Avi Avital & Omer Avital: Avital meets Avital

Als Meister der Mandoline hat sich der israelische Musiker und Wahlberliner Avi Avital einen Namen gemacht, als Interpret klassischer Werke von Bach und Vivaldi, aber auch als Gast des Klezmer-Klarinettisten David Orlowsky. Avi Avital repräsentiert eine Generation klassisch ausgebildeter Musiker, die auch den Wert nicht-klassischer Musik mit ihren Vorzügen der individuellen Gestaltung und der Improvisation zu schätzen weiß. Nun legt Avi Avital eine CD vor, auf der diese nicht-klassische Seite mehr als bisher zum Tragen kommt. Sie ist gemeinsam mit dem New Yorker Jazz-Kontrabassisten Omer Avital und einer ausgezeichneten akustischen Band entstanden. Auch Omer Avital ist Israeli, aber nicht verwandt mit seinem namensgleichen Partner. Die Musik ihrer CD Avital Meets Avital spiegelt den multi-ethnischen Background der israelischen Gesellschaft und den Variantenreichtum ihrer Musik, in der sich westliche, osteuropäische, orientalische, sephardische und nordafrikanische Traditionen auf engstem Raum tummeln. Eine faszinierende Begegnung. Peter Rixen

CD, DEUTSCHE GRAMMOPHON / UNIVERSAL MUSIC


Max Richard Leßmann: Liebe in Zeiten der Follower

Vielleicht war der Name schuld. Jedenfalls fand die Band Vierkanttretlager nie den Erfolg, den ihre von feiner Ironie durchzogenen, deutschsprachigen Popsongs verdient gehabt hätten. Der Sänger der Husumer Band tut sich wahrscheinlich auch keinen Gefallen, nun unter seinem nicht wesentlich weniger sperrigen Namen Max Richard Leßmann eine Solo-Karriere anzustreben. Vor allem, weil die Songs, die er auf seinem Debüt Liebe in Zeiten der Follower versammelt hat, ganz und gar nicht spröde oder schwer zugänglich sind. Leßmann singt, der Albumtitel deutet es an, über sehr heutige Beziehungsprobleme, aber auch einfach mal über eine ungetrübte Romanze ("Küssen") oder die Freuden eines sinnlosen Besäufnisses ("Einen im Tee"). Das hat einen filigranen Humor, dank dem Leßmann nicht im Pathos seiner betroffenheits-duseligen Mitbewerber wie Andreas Bourani oder Mark Forster versinkt, aber trotzdem auch Hitpotential, denn er und seine versierte Band finden die Nische zwischen dem Chanson und Couplets aus der Vorkriegszeit und der altersweisen Lässigkeit von Element of Crime. Nein, wirklich: Dieser Name gehört in die Charts. Thomas Winkler

CD, CAROLINE/UNIVERSAL


Mura Masa: Mura Masa

Die Wissenschaft streitet sich, ob Wolfgang Amadeus Mozart vier oder fünf Jahre alt war, als ihm die ersten kleinen Kompositionen gelangen. Bei Alex Crossan wiederum ist verbürgt, dass er bereits 16 Jahre zählte, als er Ableton Live entdeckte. Mittlerweile ist der Engländer 21, beherrscht die Musik-Software wie kaum ein zweiter und wird als Wunderkind des britischen Pop gehandelt. Unter dem Pseudonym Mura Masa hat er frühvollendete Tracks produziert, die im Internet fleißig geteilt wurden, und Hitsongs für Kollegen geschrieben. Nun erscheint sein Debütalbum Mura Masa und erfüllt die hochgesteckten Erwartungen. Nicht nur wird jeder Song von einer neuen prominenten Stimme eingesungen, darunter Damon Albarn, der Mastermind hinter Blur und Gorillaz. Nahezu jedem Song gelingt auch ein eigentlich unmöglicher Spagat: Einerseits bedient sich Crossan bei den neuesten Erkenntnissen des Underground-Pop, schichtet Sounds kunstvoll übereinander, experimentiert mit Computer-Rhythmen und schrägen Harmonien, dennoch ist jeder Song ein potentieller Hit. Avantgarde bei größtmöglicher Eingängigkeit. Hier ist sie tatsächlich gelungen, die Quadratur des Kreises. Ob Crossan dereinst als Mozart seiner Generation in die Musikhistorie eingeht, wird sich noch zeigen müssen. Thomas Winkler

CD, POLYDOR / UNIVERSAL