Im Himalaya-Staat Buthan ist das Glück der 700.000 Einwohner Staatsangelegenheit. Nachdem König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, 33, seinen Untertanen in den letzten Jahren Stück um Stück die Demokratie aufgezwungen hat, ermitteln jetzt Staatsbeamte mit ausführlichen Befragungen der Bürgerinnen und Bürger deren Bruttonationalglück. Wikipedia definiert das so: "Bruttonationalglück (BNG) ist der Versuch, den Lebensstandard in breit gestreuter, humanistischer und psychologischer Weise zu definieren und somit dem herkömmlichen Brutto- nationaleinkommen, einem ausschließlich durch Geldflüsse bestimmten Maß, einen ganzheitlicheren Bezugsrahmen gegenüberzustellen." In Bundesdeutschland hat das Parlament zwar auch die Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität - Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft" eingesetzt, aber bevor solche Diskussionen hierzulande überhand nehmen und jemand eine Behörde für das Glück der Menschen einrichtet, hat der Markt längst zugegriffen und einem privatkapitalistischen Konzern die Sache übertragen: Coca-Cola hat dafür das Happiness-Institut mit Sitz in Berlin eröffnet. Dessen Leiterin Tanja Schüle beschreibt Sinn und Zweck der Einrichtung: "Lebensfreude ist schon seit mehr als 125 Jahren ein fester Bestandteil der Marken-DNA von Coca-Cola. Sie zieht sich als Leitmotiv durch die Aktivitäten des Unternehmens: Unsere Produkte erfrischen und erfreuen die Menschen in mehr als 200 Ländern weltweit." Und: Mit "unserer Nachhaltigkeitsstrategie arbeiten wir daran, zukünftigen Generationen eine Basis für Lebensfreude zu schaffen und zu erhalten. Dem übergeordneten Thema Lebensfreude eine eigene inhaltliche Plattform zu geben, schien uns der nächste logische Schritt." Voll logisch. In Australien konnte eine Frau gar nicht genug von Coca-Cola bekommen. Nach eigener Auskunft hing ihr Lebensglück davon ab. Vor drei Jahren starb sie mit 30 Jahren an ihrem Coca-Cola-Konsum. Jetzt bitte nicht lächeln. Auch wenn kleine Gesten große Freude bringen. Sagt Tanja Schüle. Henrik Müller