Wer.di, Wogel, Walentin

Süddeutsche Zeitung, 12. Juli 2014

Manchmal stoßen sogar Professoren an ihre Grenzen. Einer von ihnen, unser Leser Dr. H., will wissen, warum alle Welt die Gewerkschaft Ver.di wie den Komponisten Verdi ausspricht, also mit anlautendem "W". Da diese Frage nichts fürs Labor ist, sei sie zuständigkeitshalber an Karl Valentin weitergegeben, der die Aussprache seines Namens als "Walentin" mit dem Hinweis bekämpfte, dass man auch keinen "Wogel" habe, sondern einen "Fogel".


Streithähne

Der Tagesspiegel, 9. August 2014

Auf den ersten Blick ist das ein halbwegs normaler Vorgang: Zwei Gewerkschaften streiten sich über die Zuständigkeit in einem Betrieb, also um Mitglieder, Geld und Einfluss. Und da sie den Konflikt nicht aus der Welt kriegen, bittet einer der beiden Streithähne den Dachverband um Hilfe. Beim DGB gibt es nun ein Schiedsverfahren, und am Ende wird alles gut. Kann schon sein. Im aktuellen Streitfall zwischen Verdi und der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) rund um den Stromnetzbetreiber Tennet schimmern aber tiefer liegende Konflikte durch: Wie positioniert sich der DGB in der Auseinandersetzung um die kalte Progression? Wie beschädigt ist das Verhältnis der Gewerkschaftsführer Frank Bsirske (Verdi) und Michael Vassiliadis (IG BCE)? Und wie übersteht der neue DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann seine erste Bewährungsprobe als Integrationsfaktor, der acht Einzelgewerkschaften mit bisweilen unterschiedlichen Interessen zusammenhalten soll? (...)


Getrommel

Junge Welt, 28. August 2014

Angesichts drohender Arbeitsniederlegungen bei Bahn und Lufthansa wird das Getrommel für eine Einschränkung des Streikrechts wieder lauter. (...) Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), die Vereinigung Cockpit (VC) und andere Spartenorganisationen sollen davon abgehalten werden, die Interessen ihrer Mitglieder mit dem Mittel des Streiks durchzusetzen. (...) Die Abschaffung dieses Grundrechts träfe nicht nur GDL, VC und Co., sondern auch ver.di und andere Gewerkschaften, die sich derzeit in der Mehrheitsposition wähnen. Am deutlichsten wird das in den Vorschlägen des Bonner Arbeitsrechtlers Gregor Thüsing, der alle Gewerkschaften im Bereich der Daseinsvorsorge - also beispielsweise im Verkehrs- und Kommunikationswesen, in Krankenhäusern und Kitas - vor Streikaufrufen unter anderem zu einer Zwangsschlichtung verpflichten will. Zumindest bei ver.di scheint man diese Gefahr mittlerweile erkannt zu haben. Deren Vorsitzender Frank Bsirske - zu Beginn noch vehementer Verfechter einer Gesetzesinitiative - äußert sich mittlerweile klar ablehnend.


Was ist eigentlich aus "Emmely" geworden?

Spiegel online, 28. August 2014

Eigentlich ist alles wie früher: Barbara Emme kassiert wieder bei Kaiser's in ihrem Viertel in Berlin-Hohenschönhausen. Ihre alte Arbeitsstätte gibt es zwar nicht mehr, doch nun zieht sie in einer Filiale in einem Kilometer Entfernung Barcodes über den Scanner. In Wahrheit ist aber nichts wie früher seit dem Kampf gegen ihre Kündigung, der aus Emme "Emmely" machte. Viele Kunden wollen ihre Pfandbons nur bei ihr einlösen oder gleich ein Autogramm. Die heute 56-Jährige bereist Gewerkschaftskongresse in der ganzen Welt, sie hat Bücher über ihren Rechtsstreit geschrieben, über soziale Gerechtigkeit und über Bagatellen, mit denen Arbeitgeber unliebsame Angestellte entsorgen wollen. "Ich finde, mein Beispiel ist ein gutes Beispiel dafür, dass es sich lohnt zu kämpfen", schreibt Emme in einem ihrer Bücher. [...] Nachdem sie sich ihren alten Arbeitsplatz erklagt hatte, blieb sie dort - bis heute. "Ich hatte ein Ziel",[...] ich wollte wieder an meiner Kasse sitzen."