Ausgabe 01/2013
Leserbriefe
Wenn Frau Merkel, vielleicht weil Wahlen vor der Tür stehen, die Mehrheit des deutschen Volkes nicht ausgrenzen will, müsste sie sich von den Einstellungen eines Herrn Rösler ganz klar distanzieren, denn mit seinem Klientel wird sie die nächsten Wahlen mit Sicherheit nicht gewinnen. Ich empfehle dringend, die Schriften von Stéphane Hessel, zuerst Empört euch und danach Engagiert euch, am besten noch vor den nächsten Wahlen zu lesen oder als CD zu hören. Vielleicht tragen die darin enthaltenen Aussagen zur Wahlentscheidung bei.
Erhard Lindemann, per E-Mail
Meines Wissens hat Arbeitsministerin von der Leyen den ursprünglichen Armutsbericht zu verantworten. Nun wurden aber von Wirtschaftsminister Rösler die Tatsachen gestrichen oder geschönt. Das in Röslers wirrer Vorstellung "doofe Volk" soll nicht mitbekommen, dass die Einkommensschere sich immer mehr spreizt.Es geht nicht um Enteignung von Privatvermögen, sondern um leistungsgerechte Einkommensgestaltung. Es darf nicht sein, dass normal Arbeitende nicht von ihrem Einkommen leben können und mit Hartz IV aufstocken müssen, während der reiche Teil der Bürger ihr Vermögen aus Kapitaleinkünften ständig vergrößert, ohne gerecht besteuert zu werden.
Rainer Prosik, Hattenhofen
Warum zeigen wir, das Volk, dem arroganten Menschen Philipp Rösler (FDP) nicht die rote Karte?! So einer schadet doch nur.
Wolfgang Jabs, per E-Mail
Armselig sind jedoch auch die Gleichgültigkeit, die Lethargie, das Desinteresse, die Gedankenlosigkeit und die Obrigkeitshörigkeit der Bevölkerung. Gemeckert wird ständig; wenn es jedoch darum geht, gemeinsam den Arsch hochzukriegen, um nicht noch des letzten Bisschens beraubt zu werden, was unsere Großeltern und Eltern sich an Rechten, sozialer Gerechtigkeit und Sicherheit sowie Zukunftsperspektiven in den vergangenen Jahrzehnten mühevoll erkämpft haben, dann ducken sich und schauen die meisten feige weg. Der Frust, der sich dann langsam, aber sicher ob der Ohnmacht gegen die Allianz aus neoliberaler Politik und Wirtschaft aufstaut, wird nach unten abgelassen - gegen diejenigen, die sich nicht wehren können, weil sie noch schwächer sind, z.B. Hartz-IV-Bezieher, Niedriglöhner, Rentner/innen und Migrant/innen.
Marc Schmidt, Marktheidenfeld
Thema "Eine Wohnung, ein Betrag", ver.di PUBLIK 8_2012
Kein Wort über Transparency International zur mangelnden Bereitschaft der öffentlich-rechtlichen Sender, ihre Finanzen offenzulegen? Kein Wort zur immer größeren Kluft zwischen eben dem "gesetzlichen Auftrag" und der täglichen Senderealität? Kein Wort zu den Vorschlägen Paul Kirchhofs, endlich weg von der Werbung, dem Sponsoring und dem Quotendruck zu kommen? Und schließlich noch die bösen Printmedien, welche es gewagt haben, sich kritisch mit den Öffentlich-Rechtlichen auseinanderzusetzen, der Autor nennt natürlich die BILD, verschweigt aber die Analysen der FAZ am Sonntag, des Spiegels und der Süddeutschen. Fazit: es wird - mal wieder - Solidarität mit einem System von vorgestern bekundet.
Volker Mistereck, Göttingen
Der Meinung in dem Artikel kann ich mich nicht anschließen. Ich habe in meinem Haushalt noch nie ein Fernsehgerät gehabt. Für mich ist das eine monatliche Erhöhung von 5,76 Euro auf 17,98 Euro oder 146,64 Euro im Jahr. Ich bin 60 Jahre alt und lebe allein. Warum soll ich für eine Leistung bezahlen, die ich nicht nutze? Vor allen Dingen in einer Gesellschaft, in der das Leistungsprinzip ganz oben hingestellt wird. Als "TV-Verweigerer" bezeichnet zu werden, empfinde ich als Beleidigung. Ich nutze das Fernsehen nicht, das hat nichts mit Verweigerung zu tun. Es gäbe zu dieser Problematik noch mehr zu sagen; es hat mich aber schon genug geärgert.
K.-Jörg Müller, per E-Mail
Es muss angezweifelt werden, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk unsere Gebühren noch auftragskonform vordringlich für Information, Kultur und Bildung einsetzt. Im Buhlen um Einschaltquoten verflacht der Unterschied zu privaten Sendern immer mehr. Für die Übertragungsrechte der Bundesliga ab 2013 haben die Öffentlich-Rechtlichen mit unseren Gebühren alle Mitbieter überboten und zahlen rund 630 Millionen Euro pro Saison (rund die Hälfte mehr als bisher) mit dem Ergebnis: jede Woche zwei- bis fünfmal Fußball-Unterhaltung zur besten Sendezeit. Die Zeit des Pay-TV auch bei den Öffentlich-Rechtlichen ist längst überfällig. Dann würde sich zeigen, wie viele Fußballsendungen wirklich gewünscht sind, wie viele Krimis, Talk- und Verdummungsshows von den Zuschauern akzeptiert werden. Die verbleibenden Sendungsreste könnten dann getrost vom Zuschauer oder auch aus Steuermitteln finanziert werden.
Peter Schwarzmeier, per E-Mail
Da ich TV-Verweigerer bin und bislang nur den Beitrag für Radio gezahlt habe, finde ich es natürlich nicht gut, dass ich ab Januar plötzlich das Dreifache bezahlen soll. Doch ich hätte nichts gegen diesen Beitrag einzuwenden, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ARD, ZDF, Deutschlandradio) seinen gesetzlichen Auftrag unabhängig von wirtschaftlichen und staatlichen Interessen erfüllen würde. Hier liegt das eigentliche Problem! Aufgrund meiner Radioerfahrung als Deutschlandfunk- und MDR-Kultursenderhörer weiß ich, dass viele politische Informationen, Kommentare und Sendungen einseitig von Partei- und Lobbyinteressen bestimmt werden. Schlimme Beispiele dafür gibt es genug. Ich denke da u.a. an die Kampagne zur Demontage der gesetzlichen Rente und der Etablierung privater Altersvorsorge. Der Propaganda der Finanzlobby standen auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk alle Türen offen. Ich denke weiter an die einseitige Berichterstattung zur Finanzkrise seit 2008. Ob Herr Ackermann oder Professor Sinn - es waren fast nur Vertreter der Finanzlobby und ihre gekauften "Fachleute", die zu Wort kamen. Und wie kann es sein, dass in den Nachrichtensendungen immer häufiger die Bildzeitung zitiert wird, oder Meldungen privater Nachrichtenagenturen mit ihrer interessegeleiteten Auswahl und Verkürzung von Informationen kritiklos übernommen werden?
Friedhelm Händler, per E-Mail
Ich lebe seit über 30 Jahren ohne Fernsehgerät in einer eigenen Wohnung und bin noch nie kontrolliert worden. Ich musste nur jährlich einen unwürdigen Schrieb an die GEZ ausfüllen, dass ich "noch immer keine Fernsehteilnehmerin" bin. Für manche Kreise ist es anscheinend unvorstellbar, dass man aus Gründen der psychischen Hygiene leichten Herzens auf ein Zeit und Platz raubendes, Strom fressendes und Lärm verursachendes Möbelstück verzichten kann. Gegen den Ärger über den neuen "Beitrag" war diese Art der "Kontrolle" ein Klacks. Dies alles war dem Autor des Artikels offensichtlich nicht klar oder schlicht gleichgültig. Für das neue Jahr wünsche ich mir endlich unabhängige, kritische Journalist/innen, die nicht immer nur nachplappern, was ihnen von ihren Interviewpartnern vorgekaut wurde. Und ich wünsche mir eine Gewerkschaft, die sich auch gesellschaftspolitisch zuständig fühlt. Christine Schmidt, Freie Redakteurin, München Ich bin Zeitungszusteller und Inhaber eines Kleinladens für Solidaritätsprodukte. Für mich sind 18 Euro pro Monat viel Geld. Und es macht mich wütend, damit anderen die Sportschau zu subventionieren. Ich bin aus Idealismus ver.di-Mitglied und habe davon keine Vorteile. Das mache ich freiwillig. Aber die Zwangsabgabe für ARD und ZDF lehne ich ab.
Martin Liebrecht, Kassel
Meldung "Prächtige Verdienste für deutsche Manager", ver.di PUBLIK 8_2012
Die Aussage, dass Spitzenkräfte "in deutschen Unternehmen im Schnitt 4,3 Millionen Euro pro Jahr verdienen", ist falsch. Dies trifft nur auf die Dax-Unternehmen zu, möglicherweise noch einige außerhalb des Dax. Sollten Sie unter "Managern" Vorstände verstehen, dann muss das auch erwähnt werden, denn Manager auf der zweiten oder dritten Ebene verdienen bei weitem nicht so viel. Im Übrigen beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt eines Vorstandsmitglieds in Deutschland ca. 300 000 Euro. Vorstände gibt es ca. 12 000, vom Vorstand einer kleinen Sparkasse bis zu Daimler.
Werner Schorn, Stuttgart
Thema Pflege "Was der Mensch braucht", ver.di PUBLIK 8_2012
Die bevorstehende Bundestagswahl ist die große Chance, eine Änderung in den menschenverachtenden Verhältnissen der Pflege herbeizuführen: Fordern Sie die Kandidaten heraus. Sie sollen einzeln öffentlich Stellung nehmen, wie sie zu einer "Vollversicherung" stehen. Eine Erhöhung des Beitragssatzes würde zwar unumgänglich werden, ist aber das wesentlich kleinere Übel. Nur durch Druck lässt sich eine Änderung in diesem "christlich sozialen Staat" herbeiführen.
Alwin Tröger, per E-Mail
ver.di-Spezial "Migration", ver.di PUBLIK 8_2012
Wie und wo sollen diese Menschen demnächst Beschäftigung bei überall abnehmender Konjunktur finden? Nichtsdestotrotz ist es durchweg positiv, wenn sich auch ver.di der wachsenden Zahl von Menschen annimmt, die nach Deutschland und Europa kommen in der Hoffnung auf ein besseres, sichereres Leben, und dass ver.di PUBLIK über die Möglichkeiten und Probleme und Enttäuschungen dieser Zuziehenden berichtet.
Albert Reinhardt, Stralsund
Thema "Der Duden wird zerlegt", ver.di PUBLIK 8_2012
Man kann zum Duden und der deutschen Rechtschreibung stehen, wie man möchte. Aber der Duden ist ein Leitwerk, eine Institution. Er sollte nicht wirtschaftlich betrachtet werden, sondern als imagefördernde Ehrenaufgabe. Ein Verlag wie Cornelsen müsste sich das leisten können. Schade. Mich hat der Duden bis jetzt etwa 50 Jahre begleitet.
Günter Karbe, Wermelskirchen
Thema "Alarm bei Amazon", ver.di PUBLIK 8_2012
Amazon wegen seiner Bezahlung und Arbeitsbedingungen zu bestreiken, ist auf jeden Fall gerechtfertigt. Aber wieso so zaghaft im Konjunktiv? Und wieso wird die politische Dimension an Amazon immer wieder unter den Teppich gekehrt? Dass die Mitarbeiter des Jobcenters und des Arbeitsamtes vor ihrem Chef kuschen, zumindest hier in Augsburg, ist nun mal leider so. Aber die Gewerkschaft sollte die politische Dimension nicht ver-gessen.Rüdiger Bergmann, Augsburg Thema ver.di PUBLIK allgemein Bitte so weitermachen wie bisher: Ich lese jede Seite und denke immer noch mit Schaudern an das ÖTV-Magazin.
Guntram Wille, per E-Mail
Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. ver.di publik Leserbriefe 10112 Berlin, Fax 030 / 6956-3012, E-Mail: leserbriefe@verdi.de