Jetzt sollen auch noch die übrig gebliebenen Beschäftigten mit Verzicht ihr Unternehmen sanieren

"Die ganze Nation verschleckert", sagt die ver.di-Jugendliche Isabel Hauschild links in ihrem Aufruf zum 1. Mai. Was das heißt, lässt sich am Unternehmen Schlecker nicht erst seit ein paar Monaten, sondern bereits seit vielen Jahren beobachten. Angefangen beim Lohnbetrug, dessentwegen Anton Schlecker, der Gründer des Unternehmens, rechtmäßig verurteilt wurde, über die Drangsalierung von Betriebsräten, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen für tausende von Ein-Frau-Filialen bis zu dem Versuch, die Löhne über eine eigene Leiharbeitsfirma zu drücken. Und schließlich bis zur Pleite der Drogeriekette mit der Entlassung von 11.000 Mitarbeiterinnen. Schlecker steht für eine Unternehmenskultur, die nur noch dem eigenen Profit huldigt. Die Beschäftigten, ihre Arbeitsbedingungen und ihre Entlohnung - nichts weiter als ein notwendiges Übel.

Es muss daher gar nicht verwundern, dass nun auch der Insolvenzverwalter harte Einschnitte in die Löhne der noch 13.000 Schlecker-Beschäftigten fordert, um das Unternehmen so angeblich sanieren zu können. "Die Forderung des Insolvenzverwalters überschreitet für die Schlecker-Kolleginnen jedes erträgliche Maß, weil viele von ihnen schon heute eher schlecht als recht über die Runden kommen", kommentiert Stefanie Nutzenberger, im ver.di-Bundesvorstand zuständig für den Handel.

ver.di ist durchaus zu Sanierungsmaßnahmen bereit, allerdings nicht zu allen Bedingungen. "Wir setzen entschieden auf den Fortbestand des Unternehmens als Ganzes und damit auf den Erhalt der Arbeitsplätze", so Nutzenberger. Die Beschäftigungssicherung sei das oberste Gebot. ver.di fordert aber auch entschieden Transparenz. Bis heute kursieren in der Öffentlichkeit verschiedene Zahlen und Namen von Anbietern, die den angeschlagenen Drogisten übernehmen wollen.

Und auch für die Gekündigten fehlen noch immer vergleichbare Arbeitsplätze. Vor allem in den ländlichen Regionen ist es für sie schwer, eine angemessene neue Tätigkeit zu finden. Und dort, wo es freie Arbeitsplätze gibt, bieten viele Arbeitgeber diese nicht in Vollzeit, sondern nur in Teilzeit und schlecht bezahlt an. Die ganze Nation verschleckert.

Petra Welzel