Michaela Busch, 24, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Ich bin Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Die korrekte Bezeichnung ist mir wichtig: Wir kümmern uns eben nicht nur um die spezielle Erkrankung der Patienten, sondern fördern ihre Gesundheit insgesamt. Zu uns kommen Patientinnen mit Krebserkrankungen und nach gynäkologischen Operationen oder zu Totgeburten. Wir haben im Auge, wie ihre Kondition ist, welche Medikamente oder Ernährung sie brauchen, und beraten sie auch dabei, wie sie gesund werden oder bleiben können. Das ist sehr komplex. Ich finde, dass der Begriff "Krankenschwester" dem nicht gerecht wird.

Das ist mein Traumberuf: Ich wusste schon immer, dass ich in den medizinischen Bereich gehen will. 2008 habe ich begonnen, drei Jahre hat die Ausbildung gedauert. Nach all der Zeit finde ich immer noch, dass ich den schönsten Beruf der Welt habe, aber ehrlich gesagt: Ich finde das System furchtbar, in dem ich arbeite. Das fängt schon bei der lachhaften Bezahlung an. Einige Kolleginnen sind alleinerziehend. Die reiben sich auf zwischen Schichtdienst und Kinderbetreuung und können von dem Verdienst kaum ihre Familie ernähren.

Die Schichten sind hart: Es kann sein, dass ich in fünf Tagen fünf verschiedene Dienste habe. Dann fange ich an einem Tag um 16 Uhr an und arbeite bis 1 Uhr in der Nacht, am nächsten Tag geht der Dienst mittags los und am nächsten beginne ich morgens um 6 Uhr. Es gibt Zeiten, da besteht das Leben nur aus Dienst, schlafen, duschen, essen und wieder Dienst. Dann bleibt der Haushalt liegen und es ist gar nicht daran zu denken, sich mit Freunden zu treffen. Nur fünf Stunden Schlaf, um Zeit für ein Gläschen Wein zu haben, das geht nicht, dafür ist die Schicht zu anstrengend, körperlich und im Kopf.

Ich glaube, dass viele noch die romantische Vorstellung vom Krankenhaus haben: Menschen, die sich mit Zeit und Liebe um Kranke kümmern. Doch das ist schon lange nicht mehr so. Eine Klinik ist ein Unternehmen mit dem Ziel, Gewinne zu erwirtschaften. Diesen Druck erlebe ich täglich. Aber mir geht es darum, dass es meinen Patientinnen gut geht. Auf unserer Station haben wir meist um die 30 Frauen.

Um sie kümmern wir uns zu zweit. Eine "Büroschwester" übernimmt das Organisatorische: Telefon, Papiere, Bettenplanung. Wer für die Patientinnen zuständig ist, hilft bei der Körperpflege, der Bewegung, versorgt Wunden. Außerdem bringen wir sie in den OP und holen sie wieder ab, dazu kommen Notfälle. Ein ziemliches Pensum. Selbst wenn die Station mal nicht voll ist: Gelangweilt habe ich mich noch nie.

Mit dem letzten Tarifabschluss für die Beschäftigten der Länder bin ich ganz zufrieden. Natürlich hätte es mehr sein können, aber da bin ich realistisch: Wären wir alle aktiver, hätten wir noch mehr rausholen können. Für mich weiß ich, dass ich in ein anderes Krankenhaus wechseln könnte, in dem nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlt wird. Aber Erlangen ist meine Heimat, ich bin gegenüber vom Krankenhaus aufgewachsen. Das ist mein Zuhause, ein Wechsel kommt für mich nicht in Frage.

Protokoll: Susanne Kailitz

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