Ausgabe 05/2013
Leserbriefe
Ihr Bericht ist ein einziger Schock. Besonders beschämend ist es, dass die Beschäftigten im Einzelhandel mit 1,5 Milliarden Euro aus staatlichen Mitteln unterstützt werden müssen, damit sie überhaupt leben können. Den Beitrag für die Gewerkschaft kann sich auch kaum jemand leisten. Dabei bietet gerade der Einzelhandel wenig attraktive Arbeitsbedingungen. Wo findet man heute noch Einzelhändler, die Tarif zahlen? Vor Arbeitsbeginn muss unentgeltlich geputzt werden, am Abend muss die Kassenabrechnung ohne Bezahlung gemacht werden. Und natürlich muss der Verkäufer oder die Verkäuferin auf Abruf bereitstehen. Mich wundert, dass das Verkaufspersonal sich dann auch noch von vielen Kunden anpupen lässt. Lange Rede, kurzer Sinn: Es muss wieder ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag für den Einzelhandel her.
Ernst Kronenberg, Herford
Thema "Karstadt – Tarifflucht", ver.di PUBLIK 4_2013
Seit 2004 werden wir Karstädter am Nasenring in der Manege vorgeführt. Leider haben es viele Karstadt-Kolleg/innen sowie etliche Betriebsräte und Teile des Gesamtbetriebsrats immer noch nicht begriffen. Wir können nur hoffen, dass ihnen bald ein Licht aufgeht. Damit wir gemeinsam für eine Tarifbindung von Karstadt kämpfen können und es nicht immer dieselben Standorte sind, die kämpfen.
Martina Würthwein-Hartmann, Hirschberg
Thema "Den Frauen stinkt's", ver.di PUBLIK 4_2013
Es gibt durchaus auch feministische Männer und insbesondere solche, die sexistische Werbung ablehnen, nicht zuletzt, weil darüber auch ästhetische und habituelle Männlichkeitsideale transportiert werden, die u.a. dazu angetan sind, eine Normierung der Geschlechterverhältnisse zu perpetuieren, die sie als Zumutung erleben. Aus diesem und hundert weiteren guten Gründen handelt es sich bei sexistischen Werbekampagnen um ein gesellschaftspolitisches Thema, und als solches sollte es auch diskutiert werden. Es stinkt nicht nur den Frauen.
Tilman D. Peters, Berlin
Diese Art von gleichzeitiger Menschenrechtsverletzung und optischer Umweltverschmutzung stellt rechtlich nicht einmal ein öffentliches Ärgernis dar. Zu diesen Menschenrechten gehört eben auch die freie Entfaltung der Persönlichkeit von Mädchen, die von Klein auf der Darstellung von Frauen in der Werbung hilflos ausgeliefert sind, aber auch von Jungs, die fürs Gelingen einer Partnerschaft ein in der Kindheit verinnerlichtes Bild mühsam aufarbeiten müssen.
Ein interessantes Beispiel für den Unterschied, was in der Werbung "normal" ist, für Privatmenschen aber in der Regel mit Bußgeldern endet, ist die Werbekampagne für Gaffels Fassbrause. Nackt mit dem Fahrrad in Köln unterwegs zu sein, führt mit hoher Sicherheit in kurzer Zeit zu einer Festnahme vor einem der zahlreichen Gaffel-Plakate mit nackten Radfahrer/innen.
Proteste wie die von Pinkstinks sind also wichtiger denn je. Es reicht nicht aus, nur gegen Symptome und Symbole zu kämpfen. Wie Benetton, Diesel und andere schon in den 1980er Jahren bewiesen haben, wird dann lediglich der Protest selbst kommerzialisiert, indem die Konzerne die Symbole des Widerstands zur Marke machen. (Siehe hierzu sehr eindrucksvoll no logo von Naomi Klein und jedes Ché-Guevara-T-Shirt.) Es darf also widerständlich gern schon deutlich mehr sein. Um sexistische, aber auch generell alle Werbung zu eliminieren und wieder Raum zu schaffen für die Menschen, die in ihr leben; um den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich ein von Markennamen unverstelltes Bild von sich und ihrer Welt machen zu können. Das sollte auch ein wichtiges Anliegen der Gewerkschaft als Bewahrerin und Fördererin von Arbeiter/innenkultur und Gender (oder besser Human?) Mainstreaming sein.
Thomas Friedl, per E-Mail
Lassen Sie mich meine Auffassung zum Schändern zusammenfassen (gemeint ist wohl "Gendern", die Red.): Wer als Mensch nichts wert ist, muss sich übers Geschlecht (wahlweise über seine Religion, Rasse, Volkszu- oder Staatsangehörigkeit) definieren, und wer anhand seiner Leistung nicht wahrgenommen wird, braucht sich nicht anzustrengen, sondern fordert, ́ne Quote zu kriegen. Vielleicht sind Sie anderer Meinung. In deren Erwartung also verbleibe ich
Heinz-Rüdiger Kowaltkowski, per E-Mail
Thema "Gegen die blanke Ungerechtigkeit", ver.di PUBLIK 4_2013
Was bitte ist mit dem Ausdruck "patriarchale Machtverhältnisse" gemeint? Leben Sie im feministischen Transsylvanien? Oder in welcher Gesellschaft leben Sie, dass Sie (der Autorin) Verena Mörath, der wackeren van Helsing wider das Patriarchat, eine solche Worthülse durchgehen lassen? Welchen Missstand prangert der Artikel an? Gibt es klandestine, von ver.di ausgehandelte Tarifverträge, in denen niedrigere Gehälter für Frauen vereinbart wurden? Wem dient der Artikel, außer der Verunglimpfung männlicher Kollegen? Sie dürften ebenso gut wissen wie ich, dass diese Entgeltlücke ein feministischer Mythos ist.
Matthias Mala, München
ver.di-Aktionswoche "Urlaub wächst nicht auf Bäumen", ver.di PUBLIK 4_2013
Die ver.di-Aktionswoche Urlaub ist eine tolle Aktion. Es wäre allerdings schön gewesen, ihr hättet erwähnt, dass der Mindesturlaub von 20 Tagen auf ein EU-Gesetz zurückgeht. Es betrifft immerhin Tausende von vor allem weiblichen Angestellten in kleinen Dienstleistungsunternehmen und Praxen.
Barbara Weiler, per E_Mail
Migrationsspezial "Ministerin auf Werbetour", ver.di PUBLIK 4_2013
Ich bin jetzt seit 37 Jahren Krankenschwester. Und schon zu meiner Schülerinnen-Zeit gab es das Thema: Pflegenotstand. Im Moment sind wir wieder kurz vor den Wahlen, also wieder ein tolles aktuelles Thema zum Stimmenfang. Alles wie immer. Nur geändert hat sich bis jetzt noch nichts, oder nicht zu unserem Vorteil. Vor allen Dingen nicht finanziell. Es stimmt ja nicht, dass wir keine eigenen Pflegekräfte haben. Nur eingestellt werden sie nicht. Denn, verstärkt durch die Privatisierung von Krankenhäusern, Alten-, und Pflegeheimen, heißt es sparen. Geld verdienen ist angesagt, und das geht am besten über die Personalkosten. Egal, wie gut oder schlecht die Menschen in den verschiedenen Häusern versorgt sind oder wie überlastet das verbleibende Personal ist.
Rose-Marie Bender, per E-Mail
Migrationsspezial "Wahlrecht für alle", ver.di PUBLIK 4_2013
Das Einzige, was mir gefehlt hat, sind weitere Informationen, wie ich mich mit Migration und Wahlrecht in meinem (Berliner) Bezirk beschäftigen könnte. Ich habe ver.di PUBLIK bei Facebook gesucht und keinen Auftritt gefunden - kann das wohl sein? Denn die Zeitschrift gefällt mir so sehr, es sollen alle wissen!
Hilary Bown, per E-Mail
Ich bin grundsätzlich für ein Mitwahlrecht nach einer bestimmten Aufenthaltsdauer. Aber dann den Artikel 21 Abs. 1 der AEMR zu zitieren, ist zwar eine nette Argumentationsmöglichkeit und ein "Blickfänger", aber was "sein Land" ist, ist für mich mit einem entsprechenden Pass des Landes bezeugt. Kurzum: Ich sehe hier einfach nicht den Sinn, diesen Gesetzesartikel zu zitieren, nach dem Motto "das ist doch ein Menschenrecht".
Mathias Haarmann, per E-Mail
Interview "Der Hunger ist von Menschen gemacht", ver.di PUBLIK 3_2013
Danke für diesen Artikel! Ich habe ihn kopiert und überall verteilt, die meisten Menschen wissen nicht Bescheid, auch mir war das nicht klar. Wer spricht schon darüber? Die Massenmedien sind für Lieschen Müller tätig, es wird so viel gelogen. Meine Bitte an Sie: Könnten Sie das Format Ihrer Zeitung nicht kleiner ausführen und dafür die Seiten vermehren? Man kann es so schlecht halten. Dafür ist für mich und sicher die meisten Oldies die Schrift zu klein. Das soll kein Meckern sein, sondern eine Anregung.
Herta Hesse, per E-Mail
Zum Leserbrief von Harald Müssle, ver.di PUBLIK 1_2013
Immer wieder lese ich hier die Klage der Rentner über die in diesem Jahr so niedrig ausfallende Erhöhung der Renten. Was sollen wir kurz vor der Rente Stehenden denn sagen? Wir haben zwischen der Hälfte bis zu zwei Drittel der Beiträge voll versteuert, bekommen bei Bezug aber nur noch ein Viertel als Steuerfreibetrag und erhalten auch immer weniger im Verhältnis zu bereits bestehenden Rentenzahlungen. Früher in Rente gehen? Das kann sich heute kaum noch einer leisten, bei den Abzügen! Da kann man dann ja gleich Hartz IV beantragen.
Was mir auch immer wieder aufstößt, sind nach nunmehr 23 Jahren Deutscher Einheit die immer noch bestehenden Unterschiede in der Bezahlung nach Arbeitsorten. Da versetzen die Arbeitgeber einfach Arbeitsplätze und schon ist man plötzlich im "Ost"-Tarifgebiet. Netterweise bekommt man die Zusicherung, noch drei Jahre sein "altes" Gehalt zu bekommen. Meine Lebenshaltungskosten werden aber nicht geringer! Wann hört das endlich auf? Wo gute Arbeit geleistet wird, sollte endlich auch gleich gutes Geld gezahlt werden!
Viviane Schütt, per E-Mail
Leserbrief zu den Erwiderungen auf den Leserbrief von Harald Müssle zur Rentenanpassung, ver.di PUBLIK 2, 3, 4_2013
Statt den Leserbrief von Herrn Müssle negativ zu bewerten, wäre ein Zusammenhalten der Rentner gefordert! Denn nur Einheit macht stark, um positive Veränderungen zu erzwingen. Schließlich sind 20 Millionen Rentner eine politische Macht oder könnten es sein. Wenn man weiß, dass seit den 1950er Jahren 700 Milliarden Euro aus der Rentenkasse entnommen wurden, bekommt man Zweifel, ob mit unseren Beiträgen gewissenhaft umgegangen wurde. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.
Udo Marker, Gorxheimertal
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