Für die Beschäftigten bei Stilbruch, dem Hamburger Gebrauchtwarenkaufhaus, gilt nun auch ein Tarifvertrag. Bisher waren die Arbeitsbedingungen für die etwa 65 Beschäftigten in einer arbeitsrechtlichen Gesamtzusage geregelt. Nachdem sich seit 2017 eine Mehrheit der Beschäftigten in ver.di organisiert hat – inzwischen sind es 80 Prozent –, fiel die Entscheidung auf einem gemeinsamen Tarifworkshop, nun in Tarifverhandlungen zu gehen. „Ohne die ver.di-Mitglieder hätten Tarifverhandlungen keinen Sinn gemacht”, sagt Achim Czeschka, der ver.di-Verhandlungsführer. „Wir wären nicht wirklich handlungsfähig gewesen und hätten alles schlucken müssen, was uns vorgelegt wird.“ Durch den hohen Organisationsgrad seien Tarifverhandlungen kein kollektives Betteln mehr. Auch ein Warnstreik war plötzlich möglich und hat am Ende eine wichtige Rolle gespielt.

Verkürzte Laufzeiten wichtiger Erfolg

Der Arbeitgeber, Stilbruch ist eine Tochter der Stadtreinigung Hamburg, war zwar von Anfang an zu Verhandlungen bereit, allerdings lagen die Vorstellungen weit auseinander, sodass insgesamt fünf Verhandlungsrunden und ein Warnstreik notwendig waren, um zu einem Kompromiss zu kommen. Dieser sieht nicht nur eine Erhöhung der Löhne um 3,75 Prozent in 18 Monaten vor, sondern vor allem deutliche strukturelle Verbesserungen für einen großen Teil der Beschäftigten durch die Verkürzung von Stufenlaufzeiten. Achim Czeschka: „Das waren keine leichten Verhandlungen, aber ein guter Einstieg ist geschafft. Insbesondere die verkürzten Stufenlaufzeiten sind ein wichtiger Erfolg.“

In einem Jahr endet die Laufzeit, dann wird weiterverhandelt. Nach der ausgehandelten Erhöhung erhalten viele Stilbruch-Angestellte nun bereits den Mindestlohn von 12 Euro die Stunde, den die Bürgerschaft für alle Hamburger öffentlichen Unternehmen beschlossen hat und der bis 2020 geregelt sein muss. „Klar ist auch: In einem Jahr muss der Arbeitgeber deutlich nachlegen, es ist wirklich bedauerlich, dass er nicht die Chance ergriffen hat, die 12 Euro jetzt schon für alle zu vereinbaren“, sagt Czeschka. „Stilbruch hat abfallwirtschaftlich und für das gute Image der Stadtreinigung in Hamburg und bundesweit eine hohe Bedeutung. Das wäre ohne die engagierte Arbeit der Kolleg/innen nicht möglich, deshalb werden wir auch 2019 bei den Verhandlungen nicht lockerlassen.“