Leserbriefe

Titel "Auf Teufel komm raus", ver.di publik 5_2016

Gestern die Zeitschrift mit dem tollen Titelbild bekommen. Ja, sind denn die Verantwortlichen, die den Menschen dieses TTIP (Transatlantisches Freihandelsabkommen) aufbürden, ja aufdrängen wollen, total verrückt?! Es sollen Gesamtstandards gesichert werden und man will den Abbau von Handelshemmnissen erreichen. Ist es wirklich so? Geht es nicht darum, dass die Wirtschaft das alleinige Sagen hat? Was ist mit den sogenannten Schiedsgerichten? Staaten können von Konzernen vor den sogenannten "Gerichten" verklagt werden. Es geht um unvorstellbare Entschädigungssummen. Wer zahlt im Endeffekt? Die Bürgerinnen und Bürger.

Wolfgang Göldner, per E-Mail


Kommentar "Modernes Raubrittertum", ver.di publik 4_2016

Neben dem Dividenden-Betrug verschiedener deutscher Banken zu Lasten des Staates (Cum-Ex-Geschäfte) sind mir auch die maßlos überzogenen Boni vieler Bank-Manager ein Dorn im Auge. Zumal sie von uns Steuerzahlern teilweise mitfinanziert wurden über die Bankenrettung. Da gibt es weiteren dringenden Handlungsbedarf in Form von drastischen Boni-Kürzungen bzw. deren Abschaffung bei derartigen Betrugs-Handlungen.

Axel Sonntag, Verden

Zum Thema Cum-Ex-Geschäfte gab's im Februar des Jahres die höchst aufschlussreiche ARD-Dokumentation Millionen für Milliardäre. Wenn ich lese, dass dem deutschen Staat durch derlei Deals ein Schaden von zwölf Milliarden Euro entstanden ist und erinnere, dass die HSH Nordbank, die, neben vielen anderen, an diesen Deals munter mitverdient hat, mit dreizehn Milliarden "gerettet werden musste", bin ich total fassungslos.

Der TV-Dokumentation zufolge wurden Politiker durch einen Informanten bereits vor Jahren mit der Nase auf diese Missstände gestoßen. Dass die zuständigen Minister sich - aus Bequemlichkeit?! Eigennutz?! Mangel an Fachwissen?! - nur halbherzig oder stümperhaft um Abhilfe bemüht haben, und dass zumindest Teile der ergaunerten Gelder unwiederbringlich verloren sein könnten, weil einem Passus - nach geltendem Recht - zufolge das Cum-Ex-Gekungel nicht illegal war, mag ich kaum glauben. Neben meiner Fassung kommt mir also auch die Achtung für die zuständigen Politiker/innen abhanden. Wollen die Volksvertreter wirklich Schaden vom Volk oder doch nur den Blick abwenden, statt dreisten Steuervermeidern, sprich Wirtschaftsflüchtlingen, ernsthaft und effektiv das Handwerk zu legen? Kollege Hirschel schreibt, "man braucht sich über das dramatisch schwindende Vertrauen in die Politik nicht zu wundern". Zurzeit treibt dieser Vertrauensverlust so zweifelhafte Blüten wie die AfD-Partei der Staatsverdrossenen und Staatsverachter. Soll das die einzige Alternative sein, die wir zustande bringen?

In seinem Leserbrief zu "Das ist zynisch, ja asozial! erwähnte Dr. Paulke aus Potsdam den auch von mir hoch geschätzten Kabarettisten Volker Pispers und dessen Prognose zur Selbstzerstörung der SPD. Herr Pispers hielt seinem erheiterten Saalpublikum oft entgegen: "Ich kenne sie, liebe Leute. Heute sitzen sie hier und lachen amüsiert über meine Analysen, die den Politikern übrigens seit Jahrzehnten schlechte Zeugnisse ausstellen. Aber sobald sie diesen Saal verlassen, machen sie ihr Kreuz doch wieder an der falschen Stelle."

Jutta Himmelreich, Bonn


Thema "Wortreich in die Irre geführt", ver.di publik 4_2016

Ich konnte nicht darauf warten, das vorgestellte Buch zu gewinnen, ich bin gleich los und habe es gekauft. Ich bin begeistert. Ein sehr gutes und ein sehr wichtiges Buch in diesen Zeiten. Danke.

Jutta Kubatz, Berlin

Für mich ist immer noch das von Kanzler Schröder seinerzeit benutzte Wort "suboptimal" ein doppeldeutiges Gebilde, um vom Negativen abzulenken. Es klingt wie "gut" und betrifft tatsächlich etwas Schlechtes. Das scheint mir überhaupt ein Bestreben der meisten Politiker zu sein, die z. B. nach einer verlorenen Wahl regelmäßig das Ergebnis schönreden und als Erfolg bezeichnen. Verlogene Truppe - und wir treuglaubendes Volk fallen drauf rein! Das Buch mit den Gute-Macht-Geschichten werde ich mir kaufen! Danke für den Tipp.

Reinhard Loewert, per E-Mail


Reportage "Warten, bis der Arzt kommt", ver.di publik 4_2016

In diesem Zusammenhang vermisse ich Bemerkungen über Senator Bernie Sanders' Ideen und die Bewegung, die durch seine Kampagne entstanden ist.

Martin Kipple, per E-Mail


Thema "Sozialraub gehört abgewehrt", ver.di publik 4_2016

Abhängig Beschäftigte engagieren sich in wirtschaftlich schwierigen Situationen sehr für "ihr" Unternehmen. Da werden Überstunden geschrubbt und/oder auf Geld verzichtet. Daher ist es schon sehr bedenklich, dass ihnen die "Arbeitgeber" das in Zeiten, in denen die Gewinne wieder sprudeln, mit Personalabbau danken. Gewerkschaften bzw. Betriebsräte sollten sich daher etwas weniger "sozialpartnerschaftlich" verhalten und die Zustimmung zu Vereinbarungen über unbezahlte Mehrarbeit, Urlaubsverzicht etc. an klare Zusagen (Stichwort : Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen) knüpfen.

Der dynamische Olli, per E-Mail


Thema "Deshalb müssen wir für uns sorgen!", ver.di publik 4_2016

Mit großem Interesse habe ich den Beitrag zur Geschichte des Anfangs des Buchdruckerverbands gelesen. Als Gewerkschafterin habe ich immer die Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich als die richtige Antwort auf den Rationalisierungsdruck angesehen. Damals kannte ich aber die tolle Grafik Nr. 076 von Helmut Creutz noch nicht, die belegt, warum die Arbeitszeitverkürzung dazu beigetragen hat, den Arbeitsertrag zu sichern. Jetzt, wo weitere Digitalisierung und Roboter-Technik in den Arbeitsalltag unaufhaltbar eintreten wird, ist es dringend an der Zeit, die Verteilung der Produktivitätssteigerungen zu thematisieren. Hoffentlich gelingt es, den Kollegen und Kolleginnen klar zu machen, dass die Befreiung von der (Sklaven-)Arbeit als positiv anzusehen ist. Aber nur bei vollständigem Lohnausgleich!

Marie-Luise Volk, per E-Mail

"Lauter Männer, ernste Gesichter, erregte Debatten und viel Papier - so wurde noch im Jahre 1906 verhandelt." So steht es neben dem Artikel über die Geschichte der Buchdrucker. "Lauter Männer" - das suggeriert, es fehlten die Frauen. In Zeiten, in denen das Geschlecht die oberste und alles bestimmende Kategorie in der Gesellschaft ist, fällt offensichtlich nicht mal mehr einer Gewerkschaft auf, dass die Männer, die da sitzen, vollkommen unterschiedliche, ja gegensätzliche Interessen haben. Es sind eben nicht einfach nur "Männer". Sie unterscheiden sich "sozial". Eine Kategorie, die es heute nicht mehr zu geben scheint. "Lauter Männer" - das reklamiert gleichzeitig, Frauen sollten doch dabei sein. Unterschiedslos. Offen gesagt, ist es mir schnurzpiepegal, ob auf der Unternehmerseite Frauen sitzen.

Das ändert nichts am Gegensatz zwischen Arbeitern/Gewerkschaftern und Unternehmern. Und auf der Arbeiterseite wiederum gab es damals einfach viel weniger Frauen. Nebenbei war die Gewerkschaftsarbeit kein Vergnügen, sondern Drecksarbeit mit einem hohen persönlichen und existenziellen Risiko. Das haben in der Mehrheit Männer auf sich genommen. Vielleicht könnte man das auch mal erwähnen und nicht so tun, also würden diese Männer Frauen an irgendetwas hindern.

Thomas Moser, Berlin


Thema "Die Natur produziert keinen Müll" und "Spezial: Einfach anfangen", ver.di publik 3_2016

Der Artikel von Annette Jensen weist sehr schön nach, dass ständiges Wirtschaftswachstum und steter Konsum die Umwelt ruinieren und auf extremer Ausbeutung von Natur und Arbeitskräften beruhen. Dass Arbeit und Umwelt noch nie voneinander zu trennen waren, war lange Zeit in der Arbeiterbewegung durchaus nicht selbstverständlich, wie schon die Kritik von Karl Marx am Gothaer Programm der SPD von 1875 beweist, an dem er kritisierte, dass nicht nur die Arbeit die Quelle allen Reichtums sei, sondern ebenso sehr die Natur.

In seiner berühmten Schrift Das Kapital stellte Karl Marx fest: "Indem das Kapital sich die beiden Urbildner des Reichtums, Arbeitskraft und Erde, einverleibt, erwirbt es eine Expansionskraft, die ihm erlaubt, die Elemente seiner Akkumulation auszudehnen jenseits der scheinbar durch seine eigne Größe gesteckten Grenzen" (Das Kapital, Marx/Engels, Werke, Bd. 23, S. 630/631). In unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem entstand so ein ökonomischer Zwang zu ständigem Wirtschaftswachstum. Dieser Zwang nach Erzielung von Maximalprofit, um im internationalen Konkurrenzkampf bestehen zu können, macht es für die global agierenden Konzerne unumgänglich, sowohl die Naturressourcen als auch die menschliche Arbeitskraft immer rücksichtsloser auszubeuten.

Der Hinweis am Schluss des Artikels "Jeder kann irgendwo anfangen" greift zu kurz. Damit wird der Systemfrage letztlich ausgewichen und die eigentlichen Triebkräfte der Problematik bleiben unangetastet.

Für den Kampf zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen brauchen wir starke kämpferische Gewerkschaften, die sich der Umweltfrage ebenso annehmen wie des Kampfes um Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten. Denn wie im Artikel "Einfach anfangen" richtig erkannt wird: Arbeit und Umwelt sind nicht voneinander zu trennen.

Jörg Pitzschel, Brunsbüttel


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