Dirk Böhm, 47, Straßenwärtermeister bei der Autobahnmeisterei Braunschweig

Niklas hat uns hart getroffen. An ihn werden sich viele noch lange erinnern - wie er übers Land gerast ist. Erst nach Tagen hatten wir alle Schäden an der Autobahn endgültig beseitigt, die der Sturm angerichtet hatte. Das war schon extrem. Dabei sind wir einiges gewöhnt: Windschäden, Glasflaschen und anderen Müll, den Leute aus dem Auto werfen, Abrieb des Autobahnbelags ... Im Winter auch Schnee und Eis. Um alles müssen wir uns auf unseren Abschnitten kümmern. Unsere Autobahnmeisterei ist riesig. Wir sind 61 Kolleginnen und Kollegen - verantwortlich für 192 Autobahnkilometer. Dazu kommen die Parkplätze und die Parallelfahrbahnen an den Abzweigen. Da hat man schon gut zu tun, wenn alles normal läuft, ohne Sturm und ohne Unfälle.

In jeder Sekunde

Ich selbst bin mit 25 Kollegen für den Hauptsitz der Autobahnmeisterei zuständig, für Braunschweig-Rüningen. Mein Arbeitstag beginnt theoretisch um sieben. Meist bin ich eine halbe Stunde früher da, fahre den Computer hoch und schaue nach den Wetterdaten. Die werden täglich ausgewertet. Dann stimme ich mich mit dem Dienststellenleiter ab und trage in die aktuelle Liste ein, welche Kollegen wo eingesetzt werden. Die Liste hänge ich ans Schwarze Brett. Den Winterdienst haben wir jetzt hinter uns gebracht, aber es bleibt genug zu tun. Die Kollegen müssen wissen, wer gerade die "Unfallrufbereitschaft Sommer" hat. Zur normalen Arbeit gehört bei den Kolonnen, die Standstreifen zu mähen, mit dem Unimog. Drei bis vier Leute brauche ich, um das Mähfahrzeug abzusichern, damit uns keiner hinten drauffährt. Die Arbeit ist gefährlich, und das bleibt sie auch bei aller Erfahrung der gut ausgebildeten Kollegen. Regelmäßig sind die Leitpfosten zu reinigen und zu richten, die Standspuren zu fegen. Man glaubt nicht, wie viel Müll da zusammenkommt. Manche Fahrer begreife ich einfach nicht. Auch an der Vernunft der Raser kann man zweifeln. Ich fahre selbst sehr gern Auto, aber ich rase nicht. Wer 200 fährt, kann nicht schnell genug bremsen, wenn es drauf ankommt. Das riskiere ich nicht. Meine persönliche Meinung ist: Eine Geschwindigkeitsbegrenzung wäre auch für die deutschen Autobahnen gut. In anderen Ländern geht das doch auch.

Natürlich gehört im Laufe des Tages viel Bürokram zu meiner Arbeit. Material muss bestellt werden, Betriebsstoffe wie Diesel, Benzin, Öle und Fette. Kleinere Maschinen. Dafür gibt es bei uns einen Katalog, ähnlich wie der von Otto. Im Winter muss Salz bestellt werden, in richtig kalten Wochen jeden Tag. Da muss man jonglieren: Wie lange reichen unsere Vorräte noch? Wie schnell ist der Lieferant? Dann muss ich mich um die Berichte der Kolonnen über die Arbeit vom Vortag kümmern: Was haben sie gemacht, wie lange haben sie gebraucht? Wir sind immer in Bereitschaft. In jedem Moment, wortwörtlich in jeder Sekunde, kann eine Unfallmeldung von der Polizei bei uns eingehen. Dann fahren wir los. Sperren die Unfallstelle ab, sichern Feuerwehr und Polizei-Einsatz ab. Die Anspannung weicht nie.

Protokoll: Claudia von Zglinicki

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