Die ausdrückliche Bezeichnung als Comicausstellung scheint zunächst irreführend, geht es doch um einen während der argentinischen Militärdiktatur der 1970er Jahre verschwunden Autor, dessen Verbleib bis heute unklar ist. Héctor Germán Oesterheld schrieb jedoch Comics. Eines seiner berühmtesten Werke ist El Eternauta, umgesetzt von Solano López in düsteren Bildern mit effektvollen Schwarzweiß-Kontrasten. Am Beispiel von Buenos Aires wird darin eine Invasion der Erde durch Außerirdische geschildert. Bereits in den 1960er Jahren nahm man hier das spätere nationale Trauma Argentiniens vorweg: den Verlust von Angehörigen und die Isolierung des Einzelnen in einer von Misstrauen zerfressenen Gesellschaft. Der bemerkenswerte Versuch der Kuratoren, geschichtliche Ereignisse über Unterhaltungsstoffe zu vermitteln, dürfte konzeptuell nicht viele Vorbilder haben. Von der Aufwertung des Comics zum Kulturgut, die zeitgleich von der deutsche Eternauta-Erstausgabe flankiert wird, ganz zu schweigen. Oliver Ristau

Literaturhaus Stuttgart, Breitscheid-Str. 4, bis 31. März, Mo-Do 9-17 Uhr und Fr 9-13 Uhr


Radio Zeit

Einen echten Radioempfänger rumstehen zu haben, ist heutzutage fast schon wieder Kult. 120 Jahre ist es her, dass die ersten Worte an einen solchen Empfänger gesendet wurden. Danach schossen die Kisten und Röhren nur so aus den Produktionsstätten, um in privaten Haushalten zu landen. Das Radio, es war das erste elektronische Massenmedium, versorgte die Menschen mit wichtigen Nachrichten, vor allem auch während der beiden Weltkriege. Das Museum für angewandte Kunst Köln hat sich jetzt vor allem der Geschichte der äußeren Form der Empfänger gewidmet. Zu sehen ist dort von den ersten einfachen Holzkisten über edle Schmuckstücke, Designerwerke, opulente Musiktruhen bis hin zu quasi formlosen Internetradios alles, was einen Ton wiedergeben kann. 200 Geräte in jeweils zeitgenössischem Ambiente legen zudem vor allem mit originalen Radiomitschnitten ein Zeugnis der Kultur des Radiohörens ab. Ansehen und Reinhören lohnt sich. Petra Welzel

Museum für angewandte Kunst Köln, An der Rechtschule, bis 5. Juni, Di-So 11-17 Uhr