Markus Lenz, 35, ist Bootsführer bei der Bayerischen Seenschifffahrt auf dem Königssee

Mein Arbeitstag beginnt im Sommer morgens zwischen 7 und 10 Uhr. Als erstes prüfe ich die Technik und schaue, ob kein Leckwasser eingedrungen ist. Auch das Säubern des Schiffs gehört zu meinen morgendlichen Aufgaben. Wenn ich fertig bin, wird mir von der Fahrdienstleitung einen Steg zugewiesen. Dort kommen dann die Passagiere an Bord. Mit an Bord ist immer ein Bootsschaffner. Bislang bin ich auf der Falkenstein gefahren. In diesem Jahr werde ich wechseln, aber ich weiß noch nicht, auf welches Schiff. Insgesamt haben wir auf dem Königssee 17 Elektroschiffe mit circa 90 Plätzen und eins mit 25 Plätzen im Einsatz.

Im Sommer startet die erste Fahrt morgens um 8 Uhr. Wenn viel los ist, geht es dann im Zehn-Minuten-Takt weiter. In den frühen Schiffen sitzen meistens die Wanderer, ab 10 Uhr kommen die anderen Touristen. Wir haben so ziemlich die ganze Welt zu Gast bei uns, viele Fahrgäste kommen aus Asien, Russland und Italien. Deswegen mache ich meine Ansagen auch auf Englisch. Während der Fahrt auf dem acht Kilometer langen See mit dem beeindruckenden Bergpanorama erkläre ich den Gästen, was sie sehen. Einer der Höhepunkte ist die Echowand. Wenn die Passagiere es wünschen, nehme ich mein Flügelhorn und spiele eine Almenweise, damit die Fahrgäste das gute Echo hören. Allerdings funktioniert das nur bei gutem Wetter. Langweilig wird es mir nicht, jeden Tag die gleiche Strecke zu fahren. Ich mag den Kontakt zu den Fahrgästen, sie machen jede Fahrt anders.

Eine Tour Seelände bis nach Salet und zurück dauert eine Stunde und 50 Minuten, dazu kommen Pausen und Wartezeiten. Meist habe ich drei Rundfahrten pro Tag. Zur Hochsaison kann unser Arbeitstag bis zu zwölf Stunden dauern; wenn noch Sonderfahrten anstehen, auch schon mal länger. Wir arbeiten drei Tage hintereinander, der vierte Tag ist frei. Die Überstunden können wir im Winter abfeiern. Auf dem Königssee ist ganzjährig Schiffsbetrieb, aber im Winter mit weniger Schiffen. Dann arbeiten wir auf unserer Werft. Das ist für mich ein zusätzlicher Reiz, hier kann ich in meinem erlernten Beruf als Spengler arbeiten. Ich kann sagen, dass ich meinen Traumberuf gefunden habe. Ich arbeite seit 2002 hier und hoffe, dass ich das noch bis zur Rente tun werde.

Ich bin in der vierten Generation Bootsführer. Als Kind bin ich bei meinem Vater oder Großvater vorn auf dem Schoß mitgefahren. Das habe ich mit meiner Tochter auch schon gemacht, sie ist jetzt drei Jahre alt. Auch das gewerkschaftliche Engagement liegt bei uns in der Familie. Mein Vater war Personalratsvorsitzender. Seit der Privatisierung 1997 werden neu eingestellte Kolleg/innen schlechter bezahlt. Aufs Jahr gerechnet hat das bis zu 10.000 Euro ausgemacht. Deswegen haben wir im vorigen Sommer gestreikt, ich war als Betriebsratsmitglied dabei. Jetzt haben wir einen Haustarifvertrag und konnten diesen Unterschied um 60 Prozent verringern. Ein guter Anfang. Nächstes Jahr verhandeln wir weiter.

Protokoll: Heike Langenberg

Mitglied bei ver.di werden!

0800/8373433 oder

www.darum-verdi.de