Mit Verärgerung habe ich als ver.di-Mitglied und engagierter Umweltschützer zur Kenntnis nehmen müssen, dass sich der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske gegen die von Bundeswirtschaftsminister Gabriel geplante Klimaabgabe für alte Kohlekraftwerke ausgesprochen hat. Wann kommt endlich auch bei unserer Gewerkschaftsspitze an, dass die Minderung des Ausstoßes an klimaschädlichem CO2 zur Überlebensfrage geworden ist? Die Verfeuerung von Braunkohle ist eine der umweltfeindlichsten und ineffektivsten Formen der Energieerzeugung überhaupt. Erst jüngst wurden die gesundheitsschädlichen Emissionen von Quecksilber aus Braunkohlekraftwerken bekannt. Für diese "Umweltdinosaurier" ist jeder Artenschutz unangebracht!

Lars Andersen, Hamburg

Mit Verwunderung entnehme ich den Medien, dass unser Bundesvorsitzender gegen den Plan von Wirtschaftsminister Gabriel auftritt, durch eine Abgabe die Stilllegung der allerschmutzigsten Kohlekraftwerke zu erreichen. Wie kann unsere Gewerkschaft Lobbyarbeit für die Energiekonzerne betreiben, die nicht einmal auf die umweltschädlichsten unter den Kohlekraftwerken verzichten wollen und zugleich uns Steuerzahler für entgangene Profite aus ihren Atomkraftwerken zur Kasse bitten? Jahrzehntelang haben diese Konzerne gegen die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen gekämpft, und trotz ihrer wohltönenden Worte (nicht zuletzt in der Werbung) halten sie immer noch an ihren verfehlten Geschäftsmodellen fest. Nachdem sie unter tatkräftiger Mithilfe deutscher Abgeordneter verhindert haben, dass über eine Reform des Emissionshandels die schlimmsten Dreckschleudern unter den Braun- und Steinkohlekraftwerken vom Netz genommen werden, bekämpfen sie nun den moderaten Plan des Wirtschaftsministers, durch eine Abgabe auf die ältesten Kohlekraftwerke in den kommenden Jahren den CO2-Ausstoß ein wenig zu senken. Stattdessen wollen sie lieber die modernen Gaskraftwerke stilllegen, die immerhin etwas sauberer sind. Für diese Konzerne ist es profitabel, dass in den letzten Jahren der Anteil der Braun- und Steinkohle an der Stromerzeugung einen Höchststand erreicht hat; denn mit ihren uralten, längst abgeschriebenen Kohlekraftwerken drucken sie Geld. Für das Klima ist es verheerend.

Unser Vorsitzender und unsere Gremien sollten ihre Haltung schnell und gründlich überdenken. Auch als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von RWE sollte Frank Bsirske nicht unkritisch Lobbyarbeit für den Konzern machen, sondern auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell drängen. Nur eine zukunftsorientierte Energie- und Klimapolitik kann auf Dauer Arbeitsplätze schaffen und sichern.

Jürgen Schlumbohm, per E-Mail


Thema "Viel Verantwortung, wenig Geld", ver.di publik 2_2015

Zu Ihren Berichten über die Maßnahmen von ver.di, um Erzieher/innen und Sozialpädagogen endlich zu einem angemessenen Einkommen zu verhelfen: einer der längsten Ausbildungswege überhaupt, hohe Anforderungen im Umgang mit jungen Menschen. Gestiegene und immer höhere Erwartungen der Eltern und der Gesellschaft allgemein ... Der ganz normale Ausbildungsweg zum Bachelor SA und zur Erzieherin bzw. zum Erzieher sieht so aus: Abitur (auf verschiedenen Wegen), fünfjährige Ausbildung, meist mit Schulgeld verbunden, dann ist man Erzieherin/Erzieher. Dann das Studium über mindestens sieben Semester an einer Hoch- oder Fachhochschule. Mit ca. 28 dann in den Beruf zu geringen Bezügen, die ein selbstständiges Leben schwer machen ohne Unterstützung (meist vom Elternhaus). Ähnlich ergeht es Alten- und Krankenpflegern, die eine qualifizierte Ausbildung durchlaufen. Hier muss unbedingt etwas passieren. Viel Erfolg allen, die sich an den Aktionen, zu Recht, beteiligen!

Dieter Domabil, Erlangen


Thema "Einreißen geht schnell, abbauen dauert", ver.di publik 2_2015

Wie wäre es, wenn die Bundesregierung mit gutem Beispiel vorangehen würde, indem sie der neuen griechischen Regierung die Investitionen der griechischen Millionäre und Milliardäre meldet, die diese in den vergangenen fünf Jahren in Form von Immobilien-Käufen in deutschen Großstädten, Beteiligungen und Finanz-Anlagen getätigt haben? Erst mit solchen, konkreten Daten ist es nämlich der griechischen Regierung möglich, wie bereits angekündigt, zu prüfen, ob diese Investitionen legal, also mit versteuertem oder aber illegal mit unversteuertem Geld vorgenommen wurden. Erst dann könnte sie die erforderlichen Maßnahmen einleiten und die so festgestellten Steuerhinterzieher zur Kasse bitten und danach, falls erforderlich, die Bundesregierung um Amtshilfe bei der Eintreibung von Steuerschulden der griechischen Investoren bitten. Wenn es dann der Bundesregierung durch ihr beispielhaftes Vorgehen gegen griechische Steuerhinterzieher gelingt, auch die anderen europäischen Staaten für eine solche Regelung zu gewinnen, dann können die Schulden Griechenlands rascher getilgt und die Steuer-Moral verbessert werden.

Werner Ortmann, Korschenbroich


Thema "Er war der Radikalste", ver.di publik 2_2015

Der Bericht über Georg Elser sprach mich sehr an. Unfassbar, was dieser Mann geleistet hat, auch wenn das Attentat auf Hitler ihm leider nicht gelungen ist. Es ist gut, dass über Georg Elser ein Film gedreht wurde. Ich habe über ihn noch nie etwas gelesen oder gehört. Ich bin der Meinung, dass ausführlicher in Schulen über den ersten und zweiten Weltkrieg berichtet werden sollte. Es gehört zu unserer Geschichte. Ich bin Jahrgang 1958. Meine Eltern erlebten beide Weltkriege. So etwas darf nie wieder passieren!

Angelika Miller, Radeberg

Kollege Breinersdorfer hätte in seinem Interview ruhig ein bisschen deutlicher werden dürfen: Mit den Staatsfeierlichkeiten zum 20. Juli leisten wir uns eine Gedenkkultur, die seit Jahr und Tag den falschen Leuten huldigt. "Die Offiziere [um Stauffenberg] hatten auch Eigeninteressen", umschifft Breinersdorfer recht kleinmütig den Skandal, der spätestens im Zuge der deutschen Runderneuerung 1989 hätte bereinigt werden müssen.

Elser dagegen hatte nicht nur keine Lobby, wie Breinersdorfer richtig anmerkt. Mit seiner mutigen Tat hätte der beherzte Schwabe auch die wohlfeile Lebenslüge einer ganzen Generation infrage gestellt, wonach der einzelne ja doch nichts hätte tun können. Schlimmer noch, einer wie Elser, ein einfacher Mann, ein Schreiner, noch dazu Kommunist, hat sich seinen gesunden Menschenverstand vom Überschwang der "nationalen Revolution" nicht vernebeln lassen. In der Konsequenz hat er getan, was er tun konnte, mit seinen Mitteln. Dass es funktioniert hätte, hat das Münchener Attentat bewiesen. Wenn man "so einen" auf den Sockel stellt, hätte in der Nachkriegszeit aber nicht nur die Militärs empört. Diese Ära, sollte man meinen, ist seit der Wende Geschichte, aber auch hier waren die restaurativen Kräfte mal wieder stärker. Dabei ist es höchste Zeit, einen Anti-Helden wie Elser in das Zentrum des Gedenkens zu rücken.

Bernd Mollenhauer, München

Georg Elser hat drei Neffen und nicht nur einen, wie Herr Breinersdorfer behauptet. 1. Franz Hirth, Sohn seiner Schwester Maria (Zeitzeuge), 2. Ewald Elser, Sohn seines Bruders Lennart, 3. Rudolf Hangs, Sohn seiner Schwester Anna. Außer Franz Hirth, der Zeitzeuge ist: Ewald Elser, der in Königsbronn lebt, nimmt regelmäßig am Geschehen teil. Rudolf Hangs engagiert sich in der Gedenkstätte Königsbronn.

Rudolf Hangs, Neffe von Georg Elser


Interview "74 Prozent würden mehr zahlen", ver.di publik GENERATIONEN 2_2015

Durch die Absenkung des Rentenversicherungsatzes habe ich netto praktisch das gleiche rausbekommen, und ich denke, dass den meisten die Erhöhung daher nicht besonders aufgefallen ist. Ich kenne ohnehin genug 25-Jährige, die davon ausgehen, dass sie weder von Renten- noch Pflegeversicherung profitieren werden. Und da gibt es in der Tat keinen Widerstand, nur Resignation. Daher scheint es auch nicht zu stören. Was meine 95-jährige Großmutter dank Pflegeversicherung, Witwenrente und eigener Rente bekommt, ist einfach sagenhaft. Und reichen tut es trotzdem fast nicht. Ich frage mich schon, wer von diesen Geldern profitiert. Offenbar weder die Patienten noch die Pflegekräfte. Ich bin daher skeptisch, dass hier "viel hilft viel" gilt.

Daniela Schacht, per E-Mail


Thema "Rente - So machen es die Niederländer", ver.di publik Generationen 2_2015

Dem niederländischen Modell lässt sich in der Tat "einiger Charme" abgewinnen. Es ist nachhaltig, zukunftsorientiert und generationengerecht. Aber warum in die Ferne schweifen?

Von der Öffentlichkeit nahezu unbeachtet hat die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg (in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen) als Alternative zum Riestersparen ein "Vorsorgekonto" entwickelt.

www.deutsche-rentenversicherung.de/BadenWuerttemberg/de/Inhalt/6_Wir_ueber_uns/Unternehmen/Unternehmensprofil/Nachrichten/Vorsorgekonto.html

Die Vorteile: keine Provisionskosten, da die Konten von der Rentenversicherung verwaltet werden, bei der Rentenkalkulation wird eine "realistische Lebenserwartung" unterstellt (Riesterverträge kalkulieren oft mit einer Lebenserwartung von weit über 90 Jahren), das Rentenvermögen kann vererbt werden; kostenfreier Wechsel: Auch schon bestehende Verträge sollen ohne Verluste in das Vorsorgekonto überführt werden können.

Statt diesem ganzen Riester-Unsinn, der nur der Versicherungswirtschaft nützt, wäre dies eine "einfache, kostengünstige, sichere, transparente und systemnahe" Lösung, die den Menschen wirklich nützt. Aber darüber müsste der Bundestag entscheiden. Eine entsprechende Gesetzesinitiative ist derzeit leider nicht in Sicht.

Manfred Kiefer, per E-Mail

Nach der Rentenreform der SPD-Regierung des Gerhard Schröder, die eine Rentenreduzierung bis auf 43 Prozent des letzten Durchschnittsverdienstes zulässt, ist eine Zusatzversorgung nach niederländischem Vorbild für alle Arbeitnehmer Pflicht, um der Altersarmut zu entkommen. Beamte bekommen bekanntlich 71 Prozent des letzten Verdienstes als Altersversorgung. Arbeitnehmer müssen mindestens 35 Jahre in einen Pensionsfond wie z.B. den Hamburger Pensionsverein einzahlen, um mit der gesetzlichen Altersversorgung zusammen 70 Prozent des vorherigen Einkommens als Altersversorgung zu bekommen. Das niederländische System ist für uns Vorbild und sollte in allen Tarifverträgen angestrebt werden. Die Riester-Rente ist ein bürokratischer Unsinn, der abgeschafft werden sollte. Wir können auf jeden Fall von den Niederlanden lernen.

Johannes Michels, per E-Mail


Thema Brennpunkt "Arbeitskampfbedingte Ausfalltage in anderen Ländern", ver.di publik 2_2015

Wie kommt es, dass man hier in Deutschland gar nicht mitbekommt, dass in anderen Staaten offensichtlich wesentlich mehr gestreikt wird? Gerade aus Skandinavien war mir das nicht bekannt. Selbst die "schweigsamen" Finnen streikten durchschnittlich vier bis fünf Mal mehr in acht Jahren! Der erste Gedanke, der mir kam, war: Es wird in unseren Medien absichtlich so wenig darüber berichtet, damit vielen Hunderttausenden von deutschen Arbeitnehmern nicht doch noch klar wird, dass die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft immer wichtiger wird! Der "Raubtierkapitalismus" greift ja immer mehr um sich! Man sollte keinen Tag zögern.

Joachim Sperber, Lübeck.


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