Ausgabe 07/2013
upps…
Ein seltsamer Medienhype
Ein komischer Heiliger ist er schon, dieser Franz Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg auf Abruf. Diese Weltfremdheit, die er ausstrahlt, seine scheinbare Entrücktheit von allen irdischen Dingen sind es offenbar, die ihn - vorübergehend - in den Mittelpunkt des Medieninteresses gerückt haben. Aber auch die Verschlagenheit ist einzigartig, mit der es der Gottesmann für selbstverständlich hält, erstklassig und so komfortabel wie irgend möglich "zu den Armen" nach Indien zu reisen: Denn nicht er ist es, nein, diese Gastgeber sind so anspruchsvoll, weil sie - so Tebartz - fordern, dass ihnen die Lichtgestalt aus dem Abendland ausgeschlafen gegenübertritt. Hinter derlei Impertinenz fallen die selbstherrlich verausgabten Millionen Euro für den Bischofssitz inklusive Privatwohnung und Diözesanzentrum hinsichtlich ihres Skandalwerts deutlich zurück.
Insofern war der Medienhype um den "Protzbischof", waren die zahllosen Titelschlagzeilen der Tagespresse, der ARD-Brennpunkt (wie sonst nur bei Naturkatastrophen, Terroranschlägen oder wenn die Kanzlerin zurücktritt) und die endlosen Talkshows vom falschen Ende her aufgezogen. Sensationelle Kostensteigerungen zulasten der Steuerzahler/innen kommen in den besten, auch weltlichen Familien vor. Über die 134 Millionen für ein neues Verwaltungszentrum der Erzdiözese München und Freising regt sich kaum jemand auf. Investigativer Mühen wert müssten den Medien aber doch die undemokratischen, autoritären Strukturen der Kirchen, ihrer Konzerne und ihres gesellschaftlichen Umfelds sein. Sie sind es doch, die den Emporkommen solcher Figuren wie Tebartz-van Elst erst ermöglichen.
Und wenn es darum geht, Protz, Prunk und Prahlsucht zu thematisieren, wären auch die eine oder andere Konzernzentrale, manch betriebseigene oder private Fahrzeugflotte, dieser oder jener Privatjet und viele millionenschwere Behausungen von Trägern der sogenannten Marktwirtschaft geeignete Anschauungsobjekte. Auch sie sind aus Steuermitteln gefördert und von den abhängig Beschäftigten erwirtschaftet. Aber das wäre dann wohl eine Neiddebatte. Henrik Müller