Vielfältige Solidarität - das hat die Funke Mediengruppe sichtlich überrascht. Geht es nach ihr, soll die gesamte Druckvorstufe der Bergedorfer Zeitung geschlossen werden. Betroffen wären knapp 40 von insgesamt 100 Beschäftigten. Doch die Konzernleitung hat nicht mit dem Widerstand der Beschäftigten gerechnet und schon gar nicht mit der Unterstützung der Beschäftigten auch von vielen anderen Seiten. Nach ersten Streiks, die sich gegen die bekannt gewordene Tarifflucht richteten, ist ver.di in die Öffentlichkeit gegangen, schuf Kontakte in die Bürgerschaft und bis hinein in den Bundestag. Große Unterstützung bekam die Belegschaft auch von Kolleginnen und Kollegen des Hamburger Abendblatts.

Es gab zahlreiche Solidaritätsbekundungen, von Betriebsräten anderer Unternehmen, Politiker kamen zu Besuch. Allen voran engagierten sich von Anfang an auch SPD-Abgeordnete. Mit Erfolg – denn nun wird verhandelt, und die am 29. Februar verkündeten Entlassungen wurden vorerst ausgesetzt. Die Verhandlungen werden fortgesetzt.

Monatelang hatte die Funke Gruppe andere Umstrukturierungen angekündigt, bis sie die Belegschaft mit den Kündigungen überrumpelte. Nur so könne die Zeitung gerettet werden, hieß es. Fachleute sagen: Wenn Funke so durchregiere wie in anderen Regionen, werde es die Zeitung in ihrer derzeitigen Form nicht mehr geben.


Ingrid Lesniak

Statement von Ingrid Lesniak, Betriebsratsvorsitzende:

"Bei der Bergedorfer Zeitung sind wir zu 90 Prozent gewerkschaftlich organisiert. Das ist eine starke Basis. Wir sind traditionell eine rebellische Belegschaft. Aber die nun erreichte Dimension der Öffentlichkeit haben wir vor allem ver.di zu verdanken. Wir werden bis in die Hamburger Bürgerschaft und sogar bis in den Bundestag wahrgenommen. Unsere Trommeln hört man bis nach Essen, wo die Medien-Verantwortlichen für die Schließungspläne sitzen. Unser Gremium erhält nicht nur verhandlerische und taktische Unterstützung, sondern auch auf der menschlichen Ebene. Dafür sind wir sehr dankbar."