Eintracht Frankfurt: So streiken Bankbeschäfitgte in Hessen

VON Renate Bastian

Leonhard Regneri aus Frankfurt hat Anfang Juni das Ergebnis für die Bankbeschäftigten mit ausgehandelt. Der Vorsitzende des Personalrats der Frankfurter Sparkasse bricht nicht gerade in Freudenschreie aus, hält es aber für akzeptabel, was da vereinbart wurde. Auch er hat dem Verhandlungsergebnis zugestimmt. Letztlich hängt viel von der Kampfkraft ab, die ver.di entfalten kann, sagt er. Und sicher ist er sich auch, dass der Fortschritt sich manchmal in kleinen Schritten bewegt. Aber es ist ein Fortschritt. In der persönlichen Geldbörse ist die Inflation ausgeglichen worden.

Vorsintflutlicher Umgang

Leonhard Regneri bedrückt vor allem die allgmeine Arbeitssituation, die zunehmende Arbeitsteilung und Arbeitsverdichtung in der Dienstleistung. Zielvorgaben, die ständig bewertet werden, bestimmen den beruflichen Alltag. Das gilt speziell im Filialgeschäft. "Man geht nicht mehr unbefangen in ein Beratungsgespräch. Immer sitzt die Zielvorgabe im Nacken", sagt Regneri. Stress und gesundheitliche Folgen für die Beschäftigten sind programmiert. Solch einen Umgang mit den Leuten findet er vorsintflutlich. Regneri möchte die Arbeitsprozesse ganzheitlich betrachtet wissen. Solange das aber nicht durchgesetzt ist, sind gemeinsame Erklärungen von Gewerkschaft und Arbeitgebern - "schon mal was, wenn auch nicht einklagbar". Das gilt auch für den Schutz von Berater/innen, die oft noch nach längerer Zeit Anschuldigungen ausgesetzt sind. Sie sollen, wenn sie sich korrekt verhalten haben, keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen befürchten müssen. Auch für die Ausbildungsquote und die Weiterbeschäftigung von Auszubildenden gibt es eine erste Übereinkunft, aber noch keinen Tarifvertrag. Eine stärkere gewerkschaftliche Präsenz im Bankensektor, die hält Leonhard Regneri für dringend notwendig. Wie dies möglich ist, haben die hessischen Bankbeschäftigten gezeigt. Ende Mai waren rund 550 Bankbeschäftigte einem Streikaufruf von ver.di gefolgt. Dadurch kam es zu Behinderungen im Filialbetrieb und sogar zu Schließungen einiger Bankfilialen. Allein im Bereich der Frankfurter Sparkasse waren etwa ein Drittel aller Filialen geschlossen. Mit dem Warnstreik wollte ver.di nicht etwa die Bankkunden ärgern, sondern den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, um die Forderungen durchzusetzen. Die Streikenden zogen mit einer Trommlergruppe und bei gemeinsamem Gesang als bunter Demonstrationszug durch das Bankenviertel. Gelöst und entspannt - auch so kann ein Arbeitskampf etwas bewirken.

Schöner streiken

Zuvor waren 700 Teilnehmer/innen Mitte Mai vom Wiesbadener Hauptbahnhof in einem Streikzug zu den Kurhauskolonnaden gestartet. Auch der Regen konnte niemanden vertreiben. Wer im Bankgewerbe arbeite, sei gefeit gegen Wetter und andere Unbilden, so eine Teilnehmerin. Das zeigten die Beschäftigten der Nassauischen Sparkasse. Schon Anfang Mai hatte ver.di die Beschäftigten aus der Commerzbank, Helaba, Frankfurter Sparkasse, Deutsche Bank, SEB, Deutsche WertpapierService Bank und der HypoVereinsbank aufgerufen. Auch hier waren 400 gekommen. Sie alle haben zum erzielten Ergebnis beigetragen.