Kroke: Ten

Kroke ist jiddisch und heißt Krakau. Als Trio Kroke fühlen sich Tomasz Kukurba (Violine, Bratsche und Gesang), Tomasz Lato (Kontrabass) und Jerzy Bawo (Akkordeon) Kazimierz verbunden - im 19. Jahrhundert eine eigenständige jüdische Stadt, später ein Stadtviertel von Krakau. Bis 1939 war Kazimierz ein Zentrum der jüdischen Kultur, die der Holocaust jäh beendete. Kroke knüpft an den untergegangenen Traditionen seiner Vorfahren an und belebt diese seit der Gründung der Band im Jahr 1992 wieder. Anders als bekannte US-Klezmer-Bands, finden Kroke einen ganz eignen Dreh zur osteuropäischen Shtetl-Musik. Die drei Absolventen der Krakauer Musikakademie spielen mit großer Leidenschaft einen unverwechselbaren Mix aus modernem kammermusikalischen Klezmer und osteuropäischer Volksmusik, in dem auch Improvisiertes nicht zu kurz kommt. Die slawische Schwermut, ein Markenzeichen des Trios, macht auf Ten, Krokes zehntem Album, über weite Strecken einer überraschenden Leichtigkeit Platz, ohne jemals in Banalitäten abzugleiten. Als Gast mit dabei ist die polnische Star-Sängerin Anna Maria Jopek. Und macht aus dem Trio ein Quartett. Peter Rixen

CD, Oriente


Adele: 25

Adele bricht alle Rekorde. Aber wirklich alle. Die 27-Jährige aus London ist der letzte universelle Popstar dieser in unüberschaubare Nischen zerfallenden Welt. Adele muss man kennen, ihre neue Platte 25 muss man haben, Millionen Käufer können nicht irren. Aber nicht nur berühmt ist Adele, sondern auch mächtig. So mächtig, dass sie es sich sogar leisten kann, ihr neues Werk den mittlerweile allgegenwärtigen Streaming-Diensten vorzuenthalten - und so die CD-Verkäufe zusätzlich anzukurbeln. Aber hält das Produkt dem eigenen Hype auch stand? Auf ihrem dritten Album behält Adele ihr Erfolgsrezept weitgehend bei. Das heißt vor allem: Es gibt mittelschnelle Balladen, langsame Balladen und ganz langsame Balladen. In diesen Balladen wird viel vermisst, oft verlassen und verzweifelt geliebt, es wird gefleht und gelitten, beschworen und geklagt, geweint und geschluchzt. Dazu wird ein Klavier weihevoll angeschlagen oder Streicher legen einen Flo-katiteppich aus, während Adeles Stimme die Tonleiter rauf und runter turnt und jede Silbe zur kunstvollen Koloratur drechselt. Aber es funktioniert. Denn Adele beherrscht sie, die alte, die große Kunst des Soul: Die Schmerzensfrau, die, einem singenden Heiland gleich, alles Leid und alle Pein stellvertretend für uns auf die eigenen Schultern lädt, weil sie stark genug ist, nicht an der Last zu zerbrechen. "I don't think, you can save me", singt Adele. Doch Hauptsache, sie erlöst uns. Thomas Winkler

CD, XL/ Beggars/ Indigo