Ausgabe 04/2013
Leserbriefe
Titel "Reichtum besteuern - wir sind dafür", ver.di PUBLIK 3_13
Es geht nicht darum, Reichtum zu besteuern. Das ist der falsche Ansatz. Es geht darum, jedem die Möglichkeit zu geben, Reichtum zu erwirtschaften. Wer dann reich ist, soll es sich auch verdient haben müssen. Ja, ja, ich weiß, das ist idealtypisch. Arbeiten wir trotzdem dran. Mit Jammern und Heulen kommen wir nicht weiter, mit der Einteilung von Arm und Reich genauso wenig. Was lange nicht stattgefunden hat: Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter. "Mein" Betrieb fängt langsam damit an. Ihr als Gewerkschaftsorgan solltet eure eigenen Köpfe offen haben, denn das ganze ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Stellt euch dieser Aufgabe. Ohne Ausreden.
Michael Burmeister, per E-Mail
Möglich wäre eine europaweit koordinierte dauerhafte Vermögenssteuer, evtl. eine einmalige Vermögensabgabe. Ein umfangreicher Kampf gegen Steuerbetrug und Steueroasen, auch auf internationaler Ebene. Dieses Geld benötigt man für Investitionen in mehr Bildung und Soziales, Pflege und Gesundheit, in öffentliche Infrastruktur, sozialen Wohnungsbau usw.. Ebenso brauchbar für den Schuldenabbau und internationale Armutsbekämpfung. Es geht auch um die gelebte Solidarität in der Gesellschaft.
Rainer Prosik, per E-Mail
Thema Aldi "Hundert Jahre Gnadenlosigkeit", ver.di PUBLIK 3_13
Vielen Dank für diesen tollen und realistischen Bericht. Ich arbeite nun seit 13 Jahren für dieses Unternehmen und empfinde inzwischen Abscheu über die menschenverachtende Vorgehensweise meiner Vorgesetzten und der Geschäftsführung. Dieser Bericht zeigt nur die Spitze des Eisberges. Ich bin glücklich über jeden, der die fiesen Machenschaften an die Öffentlichkeit bringt. Leider haben wir keinen Betriebsrat oder sonstige Anlaufstelle für persönliche Beschwerden und Anliegen. Bitte veröffentlichen Sie nicht meinen Namen, da ich sonst auch in die Mangel genommen werde.
(Name ist der Redaktion bekannt)
Seit zirka 40 Jahren bin ich Kunde bei Aldi, früher wegen der Billigpreise, heute mehr oder weniger wegen einiger Produkte, die anderswo kaum zu finden sind. Denn billig ist Aldi schon längst nicht mehr. Doch immer öfter entscheide ich mich für einen anderen Discounter. Der Grund ist, dass ich inzwischen zu der älteren Generation zähle und dem Tempo an den Kassen kaum mehr gewachsen bin. Mit Lebensmitteln wird umgegangen, als hätte man einen Sack Kohlen gekauft, sie werden teilweise regelrecht in den Einkaufswagen geworfen. Den Stress der Mitarbeiter kann man selbst als Kunde nicht stoppen! Die Kunden werden vielmehr schon angewiesen, dieses Tempo mitzuhalten. Auf meinen Protest hin wurde mir nur entgegnet, es würden sich sonst lange Schlangen an den Kassen bilden. Es gilt das Prinzip "Bezahle und raus!"
Anita und Karl Spelmink, Göppingen
Interview "Der Hunger ist von Menschen gemacht", ver.di PUBLIK 3_13
Ich freue mich, dass dieses sehr traurige Thema seinen Weg zur Veröffentlichung gefunden hat und man durch die Weiterverteilung u.a. dieser Informationen ein Ändern der bisherigen Politik anregen kann. An dieser Stelle möchte ich außerdem ein großes Lob an die Redaktionsarbeit aussprechen: ver.di Publik ist aus meiner Sicht völlig am Zahn der Zeit und veröffentlicht viele Artikel, die mich als Studenten interessieren. Ich habe den Artikel gleich, nachdem ich ihn in der Printausgabe gelesen habe, an die Wand gehängt, damit die Thematik bei mir und bei den Personen, die zu Besuch kommen, nicht in Vergessenheit gerät. Außerdem habe ich mich darüber gefreut, dass ich ihn auch online gefunden habe, um ihn z.B. auch über Facebook an meine Freunde weiterverteilen zu können.
Samuel Jambrek, per E-Mail
Mit großem Interesse habe ich den Artikel gelesen und bin auch sehr erschüttert, dass es der Menschheit nicht gelingt, das Problem Hunger in den Griff zu kriegen. Eigentlich hat doch die Welt Nahrung für alle. Ich selbst bekomme auch fast täglich Spendenbriefe gegen Hunger. Und überall sind Bürgerkriege, und das führt natürlich auch zu Hunger, wenn Krieg, Zerstörung und Flucht der Menschen an der Tagesordnung sind. Es wird so viel Geld für Kriege ausgegeben, warum nicht, um den Hunger zu beseitigen? Das macht mich sehr traurig. Hunger ist kein Schicksal. Das hat die Menschheit selbst zu verantworten.
Michael Göhler, Zwickau
Kommentar "Das System muss anders werden", ver.di PUBLIK 3_13
Bis vor wenigen Jahren gab es weder schlechtes, billiges Fleisch noch Shirts, die die erste Wäsche nicht überstehen, da es weder Supermarkt, noch Discounter gab, die den Mist anboten. Man musste nicht überlegen, wer das gute Stück wo und unter welchen Bedingungen hergestellt hat, wie viele tausend Kilometer es zurückgelegt hat, mit welchen Chemikalien es behandelt wurde, wie viel Elend, Versklavung, Kindertränen und Blut daran klebt. Woran erkennt der Verbraucher, welcher Artikel unter fairen Bedingungen hergestellt wurde? Vielleicht am Preis? Sicher nicht! Vielleicht aus der Werbung? Auch nicht. Selbst wenn man eine riesige Lupe mitnimmt zum Einkaufen, entdeckt man nichts dergleichen. Und selbst, wenn man fair und gerecht einkaufen möchte, Sicherheit wird es dabei nicht geben. "Geiz ist geil" ist auch nur eine Werbemasche, um billigen Plunder loszuwerden. Die Gier der Auftraggeber ist doch hier wohl eher die Krankheit, die über Leichen geht!
Christa Wessel, per E-Mail
Thema Rechtschreibung
Jeder, ob mehr oder weniger als ich gebildet, schreibt falsch. Wie ist das möglich?
Gisela Häublein, Kassel
Zum Leserbrief von Harald Müssle, Thema Rentenerhöhung, ver.di PUBLIK 3_13
Dass die geplante Rentenerhöhung um 0,25 Prozent von den Regierenden als Anpassung an gestiegene Lebenshaltungskosten bezeichnet wird, soll wohl ein Witz sein. Seit meinem 17. Lebensjahr bis zur Rente mit 60 war ich pflichtversichert und habe Geld in die Rentenkasse gezahlt. Das ist mein Geld und das Geld von Millionen Pflichtversicherten. Wenn Wohltaten oder Wahlgeschenke von der Regierung vorgesehen sind, dann soll sich der Finanzminister eine andere Geldquelle einfallen lassen. Zum Beispiel die sprudelnden Zuflüsse von Selbstanzeigern unter den Steuerhinterziehern oder einen Teil der Wahlkampfspenden, die aus Industrie, Banken und Handel in Milliardenhöhe jenen Parteien zufließen, die am willigsten ihre Forderungen erfüllen. Mein Vorschlag: Bei organisierten Protestkundgebungen der Gewerkschaften gegen Entlassungen, gegen braune Gewalt, gegen Verlängerung der Lebensarbeitszeit und andere Grausamkeiten sollte auch Flagge gezeigt werden. 0,25 Prozent Rentenerhöhung - danke Regierung!
Johanna Funke, Karlsruhe, 81 Jahre
Ist ihm denn nicht bekannt, dass nach über 20 Jahren und mehreren Anpassungen jetzt ein Ostrentner 91 Prozent von dem erhält, was er als Westrentner erhalten würde? Ist das gerecht? Die Regierung hat immer für die Westrentner gehandelt und nicht für die Ostler. Kollege Müssle kann sie wiederwählen! Teilen Sie ihm das bitte mit, damit er nicht vor Wut krank wird.
(Ostrentnerin, Jahrgang 1934)
Dieser Leserbrief zieht mir buchstäblich die Schuhe aus! Ich verstehe das so, dass Kollege Müssle rigoros gegen eine Rentenanpassung ist. Ich vermute, er ist Westberliner oder Altbundesbürger und hat an einer wirklichen Wiedervereinigung kein Interesse. Elf Kinder? Auch in der DDR gab es Großfamilien! Unabhängig von all dem ist es beschämend genug, dass es immer noch unterschiedliche Renten in West und Ost gibt. Wenn er in Frührente gegangen ist und Abzüge hat, ist das auch sein Problem genauso wie meines: Ich wollte früher gehen und wusste, dass ich Abzüge habe, und das nach 23 Jahren sogenannter deutscher Wiedervereinigung! Na hallo?! Weltfremd ist dieser Mann!
Michael Hellmuth, Berlin
Zu diesem Leserbriefmuss ich mich melden! Ja, mit 0,25 Prozent ist das keine "Anpassung" der West-Rente, sondern ein weiterer Schlag auf den Geldbeutel der Rentner. In den letzten zehn Jahren wurde er von Politikern schon um bis zu 25 Prozent geleert, und das geht munter so weiter. Von einer Teilhabe am öffentlichen Wohlstand kann man nicht mehr reden. Die Kaufkraft der uns als sicher verkauften Rente - Blüm-Worte - sinkt und sinkt. Aber je älter wir werden, um so schwerer fällt es uns, uns allein zu wehren. Wer hilft uns? Wo bleibt der Aufschrei meiner Gewerkschaft und der Sozialverbände? Wer zeigt den Regierenden die rote Karte? Bei der nächsten Wahl können wir uns wehren: "Gemeinsam sind wir stark!"
Albert Ziegler, Siebeldingen
Finanzspezial "Riestern kann sich lohnen", ver.di PUBLIK 3_13
Seid ihr von allen guten Geistern verlassen, "riestern" zu empfehlen und dann noch zu schreiben, "allen Unkenrufen zum Trotz"? Selbst der DGB hat auf einer Tagung 2011 festgestellt, dass es sich um einen Flop mit riskanten Nebenwirkungen handelt. Ernsthafte Kritik gibt es zuhauf. Es wäre viel sinnvoller, sich mit dieser Kritik sachlich auseinanderzusetzen, anstatt so einen pauschalen, entschuldigt, Unsinn zu verbreiten.
Helmut Josten, per E-Mail
Da freuen sich die Versicherungen, daran verdienen sie nämlich richtig gut. Fachleute schätzen, dass über 80 Prozent derer, die einen solchen Vertrag abschließen, voraussichtlich effektiv Geld verlieren werden. Da hilft es auch nicht, wenn ihr Autor darauf hinweist, man solle sich von unabhängigen Fachleuten, wie z.B. der gesetzlichen Rentenversicherung, beraten lassen. Es ist ein bekannter Skandal, dass ausgerechnet staatliche Institutionen wie Rentenversicherung und Finanztest stur und unbelehrbar die Riester-Rente empfehlen. Ich nehme an, auch das weiß ihr Autor. Folglich stellt sich für kritische Leser die Frage: Auf welcher Seite steht ihr Autor? Und auf welcher Seite steht die Redaktion?
Manfred Goll, per E-Mail
Es wäre m.E. sinnvoll, bei der Betrachtung der Rendite eines Riestervertrages nicht zu vergessen, dass bei Auszahlung diese zu versteuern ist. Dies wurde - wie oft - im Artikel nicht getan und verschönert damit die Riesterendite.
Vera Schmidt, per E-Mail
Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. ver.di publik Leserbriefe 10112 Berlin, Fax 030 / 6956-3012, E-Mail: leserbriefe@verdi.de