haben The Chieftains auf dem Buckel. Aber ihr Irish Folk ist so lebendig wie selten zuvor. Das beweist zum einen der Erfolg der Neo-Folker Mumford & Sons, zum anderen das Album Voice of Ages, mit dem die Chieftains ihr Jubiläum begehen. Zur Feier eingeladen haben sie sich überraschend aber nicht Madonna oder andere VIPs, mit denen sie in den letzten 50 Jahren zusammenarbeiteten, sondern eine extrem geschmackvolle Auswahl angesagter Geheimtipps. Der Wald-und-Wiesen-Barde Bon Iver leiht ihnen seine im Falsett schwebende Stimme ebenso wie Paolo Nutini oder die Secret Sisters. Die Stars aber bleiben die alten Herren, die so versiert fiedeln und flöten, klimpern und trommeln wie ehedem: stets verhaftet in den Traditionen der keltischen Folklore, aber offen für die Anforderungen der modernen Popmusik. So entführen The Chieftains zu einem Spaziergang über frühlingssatte Wiesen in den örtlichen Pub. Thomas Winkler
CD, CONCORD/ UNIVERSAL
Taner Akyol: Dance To The Sun | Der türkischstämmige Berliner Taner Akyol verbindet Orient und westliche Einflüsse, wie man es so noch nicht gehört hat. Seit seinen Kindertagen spielt er die Bağlama, die türkische Langhalslaute, auf der er es zur Meisterschaft gebracht hat. Die Bağlama – auch Saz genannt – steht mehr als jedes andere Instrument für die traditionelle Musik in der Türkei. Als studierter Komponist kennt sich Akyol aber auch in der westlichen Musik aus. Er weiß um den Rang des Klaviers, das mit seiner wohltemperierten Stimmung seit Jahrhunderten die westliche Musik prägt – auch den Jazz. Wie lassen sich diese beiden Welten miteinander vereinbaren? Eine Herausforderung, an der sich vor Akyol schon etliche Projekte versucht haben. Akyols Multikulti-Trio mit dem zyprischen Pianisten Antonis Anissegos und dem US-Perkussionisten David Kuckhermann führt vor, wie es gelingen kann: durch Betonung der Gemeinsamkeiten statt der kulturellen Unterschiede. Grandios! Peter Rixen
CD, ENJA/SOULFOOD