Ich wollte mich schon lange mal für Eure gute Arbeit bedanken - ich lese meist jede Ausgabe von ver.di publik mit Gewinn. Ganz besonders traf das auf die letzte Ausgabe zu, insbesondere auf das Bsirske-Interview: knapp, konkret und grundsätzlich wurde dort die "To Do"-Liste aufgestellt, der sich eine neue Bundesregierung widmen sollte. Leider sieht es zurzeit nicht danach aus, dass Reformen auf dem Gebiet Steuern, Bildung, Renten und Löhnen eingeleitet werden, die einer Mehrheit der Bevölkerung zugute kämen.

Claudia Pinl, Köln

Seit 1960 bin ich Gewerkschafter: Druck und Papier, ÖTV, dann ver.di. Wie lange noch bin ich Mitglied? Herr Bsirske, warum stimmen Sie ein Klagelied an? Mit Einschränkungen haben die Gewerkschaften insgesamt mit ihren SPD-Genossen in der "Großen Koalition" doch jahrelang offenen Auges und nahezu untätig zugesehen, wohin die Reise geht, quer durch alle in dem Interview angesprochenen Themenfelder. Zuvor die mit der "Schröder/Steinmeier/Müntefering-Regierung" verabschiedeten sogenannten Hartz-Reformen. Unerfreulich und schlecht für Arbeitnehmer. Wo waren die Gewerkschaften? Ich gebe offen zu, ja, auch ich habe erstmalig die AFD gewählt, obwohl ich seit Willy Brandts Zeiten eng mit der SPD verbunden war.

In dem oben genannten Interview wird behauptet, dass 15 Prozent der Gewerkschafter die AFD gewählt haben. 50 Prozent sind meines Erachtens wahrscheinlicher. Die Flüchtlingswelle ist der Tropfen, welcher das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Millionen von (mehrheitlich) Schutz vor Armut Suchenden kamen unkontrolliert und illegal mit Billigung der Regierenden in unser Land. Kein Geld für Schulsanierungen, kein Geld für verarmte Kommunen, Kinderarmut, Tafeln, Wohnungsnot, bezahlbare Mieten, das Leiharbeiter-Problem, Straßensanierungen ... aber Geld in Milliarden-Höhe für Asylanten ist unmittelbar verfügbar, trotz der "Schwarzen Null". Der Bürger sieht doch diese Ungerechtigkeiten. Ein Großteil der Möchtegern-Regierenden, wie die Grünen, die Links-Partei und diverse SPD-Genossen verschließen offenbar bewusst die Augen, reden die Realität klein und schön, manipulieren bzw. verdrehen die Tatsachen. So sieht es aus! Und, bitte, kommen Sie mir jetzt nicht mit der Nazi- und Rassismus-Keule!!!

Ich gehe davon aus, dass Sie meinen Leserbrief nicht veröffentlichen.

Josef Mannefeld, per E-Mail


Leben "Wie aus Integration Literatur wird", ver.di publik 7_2017

Vielen Dank für den schönen Artikel von Günter Keil. Die ehrenamtliche Arbeit solcher Integrationshelfer kann gar nicht überschätzt werden - und sie wird hier klug und mit viel Empathie geschildert. Lassen sie mich aber eine gewichtige Bemerkung machen: Die Forderung, dass "Flüchtlingsfamilien auch privat deutsch sprechen sollten" - Herr Keil scheint sie zunächst zu teilen - ist falsch und sogar kontraproduktiv. Es ist ein nicht ausrottbarer Mythos, dem Politiker und leider auch durchaus wohlmeinende Pädagogen unterliegen, dass dadurch die Zweitsprache Deutsch bei den Kindern gefördert wird. Das Gegenteil ist der Fall: Ein solches Kommunikationsverhalten wäre ein sicherer Weg, jüngere Kinder in die Sprachentwicklungsstörung und ältere Kinder in eine Art "Halbsprachigkeit" zu treiben. Die Zahl der wissenschaftlich belegten Argumente dafür ist zu umfangreich, um sie hier auszubreiten, ich muss mich damit begnügen, zu versichern:

Das Wissen um die Schädlichkeit der Unterdrückung der Erstsprache ist gesichert, es gehört seit langem zu den Lehrinhalten in der Logopädie-Ausbildung, und selbstverständlich beraten wir auch die Eltern in diesem Sinne. Insofern zieht Herr Keil die völlig richtige Schlussfolgerung, wenn er schreibt: "Würde ich nach der Flucht (...) mit meiner Familie die neue Sprache sprechen? Natürlich nicht. Lernen würde ich sie." Genau. Dass er dabei so umsichtig, klug und mit herzlichem Einsatz hilft, dafür gebührt ihm - und allen Menschen, die Gleiches tun - unsere Bewunderung und (nicht nur) von den Fachleuten Respekt, Anerkennung und Dank.

Karl-Heinz Heydecke M.A.,Logopäde, Lehrlogopäde, Linguist, per E-Mail


Meldung "Zum Leben bleibt nur wenig", ver.di publik 7_2017

Der Beitrag zur finanziellen Belastung von Wohnungsmietern spricht mir zu hundert Prozent aus der Seele: Ich arbeite Vollzeit bei 45 Stunden die Woche in einem Mindestlohn-Beruf, meine Frau arbeitet Teilzeit im erweiterten Schuldienst in der morgendlichen Schülerbetreuung vor dem Unterricht von 6 bis 8 Uhr. Unsere Wohnung ist "zu groß" für Wohngeld, eine "angemessene" ist nicht zu finden - und wäre dann (Angebot und Nachfrage) vielleicht sogar teurer. Die Wohnung ist unser "Luxus": keine Freizeitaktivitäten, keine Urlaubsreise, und minimaler Konsum.

Heiko Emmerich, per E-Mail


International "Geteilte Meinungen in Katalonien", ver.di publik 7_2017

Der Beitrag scheint mir ausgewogen, er enthält jedoch Aussagen, die zu gravierenden Missverständnissen führen können. Dass Katalonien nach dem Bürgerkrieg seine Autonomie verlor, stimmt. Gegenwärtig verfügt diese spanische Region allerdings über ein sehr hohes Autonomieniveau, vergleichbar mit dem der Einzelstaaten der USA oder Flandern (siehe die internationale Vergleichsstudie "Measuring Regional Authority", erschienen im vergangenen Jahr in der Oxford University Press, ISBN: 9780198728870). Spanien ist kein zentralistischer Staat, und keine der regionalen Gliederungen der regierenden PP sympathisiert mit einer Rücknahme der derzeitigen Autonomiebefugnisse.

Dass die Krise zur Ablenkung von Korruptionsskandalen dienen könnte, gilt für beide Seiten des Konfliktes. Die gegenwärtige Partei des katalanischen Präsidenten Puigdemont (PDEC) ist eine bloße Umbenennung der früheren CDC, einer Partei, die in diesen Sumpf so verstrickt war wie die Madrider PP.

Zur Gewichtung der 90 Prozent Ja-Stimmen beim Referendum vom 1. Oktober muss die Beteiligung hinzugezogen werden: 40 bis 42 Prozent. Dies ergibt merklich weniger als 50 Prozent der Wahlberechtigten und stellt keine demokratische Basis für eine so gravierende Entscheidung dar, wie es die Erklärung der Unabhängigkeit vom Gesamtstaat ist. Zwar ist die Beteiligung massiv verhindert worden, die Ergebnisse der freien Wahlen, aus denen die derzeitige katalanische Regierung hervorgegangen ist, können jedoch diese unzureichende Basis in etwa bestätigen: Denn die jetzigen in Barcelona regierenden Parteien errangen die Mehrheit der Abgeordneten, aber nicht die Mehrheit der Stimmen - eine Folge des Wahlrechts. Die Absetzung von mehreren Parteifreunden durch den regionalen Präsidenten aus deren hohen politischen und politisch-administrativen Stellen kurz vor dem Referendum, weil sie es ablehnten, verstärkt die Einschätzung, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung Kataloniens entweder zu Ausländern in der eigenen Heimat oder zum Verlust ihrer spanischen Staatsangehörigkeit gezwungen werden sollte.

Pedro D. Munoz-Serrano, Swisttal


Meldung "ver.di Schauspielerpreis verliehen", ver.di publik 7_2017

Wir freuen uns sehr, dass unser Kollege Markus Off mit dem diesjährigen Schauspielpreis "Starker Einsatz" von ver.di ausgezeichnet wurde. Noch mehr hätten wir uns gefreut, wenn ihr in eurem Artikel auch erwähnt hättet, dass unser Berufsverband, der IVS (InteressenVerband Synchronschauspieler e. V.), mit großem finanziellen und persönlichen Engagement diese langwierige gerichtliche Auseinandersetzung für Markus Off begleitet hat. Da hätte ich mir doch gewünscht, dass ihr unsere Presseerklärung etwas präziser zitiert!

Stefan Krause, Berlin


Zum Leserbrief von Erika S. Becker zu "Die große Abzocke" und "Ein abgekartetes Spiel", ver.di publik 7_2017

Die Kollegin Becker hat ja so Recht! Nur bei einem Satz möchte ich ergänzend eingreifen: Es besteht nicht lediglich "ein Verdacht, dass es der Bundregierung doch nur darum geht, es sich mit den Lobbyisten nicht zu verderben und Konzerninteressen zu befriedigen", sondern es ist so! Die Bundesregierung(en) dienen dazu, uns Sand in die Augen zu streuen, sie sind die Diener der Kapitalisten. Wir dürfen sie wählen, die Macht aber ist woanders. "Sie meinen, sie seien an der Macht, dabei sind sie nur an der Regierung!", sagte schon Kurt Tucholsky. So ist es, leider immer noch. Es ist zu ändern.

Ulrich Straeter, Essen


Zum Leserbrief von Renate Löffler zu "Du hast die Wahl", ver.di publik 6_2017

Zur Forderung des Wahlrechts für alle: Als gebürtiger Österreicher habe ich 45 Jahre Steuern und Sozialabgaben in Deutschland entrichtet. Über die Verwendung der Steuern habe ich null Verfügungsgewalt gehabt. Ein Wahlrecht in Österreich hätte ich ausüben "dürfen", aber mit unglaublichen bürokratischen Hürden. Zudem war mir meine ehemalige Heimat ferner als nun mal Deutschland. Auch das Wahlrecht auf EU-Ebene war gespickt mit den unsinnigsten Hindernissen. So kam es in diesem Jahr zu einem bitteren Debüt, dass ich als 66-Jähriger zum ersten Mal an einer entscheidenden Wahl teilnehmen "durfte" - in Österreich, das mir finanz- wie allgemeinpolitisch so fern ist wie Neuseeland. Ich hätte gerne hier zur Gestaltung des Haushalts beigetragen, etwa im Sinne eines Rentensystems, das sich nicht hinter dem österreichischen verstecken muss. Es ist schon schizophren, dass vagabundierendes Kapital über mehr Rechte verfügt als ein Mensch, der einen Teil seines sauer verdienten Einkommens abführen muss.

Peter Stribl, mittlerweile Rentner, per E-Mail


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