Bob, der Streuner

Bob ist ein echter Hingucker: Nicht allzu oft begleitet ein Kater sein Herrchen im Huckepack durch die Großstadt. Millionen von Lesern haben ihr Herz an den kleinen Kerl verloren, der sich nun als exquisiter Hauptdarsteller im Kino präsentiert. Die Geschichte beginnt à la Ken Loach mitten in London: Als Straßenmusiker kann sich Ex-Junkie James gerade über Wasser halten, eine engagierte Sozialarbeiterin verhilft ihm zu einer Bleibe. Dort läuft ihm der Vierbeiner zu. Trotz der eigenen Not pflegt der junge Mann ihn gesund. Als er Bob die Freiheit zurückgeben will, weicht der Mitbewohner nicht mehr von seiner Seite. Damit beginnt die denkbar kostbarste Freundschaft zwischen Mensch und Tier. Fortan klingelt es in der Kasse, wenn James sich, die Fellnase im Genick, mit der Gitarre begleitet. Alle bleiben stehen und wollen das Prachtexemplar sehen. Zudem schafft James den schwierigsten Part seines Entzugs, sogar das zerrüttete Verhältnis zum Vater renkt sich ein. Klingt wie ein sozialromantisches Märchen, hat sich aber wirklich so zugetragen. Da geht nicht nur Katzenfreunden das Herz auf. Kirsten Liese

GB 2016. R: Roger Spottiswoode. D: Bob, der Streuner, Luke Treadaway, Ruta Gedmintas, joanne Froggatt u.a. 102 Min., Kinostart: 12. Januar 2017


Die Überglücklichen

Ein Energiebündel wie die unvergessliche Anna Magnani ist Beatrice, die sich permanent über jeden echauffiert, der ihre Umgangsformen nicht beherzigt, ohne Punkt und Komma redet und alles verweigert, was ihr nicht passt. Einst gehörte sie zur dekadenten High Society, doch wegen ihrer bipolaren Störung und der gescheiterten Liebe zu einem Kriminellen steht sie in einer Nervenheilanstalt unter Arrest. Die Frauenpower in diesem kraftvollen Road-Movie verdoppelt sich, wenn die renitente Lady mit einer anderen Patientin aus der Anstalt ausbüxt. Mit dem Ziel, den kleinen Sohn der jüngeren Donatella zu finden, den eine andere Familie adoptiert hat, reisen die Freundinnen à la Thelma und Louise durch die Toskana. Trotz Krisen und Konflikten versinkt das Drama nicht im Pessimismus. Vielmehr gelingt Virzì ein tiefgründiger, lebensbejahender Film, der seinen Figuren eine Chance auf Besserung einräumt. Und wenn die Heldinnen auf ihrer Flucht Autos stehlen und Spaß haben, geschieht das mit der Gewissheit, dass ein bisschen Verrücktheit nicht schaden kann.Kirsten Liese

Drama, I/F 2016. Regie: Paolo Virzì. D: Valeria Bruni Tedeschi, Micaela Ramazotti, Valentina Carnelutti, u.a. 116 Min., Kinostart: 29. Dezember