Thüringer Bühnen in Finanznot

An zwei Theatern in Thüringen brodelt es heftig: Gera-Altenburg und Eisenach fehlen jeweils etwa zwei Millionen Euro für das Jahr 2013. In Eisenach ist die Situation so prekär, dass das Theater vor dem Aus steht, sollte das Land finanziell nicht drauflegen. Beim Fünf-Sparten-Haus Gera-Altenburg würde es die Schließung der beiden Sparten Schauspiel und Puppentheater bedeuten oder eine weitere einschneidende Kürzung der Gehälter und Gagen.

Nachdem in den zahlreichen Finanzierungsrunden der letzten Jahre die Theater in Thüringen rigide Kürzungen hinnehmen mussten, Theater fusionierten, Sparten abgebaut wurden und dem Personal Einkommensverzicht abverlangt wurde, geht es jetzt wieder an die Existenz.

Eisenach ist pleite

In Eisenach sind alle Möglichkeiten zum Sparen ausgereizt. Es fehlen Einnahmen. Die ansässige Industrie bezahlt ihre Gewerbesteuer woanders, die Beschäftigten der Opelwerke beispielsweise kommen aus der Region, weniger aus der Stadt.

Das Theater Eisenach gehört gemeinsam mit dem Theater in Meiningen zu einer Stiftung, die zu 50 Prozent vom Freistaat Thüringen getragen wird, 12,5 Prozent kommen vom Landkreis und 37,5 Prozent muss die Stadt beisteuern. Gegenwärtig weiß niemand, woher 2013 die fehlenden 2,1 Millionen Euro kommen sollen. Michael Reinhardt, Betriebsratsvorsitzender, berichtet über die Mischung von Resignation und Wut bei den Mitarbeitern des Hauses. Vor Jahren wurde das Schauspiel geschlossen und den Chorsängern gekündigt, das verbliebene Personal liegt in der Bezahlung schon bei 25 Prozent unter dem Flächentarif. Hoffen können die Eisenacher nur noch, wenn das Land Thüringen einspringt. Gespräche werden schon eine Weile geführt und erstmals gingen auch die Eisenacher mit den Theaterleuten auf die Straße.

Fünf für Gera-Altenburg

Auch die fusionierten Theater in Gera und Altenburg haben massive Finanzprobleme. In diesem Jahr läuft der Haustarifvertrag aus, der eine Absenkung der Gehälter vorsieht. Für 2013 fehlen den Häusern ebenfalls 2,1 Millionen Euro, würde der Flächentarifvertag gelten. Erst im Februar haben der Thüringer Staatsminister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, die Landräte und Oberbürgermeister den Finanzierungsvertrag bis 2016 geschlossen - in dem Wissen, dass die Kosten nicht ausreichend gedeckt sind. Eine Mogelpackung für die Beschäftigten und letztendlich für das künstlerische Angebot.

Nach Protesten wurde im Mai nachgebessert: Kultusministerium und kommunale Gesellschafter wollen um 1,16 Millionen Euro aufstocken, wenn ein neuer Haustarifvertrag mit den Gewerkschaften abgeschlossen wird. Die Theaterbeschäftigten müssen eine Million Euro erwirtschaften: Das bedeutet einen Verzicht auf zehn Prozent ihres Einkommens. Dazu kommt ein mittelfristiger Personalabbau, indem nicht jede freiwerdende Stelle wieder besetzt wird. Darüber muss jetzt verhandelt werden.

Den Verlust der künstlerischen Vielfalt in Altenburg, Gera und Eisenach wollen viele Einwohner nicht hinnehmen. Mit den Theaterleuten und ver.di fordern sie von der Landesregierung ein klares Bekenntnis für den Erhalt der Häuser.