Ausgabe 07/2013
Leserbriefe
Ihr berichtet über den Personalmangel, der in den Krankenhäusern vorherrscht. Dem kann ich einerseits nur zustimmen, aber andererseits ist eine gesetzliche Personalbemessung nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht ein enormer Fachkräftemangel, der den Krankenhäusern durchaus bewusst ist. Der Pflegeberuf ist sehr unattraktiv geworden, und es bewerben sich jedes Jahr weniger junge Leute um einen Ausbildungsplatz. Wenn nicht auch am Pflegeberuf selber einige Anpassungen vorgenommen werden, fehlt einfach der Nachwuchs, um die Stellen, die die gesetzliche Personalbemessung schafft, zu besetzen.
Ich habe sieben Jahre lang als Masseurin und medizinische Bademeisterin gearbeitet mit einem Stundenlohn von 8,56 Euro (5,96 Euro netto) mit etlichen Fortbildungen. Nachdem ich wegen eines Umzugs keine neue Stelle in meinem Beruf gefunden hatte, habe ich als Kellnerin in einem Spielcasino gearbeitet (und mehr verdient!), bis ich meine jetzige neue Ausbildung als Operationstechnische Assistentin (OTA, direkter Weg zu OP-Schwester) beginnen konnte. Schon zu Beginn der Ausbildung wurde uns gesagt, dass wir nach den drei Jahren doch bitte unsere Bewerbung dort im Personalbüro abgeben können, und immer wieder wird darauf hingewiesen, dass die Klinik deshalb OTAs ausbildet, damit sie eben den benötigten Nachwuchs bekommen.
Außerdem hat die Pflege auf Station noch einen ganz entscheidenden Nachteil. Die Arbeitszeiten sind alles andere als familienfreundlich! Die Arbeitsverträge sind so angelegt, dass die Mitarbeiter Früh-, Spät- und Nachtschicht arbeiten müssen, was mit kleinen Kindern oder bei einer Familiengründung gelinde gesagt suboptimal ist. Früher wurden noch Verträge für Tag- oder Nachtschicht gemacht, was dem Organismus der Angestellten sehr entgegenkam, aber den Arbeitgeber eingeschränkt hat, wenn beispielsweise mehrere Leute aus einer Schicht krank wurden. Also wurden die Verträge so geändert, dass die Angestellten jede Schicht arbeiten müssen und sich dementsprechend der Körper nie auf eine Sache einstellen kann. Eine zusätzliche körperliche Belastung, von den sozialen Aspekten einmal abgesehen.
Ein ganz großes Plus wäre ein Kompromiss aus beidem. Ein Arbeitsvertrag für Tag- oder Nachtschicht, mit der Klausel, dass bei Bedarf auch in der anderen Schicht ausgeholfen werden muss.
Leider Gottes orientieren wir Deutschen uns immer mehr an Amerika und auch an diesem schrecklichen Gesundheitssystem, dabei haben unsere Nachbarn, die Franzosen, das weltweit beste.
Jasmin Zielaß, per E-Mail
Thema "Ein Drittel blieb der Urne fern", ver.di PUBLIK 6_2013
Fest steht nun, dass nach der Bundestagswahl eine parlamentarische Mehrheit links von CDU und CSU und damit ein dringend notwendiger Politikwandel möglich gewesen wären. Dazu hätten natürlich vorher Mut und eine Portion Wollen zum politischen Wandel gehört.
Durch die heute nicht mehr zu korrigierende strategische Festlegung vor der Wahl ist das obsolet, sodass wir mit einer Regierung aus CDU/CSU und SPD zu rechnen haben. Die hiergegen aus der baden-württembergischen CDU vorgetragenen Bedenken sind auch aus gewerkschaftlicher Sicht durchaus ernst zu nehmen, denn die parlamentarische Demokratie lebt von der Auseinandersetzung "auf Augenhöhe" zwischen Regierungsmehrheit und Opposition. Die ist bei einer solchen Koalition nicht mehr gegeben, weil die zukünftige sozialdemokratische Bundestagsfraktion Kompromissen wird zustimmen müssen, die sie wie in der letzten "Großen Koalition" ihrer Klientel kaum wird vermitteln können. Dadurch wird es bei den kommenden Bundestagswahlen für die SPD wieder schwierig werden, mit ihrem politischen Angebot das Potential der Nichtwähler zu überzeugen und damit zu reduzieren. Eigentlich hat das diese alte und verdienstvolle Partei nicht verdient.
Waldemar Hirsch, Heidenheim
Kommentar "Auch nur ein Kapitalist" von Henrik Müller, ver.di PUBLIK 6_2013
Solange den Investoren alles geglaubt wird, wird sich auch nichts ändern! Kein Lohnverzicht ohne einklagbare Vertragsbedingungen, dann ist das Brechen von Versprechen auch nicht mehr kostenlos. Dass Herr Berggruen Karstadt so abzocken kann, ist meines Erachtens vor allem naiver Blauäugigkeit geschuldet.
Hans Bernhardt, per E-Mail
Zur ver.di PUBLIK 6_2013
Krankenhäuser, Pflege, Mindestlohn, Rente, wachsende Armut - das und mehr thematisiert ver.di Publik schonungslos und treffend. Zu lesen ist ebenso von vielen Tarifkämpfen und Streiks im ver.di-Bereich. Doch es ändert sich seit Jahren nichts. Das Gegenteil ist eher der Fall. Die Wahlen sind schon wieder Geschichte. Um so mehr ist zu fragen: Warum geben Gewerkschaften keine klare Wahlorientierung im Interesse ihrer Klientel? Andere geben Millionenspenden an "ihre" Parteien und finden daran gar nichts verwerflich.
Was nützt es uns, die Themen nur in Kritik zu stellen, ohne auf Veränderung zu drängen mit allen legalen Mitteln, die es noch gibt. Auch Generalstreik. Es gibt Themen, die ihn längst rechtfertigten.
Roland Winkler, per E-Mail
ver.di PUBLIK allgemein
Ich möchte mich einmal bei Euch für eure informative und Mut machende Zeitschrift bedanken, die ich immer mit viel Interesse lese. Bitte helft mit, in den nächsten vier Jahren den Boden für ein linkes Bündnis und eine linke Koalition im Bund zu bereiten!
Thomas Prochazka, per E-Mail
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