Hungry City | Ein riesiges Weizenfeld mitten in New York? Das hat es tatsächlich gegeben. 1982, als die in Ungarn geborene US-amerikanische Künstlerin Agnes Denes es am Ufer des Hudson im südlichen Manhattan anlegte und sein Werden bis zur Ernte dokumentierte. Für sie war es ein Symbol fürs Leben, für Nahrung, Energie, Kommerz, Welthandel und Ökonomie. Die Bilder von ihrer Aktion sind noch immer ein Symbol, heute vielleicht noch mehr als vor 30 Jahren. Die Welt verstädtert zunehmend, die Städte werden immer größer und hungriger, und mit dem sogenannten Landgrabbing hat weltweit der Ausverkauf ganzer Landstriche begonnen. "Landwirtschaft und Essen in der zeitgenössischen Kunst" heißt der Untertitel der Ausstellung, in der auch Denes Arbeit zu sehen ist. Im Prinzip stellt sie uns vor die Frage: Wie wollen wir leben? Petra Welzel

KUNSTRAUM KREUZBERG/BETHANIEN, MARIANNENPLATZ 2, BERLIN, TGL. 12-19 UHR, BIS 28. OKTOBER


i am who i am | Wer von sich sagen kann, ich bin, wer ich bin, der hat entweder ein gutes Selbstbewusstsein oder ist ganz bei sich angekommen. Den jungen russischen Künstler/innen, die in dieser Ausstellung zu sehen sind, merkt man an, dass sie das Motto "i am who i am" eher hinterfragen. Wer muss etwa derjenige sein, der durch die Tundra mit einem Wagen rollt, der mit verschiedenen Tierfellimitaten verkleidet ist? Oder wer steckt wirklich hinter den Kindern reicher Russen, die die Fotografin Anna Skladmann porträtiert? Da sitzt zum Beispiel Lisa im weißen Tüllkleid mit langen blonden engelsgleichen Haaren auf dem Esstisch der Familie, der wie eine neumodische königliche Tafel aussieht. Jakob posiert mit einer echten Kalaschnikow in seinem barocken Zimmer, im Hintergrund tanzen Ballerinas auf einem Flatscreen-Bildschirm im Goldrahmen. Die jungen Russen sind ganz offenbar auf der Suche nach sich selbst. Sie dabei zu betrachten, ist erhellend. Petra Welzel

KIT KUNST IM TUNNEL, MANNESMANNUFER 1B, DÜSSELDORF, DI-SO 11-18 UHR, BIS 18. NOVEMBER