Ausgabe 01/2016
Kollegiale und vertrauensvolle Beratung
Gewerkschaftsmitglied ist Gabriela Karl "schon immer - gefühlte hundert Jahre". Zu den schönsten aber zählen die letzten 14. Denn seit 2002 gibt es in der Region Offenbach ein Netz aus rund 20 Gewerkschafter/innen - Vertrauensleute der Schwerbehinderten, Personal- und Betriebsräte. Sie treffen sich in einem ver.di-Arbeitskreis. Gabriela Karl, Personalratsvorsitzende bei der Stadtverwaltung und selbst schwerbehindert, koordiniert die Gruppe. Die Teilnehmer kommen überwiegend aus den Gemeinden, Ver- und Entsorgung sowie Gesundheitswesen.
Einmal im Quartal diskutieren sie Fragen, die nicht nur Menschen mit Behinderung betreffen. Aber die Forderung, dass die Vertretung dieser Gruppe stärker in der gewerkschaftlichen Arbeit verankert werden müsse, hatte den Anstoß gegeben: "Hier geht es oft um harte Auseinandersetzungen mit dem Arbeitgeber", sagt Gabriela Karl. Mittlerweile sind die Themen weiter gefasst; es geht um betriebliches Eingliederungsmanagement, um die Zunahme von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz, den wachsenden Arbeitsdruck oder Personalreduzierung.
Und es gibt vielfältige Anfragen, weil sich in der Praxis immer wieder herausstellt, dass betriebliche Interessenvertretungen stärkeren Austausch brauchen, besonders in Zeiten mit schmaleren öffentlichen Haushalten und somit engeren Handlungsmöglichkeiten für die Interessenvertretung. Um die eigenen Kompetenzen zu erweitern, laden die Arbeitskreis-Mitglieder häufig Fachleute ein: zum Beispiel Vertreterinnen und Vertreter des Integrationsfachdienstes, des Landeswohlfahrtsverbandes oder der Unfallkasse Hessen.
Aber der Arbeitskreis will sich nicht über den Raum Offenbach hinaus vergrößern. "Sonst wird das ein Tanker, der schwer zu manövrieren ist." Ein Netzwerk dieser Art, so Gabriela Karl, stärkt die Arbeit vor Ort. Gegenseitige Unterstützung sowie kollegiale und vertrauensvolle Beratung auch in internen Fragen sind Merkmale, auf die der Arbeitskreis stolz ist. Und die Personalratsvorsitzende fügt hinzu: "Wir sind auch ein gutes Beispiel dafür, wie fachbereichsübergreifende und ehrenamtlich organisierte Vernetzung gelingen kann."
reb