Ausgabe 01/2015
Nach oben heiraten ist nicht mehr
Nach Oben Heiraten ist nicht Mehr
Die Einkommensschere klafft immer weiter auseinander. Reiche werden reicher, Arme ärmer, der Abstand zwischen beiden Gruppen wächst. Und woran liegt es? Nicht etwa an den Banken, sondern - an uns Frauen. Zumindest zum Teil. Zu diesem Schluss kommt Spiegel online. Früher, also vor 50 und mehr Jahren, wurde nach oben geheiratet. Damals konnte Frau sich nicht lange mit Schulbildung und Studium aufhalten. Da wurde sie zum Beispiel Krankenschwester und angelte sich zur Absicherung einen Gutverdiener als Mann. Am besten einen Arzt. Von denen liefen ja am Arbeitsplatz genug herum.
Auch heute ist es oft noch so, dass man das Gegenüber für den sogenannten Bund fürs Leben dort findet, wo man viel Zeit verbringt: im Job. Doch heute wird Frau, um bei unserem Beispiel zu bleiben, selber Ärztin. Aber Frau Doktor heiratet nicht den Krankenpfleger, sie geht bevorzugt weiter mit dem Kollegen Arzt zum Standesamt. Und in einem Doppel-Ärzt/innen-Haushalt - das mittlere Wort kann man ersetzen durch akademische Berufe jeder Art - ist das Einkommen meist mindestens doppelt so hoch wie dort, wo der eine mehr und die andere wenig oder - wegen Kindererziehung und anderer häuslicher Pflichten - gar nichts mehr verdient.
Das zeigt Wirkung, liebe Frauen: die oben erwähnte Ungleichheit. Denn schauen die gutverdienenden Doppel nach unten, bleiben auf dem Heiratsmarkt nur diejenigen füreinander, die nicht so viel verdienen. Das belegt das Online-Medium mit Studien aus den USA, aber auch mit solchen für Deutschland. Okay, die bestätigen auch, dass die Gehälter an der Spitze stärker gestiegen sind als die am unteren Ende der Skala, aber fest steht eben auch, dass Aufstieg durch Heirat immer seltener klappt, weil ja so viele Frauen selbst aufsteigen. Und wer heiratet schon eine gut verdienende Frau? Die macht jeden Wenigverdiener zum Weichei. Und dann noch die blöden Sprüche aus dem Umfeld! Wie etwa: Was will die denn mit so einem Loser?
Und was nun? Die Empfehlung auf Spiegel online lautet: Zurück zur alten Ordnung, ihr Frauen. Hauswirtschaftsschule statt Medizinstudium. Womöglich klappt dann sogar die Einkommensschere wieder zu.
Heike Langenberg