Ausgabe 04/2012
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie viele Ankündigungen und Versprechen der Politik hat es seit Ausbruch der weltweiten Finanzmarktkrise 2007 nicht schon gegeben! Den Finanzmarktakteuren sollten Regeln auferlegt werden, sogar von Kontrolle war die Rede, Transparenz sollte her und was nicht noch alles. Geschehen ist fünf Jahre später rein gar nichts. Im globalen Finanzcasino darf weiter gezockt werden, längst bereichern sich die Finanzjongleure an der verheerenden Krise, die sie verursacht haben, und wetten auf drohende Staatsbankrotte. Während die Politik zwar große Schirme für die Banken aufspannt, aber von einer wirksamen Kontrolle des Finanzmarkts weit, ganz weit entfernt ist, hat sich inzwischen die Nicht-Regierungs-Organisation „Finance Watch“ gegründet. Sie macht es sich zur Aufgabe, die mächtige Finanzindustrie mitsamt ihrer gigantischen Lobby scharf zu beobachten. Die Organisation macht etwa öffentlich, wie die Finanz-Lobby erfolgreich Einfluss auf die Gesetzgebung nimmt – natürlich um Kontrollen zu verhindern. Bericht auf Seite 9.
Um andere Global Player ging es vor einem „Volkstribunal für angemessene Mindestlöhne und gute Arbeitsbedingungen“, das kürzlich von Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen in Kambodscha veranstaltet worden ist. Konzerne wie Puma, H&M, Adidas, Nike oder Reebok lassen dort zu Hungerlöhnen und unter geradezu lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen Kleider und Schuhe fertigen. Ein Skandal, der seit vielen Jahren bekannt ist – aber Appelle und moralischer Druck richten da offenbar nichts aus. Weil es ja ums Geld, weil es um Profite geht. Und deswegen wird mit allerlei Hebeln selbstredend auch die Arbeit der Gewerkschaften erschwert. Bericht aus Kambodscha auf Seite 8.
Die nächste ver.di PUBLIK erscheint Anfang Juli. Bis dahin Ihnen und Euch eine gute Zeit!
Maria Kniesburges, CHEFREDAKTEURIN DER VER.DI PUBLIK